Am Wochenende übten 300 Feuerwehrleute den Notfall im Tunnel "Reitersberg" nahe Oberwohlsbach. Aus dem Landkreis Lichtenfels kamen über 70 Einsatzkräfte.
Der ICE-Zug "Arhus" steht im Tunnel "Reitersberg" auf einem der beiden Schienenstränge. Es ist kalt im Tunnel, kaum zehn Grad Celsius herrschen hier unten. Die 13,70 Meter breite und neun Meter hohe Betonröhre ist von Lampen an den Tunnelwänden in ein Dämmerlicht getaucht.
350 Feuerwehrleute, darunter 50 Instruktoren, probten am Wochenende nahe dem Rödentaler Stadtteil Oberwohlsbach den Notfall. Aus dem Landkreis Lichtenfels waren über 70 Feuerwehrleute vor Ort.
Die Notfallübung fand im drei Kilometer langen Tunnel "Reitersberg" der ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt statt. Zwei Rettungstunnel, abgeschottet durch feuersichere Schleusen, führen von der Oberfläche rund 90 Meter tief hinunter in den Fahrtunnel.
Die Übung war der Auftakt zehn solcher Szenarien, bei denen sich die durchweg ehrenamtlichen Einsatzkräfte mit den Besonderheiten eines Einsatzes unter Tage vertraut machen. Zwölf sogenannte Tunnelbasiseinheiten (TBE) trainierten den Umgang mit der Löschwasserversorgung, Saug- und Lüftungsleitungen und - besonders wichtig - den Prüfeinrichtungen für die Oberleitungsspannung.
Aus dem Landkreis Lichtenfels waren alle drei Tunnelbasiseinheiten vorhanden, erzählt Kreisbrandinspektor Gerhard Elflein: Eine aus Bad Staffelstein, eine aus Michelau und Lichtenfels sowie eine aus Kleukheim, Birkach und Ebensfeld.
An diesem Wochenende war kein Strom auf der Oberleitung. "Bevor bei einem Rettungseinsatz der Tunnel erkundet werden und die Rettung beginnen kann, muss die Oberleitung auf alle Fälle abgeschaltet sein", erklärt Bahn-Pressesprecher Frank Kniestedt.
Die Sitzreihen im ICE "Arhus" waren mit Planen abgedeckt, auf dem Boden war Pappe ausgerollt. Die Einrichtung sollte geschont werden. An den geöffneten Zugtüren lehnten Leitern, durch den Führerstand irrlichterten Taschenlampen. Einige Puppen stellten Verletzte dar und wurden an die Seite getragen.
"Löschen, um zu retten heißt es bei einem Tunnelbrand. Anders ist es bei einem Hausbrand. Da rettet man erst die Menschen und löscht dann das Feuer", sagt Gerhard Elflein. Enge, Dunkelheit, lange Flucht- und Rettungswege aus dem Tunnel für Passagiere und Einsatzkräfte machen die Situation so ganz anders. Erprobt wurden zudem die Rollpaletten: flache Wagen, mit denen Verletzte oder Material auf der Schiene transportiert werden.
Konzept der beiden Bundesländer
Bei der ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt trainierten Feuerwehrleute aus Bayern und Thüringen gemeinsam. Seit einigen Jahren arbeiten die Einsatzkräfte aus beiden Bundesländern an einem gemeinsamen Konzept. Dieses sieht unter anderem vor, dass im Falle eines Tunnelbrandes pro Rettungsplatz zwei Tunnelbasiseinheiten hinzugerufen werden. Rettungsplätze gibt es an jedem Tunnelportal sowie an den Notausgängen.
"Im Tunnel Eierberge gibt es fünf Zugänge, also auch fünf Rettungsplätze. Bei einem Brand müssen somit zehn Tunnelbasiseinheiten vor Ort sein", erklärt Gerhard Elflein. Drei kämen aus dem Landkreis Lichtenfels, fünf aus dem Nachbarlandkreis Coburg und weitere aus Thüringen.
Auf der Neubaustrecke reihen sich 27 ICE-Tunnel beiderseits der Landesgrenze. Feuerwehrleute und Technisches Hilfswerk zwischen Erfurt und Ebensfeld besitzen die gleiche Ausrüstung, haben gleiche Kenntnisse und können daher in jedem Tunnel Hilfe leisten. In der Vergangenheit sind die Tunnelbasiseinheiten - 18 in Thüringen und neun in Bayern - gebildet worden. Führungsfahrzeug, zwei Löschfahrzeuge, Rüst- und Transportwagen stellen eine Basiseinheit dar.
Für die Feuerwehren hatte die Bahn zusätzliche Einsatzfahrzeuge mit Langzeit-Atemschutzgeräten, Wärmebildkameras und besonderen Tragen zum Rollen zur Verfügung gestellt.
Nächste Übung in zwei Wochen
Um die Rettungskräfte der vielen kleinen Ortsfeuerwehren sowie die Tunnelbasiseinheiten realistisch mit der ungewohnten Lage vertraut zu machen, waren alle Lehrer aus den Feuerwehren zur Ausbildung an der International Fire Academy in der Schweiz. Dort gibt es den einzigen Übungstunnel in Europa, in dem ein gasbefeuerter Zug steht.
In zwei Wochen findet die nächste Übung in einem ICE-Tunnel in Thüringen statt, wieder mit Feuerwehrleuten aus beiden Bundesländern. Im Herbst folgt eine Rettungs- und Notfallübung auf der ICE-Brücke über den Froschgrundsee.