Fetzige Weisen und flotte Sprüche im Michelauer Gemeindezentrum

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Passt wie angegossen: Der Floh darunter hat keine Chance zu entkommen. Foto: KLaus Gagel
Passt wie angegossen: Der Floh darunter hat keine Chance zu entkommen.  Foto: KLaus Gagel
Einzug im Gemeindezentrum.
Einzug im Gemeindezentrum.
 
Bei der Schweinepolka beweist "häisd'n'däisd vomm me", dass Männer multitaskingfähig sind.
Bei der Schweinepolka beweist "häisd'n'däisd vomm me", dass Männer multitaskingfähig sind.
 
Um eingeschnittene Klöße ging´s beim Bratpfannensong.
Um eingeschnittene Klöße ging´s beim Bratpfannensong.
 
Ein Haarschopf als Krönchen als Abwehrstrategie gegen Flöhe.
Ein Haarschopf als Krönchen als Abwehrstrategie gegen Flöhe.
 
Für den Franken-Rap musste das Waschbrett herhalten.
Für den Franken-Rap musste das Waschbrett herhalten.
 

Die "Boygroup from the lower East Side of the Main River" gastierte im Michelauer Gemeindezentrum. Und da sie fremden Kulturen aufgeschlossen gegenübertreten, bauen sie flugs das einheimische "Kruet na" ins Programm ein.

"Da waggld des Kodledd" hieß es am Samstagabend im Gemeindezentrum. Allerdings war damit nicht das Fleischstück in der Pfanne gemeint, sondern das Rippenstück des Schweins beim Paarungsakt. Damit war klargestellt: Es würde ein frisch, fromm, fröhlich, frecher, fränkischer Abend werden, wobei man hinter "fromm" durchaus ein zartes Fragezeichen setzten darf.
Doch die Jungs von "häisd'n'däisd vomm me", wie sich die "Boygroup from the lower East Side of the Main River" nennt, dürfen das, denn schließlich sind sie katholisch. Und so brachten sie mit ihren fetzigen Weisen und flotten Sprüchen das proppenvolle Gemeindezentrum vollends zum Kochen.
Wie schön ist doch das Frankenland, wie bildhaft ist seine Sprache und wie multikulturell ist vor allem der "frängische Dialeggt". Wer wüsste das besser als "häisd'n'däisd vomm me" denn schließlich sind die Sechs oft weg vo dehem (für Nichtfranken
= auswärts), wo sie sich mit fremden Kulturen konfrontiert sehen, denen sie aufgeschlossen gegenüberstehen. So haben sie kurzerhand den Michlaare Schlachtruf "Kruet naa" in ihre Programm integriert. Das lebt von ihrem zum Teil mehrstimmigen Sprechgesang, einer hintersinnigen Wortakrobatik, aber auch so originellen Instrumenten wie dem Waschbrett oder halbvollen Bocksbeutelflaschen, die sich trefflich als Begleitinstrumente eignen.

In Kontakt zum Publikum

Zur wahren Größe entfalten sich die Virtuosen auf ihren klassischen Instrumenten den beiden Klarinetten, Akkordeon, Tuba, Trompete und Tenorhorn. Doch auch Posaune und Kontrabass erklingen bei ihrer Lausbubenmusik. Ständig suchen sie den Kontakt zum Publikum, sei es bei Umfragen ("sind zufällig einige Heimscheißer da?") oder wenn Kornel, der Klarinettist, die Kerstin aus der fünften Reihe zu sich auf die Bühne holt. Jedes Mal wenn er ein Stück seiner Klarinette ablegt, ist sie aufgefordert irgendein Teil, das sie am Körper trägt abzulegen. Das Publikum weiß nicht, was es mehr bewundern soll: die Spielfertigkeit des Klarinettisten oder den Einfallsreichtum der jungen Frau. Die legt zwar interessanterweise als erstes ihren Ehering ab, doch während Kornel Hetterich (so heißt unser Musiker mit vollem Namen) nur noch auf dem Mundstück spielend vor ihr kniet, hat sie immer noch ein Tempotaschentuch zu bieten, ehe es an die Kleidung geht.
Doch auch sonst kommt das Publikum nicht ungeschoren davon, schon gar nicht, als sich das Sextett auf Flohsuche durch die Stuhlreihen begibt. Wo haben sich die sprungfreudigen Sechsbeiner nur versteckt? Sitzt da nicht einer auf dem stark gelichteten Hinterkopf? Ein sanfter Klaps doch so ein Mist, er ist entwischt. Vielleicht lassen sich die Quälgeister leichter einfangen, wenn man kurzerhand die Posaune übers Haupthaar stülpt oder den Haarschopf zu einem Krönchen zusammenbindet.
Sie sind schon richtige Viecher, die Jungs von "häisd'n'däisd vomm me" vor allem, als sie bei der Schweinepolka den Rhythmus auf ihren wohlgenährten Bäuchen klopfen. Doch vom Vieh kommen sie gleich zur Philosophie, "denn nicht alle, die unter demselben Himmel wohnen, haben auch den gleichen Horizont". So richtig tiefsinnig wird's beim "Wenn der Herrjott ruft". Berufsspezifisch erfolgt der Abgang, denn wenn der Herrgott ruft, dann ist Sense: Dem Uhrmacher schlägt das letzte Stündchen, der Dieb stiehlt sich einfach fort, der Professor gibt seinen Geist auf, der Beamte schläft friedlich ein und während der Turner am Reck verreckt, scheidet der Gynäkologe dahin.
Es sind diese Lebensweisheiten, mit denen "häisd'n'däisd vomm me" beim Publikum punkten das von der Frankengaudi einfach nicht genug bekommen kann. Nach einer kurzen Reminiszenz an den "Weltfrauentag" folgt als Trost für die Männer im Publikum auf den "Tag des Herrn". Wie ließe der sich besser nutzen als zu einer Wanderung ins Gebirge, dem 500 Meter hohen Zabelstein im Steigerwald. Es sind nicht zuletzt die Anklänge an die bekannten Musikstücke und Hits aus den Charts unterlegt mit einem fränkischen Text, die das Publikum mitreißen und zum Mitklatschen animieren. Aber auch die grandiosen Instrumentalleistungen fordern zu frenetischem Applaus heraus etwa als Michl mit einem Czardas den Geschwindigkeitsrekord an der Posaune bricht.
Und so geht ein raunendes Bedauern durch den Saal als "häisd'n'däisd vomm me" das "Gut' Nacht" anstimmt. Klar, dass man die Sechs nicht so gehen lässt und so trösten sie ihre Fans mit der Erkenntnis, dass der Rap in Franken erfunden wurde, "yeah"! Es gibt Beweise dafür, dass wir in Franken die Allercoolsten sind. Der original Rap kommt nämlich aus Raperndorf! Zum Trost für alle, die den unvergleichlichen Abend in Michelau nicht live miterlebt haben sei auf die Homepage von "häisd'n'däisd vomm me" verwiesen. Dazu gibt's auch die passende CD zu "da waggld des Kodledd".