Wie fühlt sich ein Blinder? Wie bewältigt er alltägliche Situationen? Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse der Berufsfachschule für Krankenpflege am Klinikum Lichtenfels fanden es am Dienstag durch verschiedene, praktische Selbsterfahrungen heraus.
Die blinde Elisabeth Seemüller, Blinden- und Sehbehindertenberaterin beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB), erzählt zunächst verschiedene Situationen aus ihrem Alltag. Anschließend ist Praxis angesagt. Die Klasse muss verschiedene Aufgaben bewältigen, teils mit Dunkel- teils mit Simulationsbrille. Das "Blindenfrühstück" ist dabei ein lustiger wie lehrreicher Programmpunkt. Vor allem die beiden Lehrerinnen Gabi Kirstein und Daniela Borchert, die zuschauen, haben einiges zu lachen. Die 15 Schüler frühstücken gemeinsam mit einer Augenbinde, die ihnen das Augenlicht nimmt. Der Lärmpegel steigt gewaltig an, als die Schüler versuchen, sich mittels Zurufen zu orientieren. Dies fällt ihnen sichtlich schwer. "Oh mein Gott, jetzt hätt ich beinahe mein Käs' in Kaffee!", hört man aus dem Stimmengewirr. Manuel isst sein Brötchen mit Joghurt und Schinkenwurst. Seine Mitschülerin Patricia schmiert die Butter nicht auf das Brot, sondern auf die Tomate. "Wenn man das schüttelt, höre ich, dass das Salz ist!", sagt der 21-jährige Christian, während er den Pfeffer in der Hand hält.