Die Nahtstelle von Theorie und Praxis

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Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Carina Glaß aus Burgkunstadt und Philipp Säum aus Weismain absolvieren ein duales Studium bei der Firma Dechant. Nach vier Jahren sind sie Stahl- und Betonbauer sowie Bauingenieure in einem. Foto: Stephan Stöckel
Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Carina Glaß aus Burgkunstadt und Philipp Säum aus Weismain absolvieren ein duales Studium bei der Firma Dechant. Nach vier Jahren sind sie Stahl- und Betonbauer sowie Bauingenieure in einem.  Foto: Stephan Stöckel

Beim dualen Studium geht es nicht nur um theoretische Inhalte, sondern vor allem auch um Berufserfahrung.

Duale Studenten sitzen an der Nahtstelle zwischen Theorie und Praxis: Sie haben nicht nur die theoretischen Lerninhalte, sondern auch die notwendige Berufspraxis im Visier. Zwei von ihnen standen Rede und Antwort bei einem Pressegespräch, zu dem die Handwerkskammer (HWK) Oberfranken mit Sitz in Bayreuth nach Weismain in die Dechant Hoch- und Ingenieurbau GmbH geladen hatte.
Carina Glaß aus Burgkunstadt und Philipp Säum aus Weismain schlagen bei dem Bauunternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe: Nach viereinhalb Jahren haben sie den Gesellenbrief der Handwerkskammer und den Bachelor of Engineering einer Hochschule in der Tasche. Säum befindet sich bereits im dritten Ausbildungs- und Studienjahr. Seine Entscheidung, diese Form der Ausbildung gewählt zu haben, bedauert er nicht: "Auch wenn man wenig Freizeit hat, bringt es doch viele Vorteile mit sich", ist der 21-jährige überzeugt. Seine Ansicht untermauerte er mit einem Beispiel: "Wenn der Professor über Baustoffkunde philosophiert, dann weiß ich aus praktischer Erfahrung, von was er redet."
Geschäftsführer Thomas Dechant ("Ein duales Studium ist eine tolle Sache") konnte dem jungen Mann nur zustimmen. Duale Studenten wüssten sich auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern auf einer Baustelle zu unterhalten. Wer hingegen nur über ein normales Studium verfüge, der müsse erst die Gepflogenheiten auf dem Bau erlernen, so Dechant.


Insgesamt 46 Auszubildende

Vier junge Leute beginnen in diesem Jahr ein Verbundstudium bei dem Weismainer Bauunternehmen. Damit erhöht sich die Zahl der dual Studierenden in dem Unternehmen auf 14. Außerdem gibt es einen Ausbildungsplatz für ein Studium mit vertiefter Praxis. Für eine klassische Ausbildung haben sich 16 Jungen und Mädchen entschieden. Summa summarum verfügt die Firma Dechant in allen Lehrjahren derzeit über insgesamt 46 Auszubildende.
"Ich wollte schon immer wissen, wie Bauwerke entstehen", verriet Glaß. Die 18-jährige Burgkunstadterin hat am 1. August mit ihrem dualen Studium begonnen. Über ein Projekt-Seminar zur Studien und Berufsorientierung und auf einer Ausbildungsmesse sei sie auf das Unternehmen Dechant aufmerksam geworden. "Vier Wochen durfte ich auf einer Baustelle in Schney verbringen, wo derzeit eine Halle für Drei-D-Drucker entsteht. Ich habe viel von der Praxis mitbekommen, was ich in meinem späteren Beruf sicherlich gut umsetzen kann", freute sie sich.
Thomas Zimmer, Präsident der HWK Oberfranken, strich erfreut heraus, dass immer mehr Abiturienten den Weg ins Handwerk finden. "Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei 2,5 Prozent, heute sind es bereits rund zehn Prozent." Die Zahl der Auszubildenden für das neue Lehrjahr bezifferte er auf 1291 (Stand: 31. Juli). Seine Ausführungen verdeutlichten, dass es auch in Oberfranken einen Trend zur Höherqualifizierung gibt: "Vor einem Jahrzehnt hatten 73 Prozent einen Mittelschulabschluss, heute sind es nur noch 46 Prozent. Rund 38 Prozent haben die mittlere Reife."
Andernorts wird beklagt, dass sich immer weniger junge Leute für eine Ausbildung im Handwerk interessierten. Das konnte Zimmer für Oberfranken nicht bestätigen. Dennoch musste der Experte konstatieren: "Wir haben noch 500 freie Ausbildungsplätze in den Bereichen Sanitär, Heizung- und Klimatechnik, Kfz, Bau, Elektro und Nahrungsmittel." Zahlen, die den Landkreis Lichtenfels betreffen, hatte er ebenfalls parat. Am 31. Juli seien 87 Stellen besetzt und 28 noch offen gewesen.
Mit pfiffigen Ideen will man im Landkreis, junge Leute für eine Ausbildung gewinnen.
2018 wird es nicht nur im Hyde Park in London einen "Speakers Corner" geben, sondern auch in den heimischen Schulen: "Auszubildende werden aus ihrem Berufsalltag erzählen. Die Schüler erhalten somit Erfahrungen aus erster Hand", informierte stellvertretender Kreishandwerksmeister Michael Limmer.