Vor 15 Jahren erhielt Staffelstein das Prädikat "Bad". Vorausgegangen war ein langer Weg durch amtliche Instanzen.
1600 Meter tief unter dem Maintal ruht ein gut konservierter Schatz, das Mineralsalz. Vor Jahrmillionen entstand diese Schatzkammer der Natur. Dass dieses "weiße Gold" vorhanden sein müsste, ahnten die Staffelsteiner schon lange - in welcher Tiefe man aber auf die Mineralsalze stoßen würde, konnte keiner genau sagen.
Der Heimatforscher Heinrich Kohles (1913 bis 1986) war es, der nicht lockerließ. Er war überzeugt, dass es gelingen müsse, die Sole zu erschließen und für ein Heilbad zu nutzen. Kohles bekniete den damaligen Staffelsteiner Bürgermeister Reinhard Leutner (CSU), nach der Sole bohren zu lassen.
Reinhard Leutner hatte die Chancen ebenfalls erkannt, die das Erschließen der Sole für Staffelstein böten - zumal die Stadt 1972 durch den Wegfall des Landkreissitzes einen Zentralitätsverlust zu verkraften hatte.
1975 erfolgte die erste Bohrung.
Die Staffelsteiner bangten, in welcher Tiefe man wohl auf die Sole stoßen würde und welchen Grad der Mineralisierung sie haben würde. Doch zunächst sprudelte nichts aus dem Boden. Immer tiefer musste gebohrt werden, bis man endlich, in 1600 Metern Tiefe, auf eine Mineralwasser führende Schicht stieß. "Das erste Wasser war eine braune Brühe", erinnert sich Baptist Faulstich (FW), der von März 1994 bis März 2000 Staffelsteiner Bürgermeister war. "In den 1970er-Jahren war aber noch gar nicht planbar, welches Wasser wir finden würden."
Planungsphase fürs Thermalbad
Nach einigen Tagen sei das Wasser von selbst klarer geworden, sagt Baptist Faulstich. Es wurde in verzinkte Wannen des Milchhofs gefüllt, in denen die Staffelsteiner anfangs badeten.
Der Bau des Thermalbades nahm dann rund ein Jahrzehnt in Anspruch, 1986 öffnete die Obermain-Therme ihre Pforten.
Doch bis zu Staffelsteins Bad-Anerkennung sollten noch viele Jahre vergehen. Baptist Faulstich hat diesen Prozess zunächst als Geschäftsleitender Beamter, später als Bürgermeister begleitet. Er sei "vorbelastet", sagt er, denn "als Geschäftsleiter unter Leutner" habe er vieles mitbekommen". In seiner Amtszeit als Bürgermeister sei im Dezember 1995 der offizielle Antrag der Stadt auf Bad-Anerkennung beim bayerischen Innenministerium eingereicht worden. Zwar habe man gehofft, den Titel noch vor der Jahrtausendwende zu erhalten, doch damit sollte es aus mehreren Gründen nichts werden.
Im Juli 1996, sagt Baptist Faulstich, sei der Anerkennungsausschuss erstmals nach Staffelstein gekommen. Die Stadt sei damals auf einem guten Weg gewesen, aber die Trinkwasserqualität in der Kernstadt brachte Probleme.
Zudem sei zu diesem Zeitpunkt der noch fehlende Kurpark moniert worden, der dann am 23. September 1999 eröffnet wurde. 1996 fehlten ferner die staatliche Anerkennung einer zweiten Thermalwasserbohrung sowie die Nachweise der Stadt, dass die Schön-Klinik und die Reha-Klinik in Schwabthal sogenannte Selbstzahler annehmen. Kleinere Mängel gab es bezüglich der Luftqualität; auch die Schutzgebietsausweisung einiger Quellen im Stadtgebiet war noch nicht abgeschlossen. "Diese Mängel wurden bis zum zweiten Besuch des Ausschusses noch beseitigt", sagt der Altbürgermeister - "mit Ausnahme der Quelle in Schwabthal". Als der Ausschuss im Oktober 1999 wiederkommt, wurde es wieder nichts mit der Bad-Anerkennung: Das Wasser der Schwabthaler Quelle wies pro Liter 0,2 Mikrogramm eines Abbauprodukts des damals lange schon verbotenen Pflanzenschutzmittels Atrazin auf.
Ein Hintergrund könnte aber auch gewesen sein, dass Rodach, das 1999 die Bad-Anerkennung erhalten hatte, eine zehnjährige Schutzfrist genießen durfte.
Wellness statt ambulante Kuren
Zunächst sei geplant gewesen, ein reines Heilbad einzurichten, sagt Baptist Faulstich. Als Ende 1999 eine Gesundheitsreform kam, die ambulante Kuren weitgehend eingeschränkte, warf das vieles über den Haufen. Die Stadt musste reagieren. "Wir haben die Kurve gekriegt und sind auf Wellness gegangen", sagt der Altbürgermeister.
Die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 15 Jahren sieht er positiv: Die "grüne Achse" an der Lauter entlang zum Kurzentrum sowie die Sanierung der Bahnhofstraße seien gelungene Projekte. Baptist Faulstich: "Für mich ist es befriedigend, dass ich mithelfen konnte, einige Steine aus dem Weg zu räumen.
Ich bin froh darüber, dass die Therme gut weitergeführt wurde und auf dem neuesten Stand gehalten wird."
Interview
Gemeinsam etwas erreicht
Georg Müller (SPD), von 2000 bis 2006 Staffelsteiner Bürgermeister, schildert seine Erinnerungen an die Bad-Anerkennung so:
Sie waren 2001 Staffelsteiner Bürgermeister. Wie haben Sie von der Bad-Anerkennung erfahren und wie fühlten Sie sich dabei?Georg Müller: Wann die Stadt schriftlich von der Bad-Anerkennung erfuhr, kann ich nicht mehr sagen. Dies wird sicher Bezirksheimatpfleger Günter Dippold in seiner Festrede am Dienstag erwähnen. Ich wurde vorab durch ein Telefonat aus Bayreuth von der Regierung von Oberfranken informiert.
Wie war die Stimmung, als die Staffelsteiner erfuhren, dass ihre Stadt nun das Prädikat "Bad" tragen darf?Die Stimmung in der Stadt war hervorragend. Am Tag der Bad-Anerkennung fanden sich einige Hundert Staffelsteiner vor dem Rathaus ein, um gemeinsam mit der Politikprominenz diesen denkwürdigen Tag zu feiern.
Warum hat es bis 2001 gedauert, bis der Titel verliehen wurde, warum geschah das nicht schon eher?Man hat mir gesagt, dass zwischen der Bad-Anerkennung von Rodach als anerkannte Heiltherme mindestens zehn Jahre vergehen müssten, ehe Staffelstein an der Reihe sei. Einige Auflagen mussten noch erfüllt werden. Eine zweite Bohrung und die Anlage des Kurparks waren unabdingbare Voraussetzungen für eine Bad-Anerkennung.
Die Grenzwerte bei den Luftmessungen mussten nachweisbar eingehalten werden und als letztes Glied machte uns der damals immer noch nachweisbare Pflanzenschutzmittelrückstand von Desethylatrazin im Wasser aus dem oberen Lautergrund zu schaffen. Bürgermeister Leutner hat gesät, Bürgermeister Faulstich hat gegossen, Bürgermeister Müller hat geerntet - aber diese Ernte war nicht einfach. Ob auch ein bisschen Parteipolitik für die lange Wartezeit mitspielte, das bleibt ein Geheimnis.
Hat sich die Stadt in den vergangenen 15 Jahren verändert, ist aus ihr eine echte Kurstadt geworden oder fehlen noch einige Faktoren?Wann ist man eine "echte Kurstadt"? Wir bieten den Gästen die Obermain-Therme, Vierzehnheiligen, den Staffelberg, Kloster Banz und die schöne Landschaft. Wie jede Stadt, so erfordert auch die Kurstadt den täglichen Einsatz aller. Es darf zu keinem Stillstand kommen.
Mit der Arbeit fertig werden - dazu wird es nie kommen - denn einige Faktoren werden immer zum Erledigen anstehen. - Packen wir es weiter gemeinsam an! Bürgermeister Kohmann muss die Stecklinge setzen, er ist zum Gießen dran. Die Stadträte haben den "Acker Kurstadt" zu bearbeiten, als Erntehelfer sind alle Bürger eingeladen.
Das Gespräch führte Matthias Einwag
Standards für die Bad-Anerkennung und Festabend
Prädikatisierung In Deutschland erfolgt die Anerkennung als Kurort (auch "Prädikatisierung" genannt) durch das zuständige Ministerium des jeweiligen Bundeslandes. Grundlage ist in der Regel ein Gesetz ("Kurortegesetz") oder eine Verordnung. Anerkennungsgrundlagen existieren in allen deutschen Flächenländern.
Diese Länder beziehen die Begriffsbestimmungen und Qualitätsstandards für die Prädikatisierung von Kurorten, Erholungsorten und Heilbrunnen des Deutschen Heilbäderverbandes und des Deutschen Tourismusverbandes in die Prädikatisierung ein.
Kur- und Badeorte In den meisten Bundesländern ist die staatliche Anerkennung als Kur- oder Erholungsort Voraussetzung für das Erheben einer Kurabgabe (Kurtaxe) oder Fremdenverkehrsabgabe. Als Kurort werden Gemeinden oder Gemeindeteile bezeichnet, denen wegen ihrer besonderen Eignung für eine medizinische Therapie ein entsprechendes Prädikat verliehen wurde. Kurorte, in denen Wasserkuren praktiziert werden, bezeichnet man auch als Badeorte. Kurorte an der Küste werden als Seebäder bezeichnet.
Prägend für einen Kurort ist das Vorhandensein natürlicher Heilmittel des Bodens, des Wassers, des Klimas oder die Möglichkeit für eine Physiotherapie nach Kneipp.
Festabend Am Dienstag (15. November), dem 15. Jahrestag der Bad-Anerkennung, findet in der Adam-Riese-Halle ein Jubiläumsabend statt. Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold wird die Festrede halten. Maßgeblich für die Entwicklung zur Kurstadt war eine 1600 Meter tiefe Bohrung im Sommer 1975, bei der man auf die wärmste und stärkste Thermalsole Bayerns traf. Die Mineralstoffe im Wasser übertreffen fast um das Hundertfache die Mindestwerte für die Anerkennung als Heilwasser. Im Jahr 1986 konnte dann die Obermain-Therme eröffnet werden.
Beginn Alle Bürger und Gäste der Stadt sind zu dem Jubiläums-Festabend eingeladen. Beginn ist um 19 Uhr, Einlass in die Adam-Riese-Halle ist bereits ab 18 Uhr. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich.
wikipedia/ME