Es klafft eine Finanzierungslücke

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Miteigentümer Schardt vor romantischer Kulisse im Innenhof des Redwitzer Schlosses. Schwere Bauschäden finden sich im Inneren. Foto: Popp
Miteigentümer Schardt vor romantischer Kulisse im Innenhof des Redwitzer Schlosses. Schwere Bauschäden finden sich im Inneren. Foto: Popp
Sauberes Umfeld, solide Außenmauern: das Redwitzer Schloss vom Gutshof aus gesehen Foto: Popp
Sauberes Umfeld, solide Außenmauern: das Redwitzer Schloss vom Gutshof aus gesehen Foto: Popp
 
Otto Schardt vor der neuen Eingangstür Foto: Popp
Otto Schardt vor der neuen Eingangstür Foto: Popp
 
Blick durch den Torbogen in den Innenhof Foto: Popp
Blick durch den Torbogen in den Innenhof  Foto: Popp
 
Schwer beschädigt ist die Decke des Saales - durch eingedrungenes Wasser Foto: Popp
Schwer beschädigt ist die Decke des Saales - durch eingedrungenes Wasser Foto: Popp
 
Innenhof mit Turm Foto: Popp
Innenhof mit Turm  Foto: Popp
 
Das Schloss befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Gutshof mit Schänke. Foto: Popp
Das Schloss befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Gutshof mit Schänke.  Foto: Popp
 

Ohne Unterstützung werden die Eigentümer ihr Nutzungskonzept nicht umsetzen und das Redwitzer Schloss wieder mit Leben erfüllen können.

Vor rund drei Jahren haben Otto Schardt und Armin Fröhlich das Redwitzer Schloss gekauft. Schardt als Nachbar, der etwas gegen den Verfall unternehmen wollte, Fröhlich als ein Freund, der ihn dabei unterstützten wollte. Bezahlt haben sie kaum mehr als den Grundstückspreis. Millionen müssten hier investiert werden, wollte man mehr als den Ist-Zustand erhalten, das war klar. Millionen, die die beiden natürlich nicht haben. Entscheidend würde es sein, ein Nutzungskonzept zu entwickeln und öffentliche Mittel zur Unterstützung zu bekommen. Das Schloss, 1248 erstmals urkundlich erwähnt, könnte schließlich ein Schmuckstück für die gesamte Region werden. Im Mai dieses Jahres schien es Anlass zur Freude zu geben: Nachdem seitens des Denkmalschutzes in München Fördergelder in Aussicht gestellt worden waren, stimmte der Gemeinderat einer finanziellen Beteiligung im Zuge der Städtebauförderung zu. Hierbei gilt die 60:40-Regel: 60 Prozent der Fördersumme fließt aus Mitteln der Städtebauförderung über die Regierung von Oberfranken, die Kommune trägt 40 Prozent. In Redwitz ging man von einem Eigenanteil von 600 000 Euro aus. Das heißt, man erwartete nach einem Vorgespräch 1,5 Millionen Euro. Der Schlosshof und die Räume im Erdgeschoss des Nord-West-Flügels sollen der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden, nutzbar für Vereins- und andere Veranstaltungen sein. Darüber stellt man sich Büro- und Praxisflächen vor. Eine Refinanzierung beabsichtigen die Eigentümer auch über die Vermietung von vier komfortablen Ferienwohnungen. Denn: Die Nachfrage beim benachbarten Gutshof, den Schardt mit seiner Familie betreibt, ist gut.


Rückschlag erlitten

Einen herben Rückschlag erlebten die Besitzer allerdings vor wenigen Tagen. Statt der mündlich in Aussicht gestellten 1,5 Mio. Euro aus der Städtebauförderung übersandte die Sachbearbeiterin eine E-Mail mit der Vorabberechnung über lediglich 500 000 Euro - und wechselte in ein anderes Bundesland. Otto Schardt hofft nun, dass es sich um einen Berechnungsfehler handeln möge, bittet um Überprüfung. Den Berechnungsschlüssel kennt er nicht, eine Erklärung hat er auch nicht bekommen. Man müsse versuchen, die Finanzierungslücke zu füllen, sagt er ruhig. Er macht aber gleichzeitig deutlich, dass er gerne schon viel weiter wäre mit seinem Projekt, dass er die Zeitspanne in der Antragsbearbeitung für ein großes Problem hält. "Wer tut sich so etwas an?" Trotzdem will Schardt nicht aufgeben. Vor Jahren hat er schon mal ein Denkmalhaus erworben und wiederhergerichtet: "Ich hab ein Faible für alte Bauten."


Task Force Altbau angeregt

Eigentlich müsste man eine Task Force Altbau bilden, so seine Anregung: eine Art Fachberatung und Vermittlungsstelle in jedem Landratsamt. Eine Stelle, die Interessierten die Angst nimmt vor einer Sanierung, die Möglichkeiten aufzeigt, Baufehler vermeiden hilft. Nicht nur bei denkmalgeschützten Häusern. "In Redwitz haben wir im Ortskern rund 25 Häuser, die älter als 100 Jahre sind, nur fünf davon sind Denkmäler", erklärt Schardt. Die alte Bausubstanz werde unterbewertet, findet er, viele trauen sich nicht hin. "Die Leute bauen lieber neu." Aber es würde ein Stück von der Seele unserer Gegen verloren gehen, wenn sich niemand kümmere.



Kommentar: "Wo, bitte, wohnt die Denkmal-Fee?"

An einem sonnigen Tag im Innenhof des Redwitzer Schlosses. Man muss nicht die Augen schließen, um ein bisschen zu träumen. Hier könnte gewohnt, gearbeitet und gefeiert werden. Eine romantische Kulisse mit Torbogen und Turm und über 750 Jahre Geschichte umfangen einen. Die Mauern sind solide, die Dachrinne ist neu. Man sieht: Es war schon jemand am Werk, um den Sandstein vor Nässe zu bewahren, den Bestand zu sichern. Doch der Dornröschenschlaf dieses historischen Ensembles ist noch nicht beendet. Bevor die jetzigen Eigentümer das Schloss erwarben, wurde ihm übel zugesetzt - durch Tun und Nichtstun. Da wurden unsachgemäße Einbauten vorgenommen und Schäden nicht behoben, sodass schlimmere folgten. Niemand schritt ein, niemand beendete diese Misere.

Zwei Privatleute nahmen sich des Redwitzer Schlosses an. Sie haben einen Beruf, Familie und keine eigene Yacht. Sie machen es, weil sie nicht zuschauen wollen, wie "ein Stück von der Seele unserer Gegend" verkommt. Weil sie "ein Faible für alte Bauten haben", wie sie es ausdrücken. Sie haben die Stunden nicht gezählt, in denen sie in ihrer Freizeit Schutt heraus geschaufelt und so etwas wie Notsicherung betrieben haben. Da sahen sie zumindest, dass etwas voranging. Bei offiziellen Stellen, von denen sie sich Unterstützung für ihre Idee der Rettung und künftigen Nutzung des Schlosses erhofften, war das anders. Im zuständigen Münchner Ministerium für Wissenschaft und Kultus soll ihr Antrag mehr als ein Jahr liegengeblieben sein. Bei Nachfragen seien sie vertröstet worden, bis sich endlich eine Mitarbeiterin verantwortlich fühlte, zu suchen. Sie entdeckte die Unterlagen angeblich auf dem Tisch eines Kollegen, der sich seit eineinhalb Jahren im Krankenstand befand. Und nach einem Gespräch in Bayreuth erschien ein Zuschusses aus der Städtebauförderung über 1,5 Millionen realistisch - bis schließlich sage und schreibe eine Million Euro (!) weniger notiert und dies per E-Mail mitgeteilt wurde. Nun prangt in der Kalkulation ein Fehlbetrag, der das Konzept ins Wanken bringt.

Ins Wanken bringen diese Erfahrungen aber vor allem den Glauben an ein Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit dem historischen Erbe. Der engagierten haupt- und ehrenamtlichen Arbeit im Denkmalschutz wird mit solchen Beispielen ein Bärendienst erwiesen. Freilich muss die Vergabe von Fördergeldern geprüft und begleitet werden. Aber Auskünfte müssen verlässlich und Wartezeiten annehmbar sein.

Es ist bewundernswert, mit welcher Geduld und Besonnenheit Otto Schardt, einer der Besitzer, spricht und handelt. Immer noch. Wenn man die Geschichte bis hierher gehört hat und im Innenhof des Redwitzer Schlosses steht, ist man versucht, ganz laut nach der guten Fee zu rufen, die endlich hilft.