Facebook-Seite ist bald wieder stark

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Für uns ziehen Michael Kiefert und Werner Diefenthal Bilanz. Ein T-Shirt zu ihrer Facebook-Seite gibt es auch. In sehr limitierter Auflage. Foto: Markus Häggberg
Für uns ziehen Michael Kiefert und Werner Diefenthal Bilanz. Ein T-Shirt zu ihrer Facebook-Seite gibt es auch. In sehr limitierter Auflage. Foto: Markus Häggberg
So schaut die Seite aus. Screenshot: FT
So schaut die Seite aus. Screenshot: FT
 

Vor einem halben Jahr wurde die Facebook-Seite "Gemeinsam stark für Lichtenfels" gegründet. Sie will Ideensammlerin und Begleiterin des politischen Stadtgeschehens sein. Derzeit ist nicht viel los. Warum?

Christopher Noack hatte keine Zeit. Werner Diefenthal (51) nahm sie sich an seinem Geburtstag und Michael Kiefert (33) sogar trotz all der Renovierungsarbeiten in seiner Wohnung. Zu dritt haben die Lichtenfelser mit der Seite "Gemeinsam stark für Lichtenfels" eine Plattform geschaffen, auf der viel zu ihrer Stadt politisiert wurde. Damals, als die Bürgermeister- und Stadtratswahlen noch nicht gelaufen waren. Das soll auch bald wieder so werden, denn so ein bisschen als aufklärerische Instanz sehen Kiefert und Diefenthal ihre Facebook-Seite schon. "Jetzt ist nichts mehr damit von wegen wir haben davon nichts gewusst", beschreibt Kiefert das Ansinnen der Seite, Lokalpolitikern so etwas wie Volkes Wille und Meinung zu ausbleibenden, verzögerten oder beschlossenen Projekten vor Augen zu führen.
Aber nun herrscht eine gewisse Form von Sendepause. Durchaus "von uns gesteuert", sagt Diefenthal und was er als Grund dafür benennt, ist eine Schonfrist für den neuen Bürgermeister. "Andi (Hügerich) ist erst gewählt worden, lasst ihn erst mal den Stadtrat konstituieren", so der Rentner, der auch schriftstellerisch tätig ist. Eine Frist bis zur verstärkten Aktivierung der Seite gibt es auch und die ist kürzer als die neu gewählten Politikern üblicherweise zugestandenen 100 Tage. In wenigen Tagen schon soll das Geschehen in Lichtenfels und seinen Ortsteilen von der Facebook-Seite wieder verstärkt begleitet werden. Dann wird auch der tägliche zeitliche Aufwand für Diefenthal und Kiefert wieder steigen. Vor der Wahl habe er vier Stunden mit dem Sortieren und Kommentieren von Einträgen zugebracht, derzeit beläuft sich der Aufwand auf eine.

Ordnend eingreifen

Disziplin und Maß. Für beides soll gesorgt werden. Neben dem Entfernen persönlicher Angriffe und unsachlicher Kommentare, sehen Kiefert und Diefenthal auch eine Notwendigkeit zur ordnenden Ernüchterung. "Wir brechen auch Erwartungen runter", lässt sich der 51-Jährige in Bezug auf unrealistische Erwartungen von Bürgern an die Lokalpolitik vernehmen. Ein Bürgermeister könne schließlich "nur die Rahmenbedingungen schaffen" und das verstünden die jungen Nutzer der Seite durchaus. Die sind "oft einsichtig und beharren nicht" auf überzogenen Ansprüchen. Grund, ordnend einzugreifen und zur Disziplin zu rufen, habe in der kurzen Geschichte der Facebook-Seite auch schon bestanden. Dunkles Kapitel, brauner Sumpf. "Ihr redet davon, unpolitisch zu sein und jetzt hetzt ihr gegen die NPD", soll ein Eintrag gelautet haben. Ähnliche seien gefolgt. Auch bei der Aktion "Lichtenfels ist bunt", bei der vor einigen Tagen Bürger auf dem Marktplatz eine Kundgebung der NPD unmöglich machten. So geschlossen und einheitlich bunt sei Lichtenfels laut Kiefert und Diefenthal aber gar nicht gewesen. 150 Kommentare von Lichtenfelser Bürgern, die, "wenn sie den Arsch in der Hose gehabt hätten, bei den Rechten gestanden wären", seien auf der Facebook-Seite aufgetaucht, sagt Kiefert. "Anti-bunt jedenfalls", bestätigt Diefenthal gemäßigter. "Wir haben gesagt: weg damit - Krawallbürster raus!" Darum wurden die Einträge gelöscht. Auch wenn es auf ihr derzeit nicht so aussieht. Die SPD taucht dort mit Einträgen nämlich erstaunlich oft auf. Was eine Frage aufwirft: War sie offener für die Seite oder die Seite offener für sie? Ersteres, meint Diefenthal und Kiefert fügt an, dass zu allen Parteien Nähe gesucht wurde, Resonanz aber hauptsächlich vom Wahlsieger kam.

Doch, für eine Seite für Lokalpolitikinteressierte hält Diefenthal "Gemeinsam stark für Lichtenfels" schon. Nicht ausschließlich, aber eben auch. Darum glaubt er nicht, dass, die Jugend keinen Anteil am Machtwechsel in der Stadt gehabt haben soll. Im Gegenteil: wer sich auf den Foren der Facebook-Seite tummelte, der sei ganz gewiss auch zur Wahl gegangen, meint der 51-Jährige. "Gemeinsam stark für Lichtenfels" habe die Jugend erreicht, das steht für die Initiatoren fest. Wohl auch darum, weil der Ton auf der Seite optimistischer geworden sei.