Einen Hörpfad am Main arbeiteten die Umweltstationen Weismain und Bamberg-Fuchsenwiese gemeinsam aus.
Welche Geräusche sind typische für einen Wanderschäfer und seine Tiere? Was zwitschern sich die Flussregenpfeifer im Flussbett des Mains zu? Was ist in einem Kieswerk zu hören? Wie hört es sich an, wenn der Biber eine Burg baut? Und was wispern der Wind und die raschelnden Blätter eines Auwaldes?
Um diese und ähnliche Fragen geht es an dem Hörpfad, den die beiden Umweltstationen Weismain und Bamberg-Fuchsenwiese in diesem Jahr inhaltlich erstellt haben. An zehn ausgesuchten Stationen des Main-Radwanderwegs zwischen Hallstadt und Burgkunsdtadt (je fünf pro Landkreis) werden die Audiofiles zu hören sein - also jene Beiträge, die Brigitte Pfister (Bamberg) und Christian Luplow (Weismain) zusammen mit Kindern, Jugendlichen und Studierenden erstellt haben.
Mit dem Smartphone abrufbar
Inhaltlich ist das Projekt abgeschlossen. Nun fehlen nur noch die Stelen, an denen jene QR-Codes angebracht werden, über die der Besucher vor Ort mit seinem Smartphone die kleinen Erklärstücke, Geschichten und Märchen abrufen kann. Die Tafeln mit den Codes sollen noch in diesem Jahr installiert werden, so dass der Hörpfad im kommenden Frühjahr auf jeden Fall genutzt werden kann.
Ein Ziel sei gewesen, einen landkreisverbindenden Pfad zu schaffen, der mit Mitteln des bayerischen Umweltministeriums gefördert wird, sagen Brigitte Pfister und Christian Luplow. Geschaffen wurde der Pfad
von Kindern und Jugendlichen
für Kinder und Jugendliche.
Der Name sagt es bereits: Geräusche stehen im Mittelpunkt. Dafür überlegten sich die Betreuer zusammen mit den jeweiligen Jugendgruppen vor Ort, welche Geräusche zu welchem Platz passen. Kleine Drehbücher wurden verfasst und Bamberger Lehramtsstudentinnen verfassten sogar zwei Märchen.
Hinhören, statt "nur" schauen
"Für uns war's wichtig, an einem Ort stehen zu können und dort die entsprechenden Geräusche anzuhören", sagt Christian Luplow. Das gesammelte Material der zehn Autorengruppen wurde dann am Schneidetisch zu drei- bis fünfminütigen Hörstücken zusammengebaut. "Weil wir alle heute visuell überlastet sind, kam es uns besonders aufs Hinhören an", ergänzt Brigitte Pfister.
Die genauen Standorte der Stelen mit den QR-Codes sind zwar grob fixiert, aber noch nicht genau bestimmt. Fest steht aber schon, dass in Schwürbitz, direkt am Main, ein Hörstück über die Flößerei angeboten wird, dass am Döringstadter Bernhardsgraben etwas über diesen Dorfbach abgerufen werden kann und dass bei Redwitz die Renaturierung des Flusslaufs und das Auwald-Biotop thematisiert werden.
Dokumentarisch oder reportageartig sind die Stücke aufgebaut. Beispiel Trieb: Hier recherchierten Burgkunstadter Realschüler ihren Beitrag über den Kiesabbau und die Folgenutzung der Baggerseen. Im Vorfeld hatten sie sich eine Geschichte überlegt. Dann besuchten sie das Kieswerk, um O-Töne einzufangen. Der Besitzer, Martin Schramm, führte sie und erläuterte, was hier passiert. Die Motoren vorbeifahrender Bagger und das Geräusch, das beim Abkippen von Kies entsteht, wurden lautmalerisch integriert.
Kopfweiden sind schweigsam
Natürlich wird auch ein Hörstück über Kopfweiden und das Korbflechten dabei sein. Nun sind Weiden an sich eher schweigsam. Es kam also darauf an, vorher eine Geschichte zu haben, die erzählt und mit entsprechenden Geräuschen versehen werden kann. Christian Luplow berichtet von Lokalterminen der Viertklässer im Weidenlabyrinth und bei praktischen Flechtarbeiten. Die Geschichte, sagt er, verselbstständigte sich schnell.
Die Kinder merkten, was man mit Weiden alles machen kann - und dass Weidenruten austreiben, wenn man sie ins Wasser stellt. Die drum herum geschriebene Geschichte: Die Kinder treffen einen Mann, der eine Kopfweide zurechtstutzt. "Warum machst du den Baum kaputt?", fragen sie. Dazu werden Schneidegeräusche eingespielt. Die Kinder erfahren, dass der Mann Korbmacher ist und die Weiden keineswegs kaputt macht.
Mit Bamberger Eichendorff- Gymnasiastinnen, sagt Brigitte Pfister, sei sie bei einem Wanderschäfer gewesen. Die Mädchen dachten sich eine Erzählung aus: Ein vergessenes Schaf steht verlassen da. Gemeinsam suchen sie den Schäfer. Von ihm erfahren sie, wie sein Tagesablauf aussieht und wo seine Tiere zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Mit viel Freude seien zwei Studentengruppen der Uni Bamberg ans Projekt herangegangen. Die Lehramtsstudentinnen schrieben und vertonten zwei Märchen - eines über Kleinlebewesen im Wasser, das andere über den Flussregenpfeifer und sein gut getarntes Gelege im Kiesbett.