Bar und Plattenladen in einem? Melanie Jambor kann sich das sehr gut vorstellen. Die Vynil-Liebhaberin und Besitzerin der Stereo Music Bar in Bad Staffelstein will mehrmals im Jahr Schallplattenbörsen ausrichten.
Melanie Jambor hat etwas vor: Ihre Stereo Music Bar soll mehrmals im Jahr eine Heimstatt für Vinyl werden, ein Umschlagplatz für Musik. Die Vinyl-Liebhaberszene ist eine durchaus spezielle und allemal interessant. Am Sonntag fand der Auftakt zu möglichen Fortsetzungen von Plattenbörsen statt.
Andi sitzt an der Bar unter einer Lampe, die sich noch am ehesten als Etagere aus mehreren Schallplatten bezeichnen lässt. Der Mann um die 50 hat soeben ein Geschäft getätigt, dessen Motiv reichlich schräg ist: In Bad Staffelstein lebend, fährt er bis Stockheim zum Friseur, nur weil dort eine Wurlitzer Music-Box für Single-Schallplatten steht. Umso erstaunlicher, als dass die Haarpracht des Mannes kaum eine Herausforderung für einen Friseur darstellt. Mehr Zielgruppe für das neue Projekt geht also kaum.
Idole an den Wänden
Melanie Jambor freut sich über Besucher der Plattenbörse und auch sie selbst hat ihr Herz an die Musik verloren - was sich auch an der Einrichtung ihrer Bar zeigt. Ihre Idole von Bob Dylan bis Otis Redding zieren die Wände und Frank Zappa spielt Gitarre auf dem WC - zumindest auf einem Foto. "Ich hab' das halt als erweitertes Wohnzimmer", sagt Melanie Jambor lächelnd.
Sie liebt den Wohlflühlfaktor knisternder Schallplatten, ihren "Retro-Klang". "Ich mag das, wie es klingt", so die junge Frau, die für ihre private Musiksammlung "lieber auf Vinyl" setzt.
1500 LPs stehen in einem Raum auf Tischen, dazu noch hunderte CDs und Single-Scheiben. Sie gehören zu den Beständen der beiden Lichtenfelser Udo Klinger und Florian Held. Letzterer gab den Impuls für eine Plattenbörse in diesem Haus. Beiden ist die Sammler-Szene vertraut.
Und die Preise, die dort herrschen können. Auf 5000 Euro könne beispielsweise eine seltene Erstpressung kommen. Aber seit jeher haben sich auch Designer an Plattencovern versucht, haben auf ihnen Witz, Protest oder künstlerische Freiheiten hinterlassen. Auch derlei vermag Kaufentscheidungen zu beeinflussen.
Doch manchmal ist das Angebot auch verwunderlich, so wie bei Klingers Single, von deren Hülle Freddy Quinn lächelt und dem Betrachter ein Lied über den "Jungen von St. Pauli" verheißt.
Sammlerstücke mit Autogramm
"Wenn du manchmal von jemandem eine LP-Sammlung angeboten kriegst, ist so was dabei. Dann sagt der Verkäufer, entweder nimmst du alles oder nichts. Einen Tod musst du sterben", so Klinger erheitert.
Der Lichtenfelser kann aber auch auf ganz andere Sammlerstücke verweisen, sogar auf welche mit Original-Unterschriften, zum Beispiel der Blues-Legenden John Mayall oder Johnny Winter.
Raritäten und Banalitäten, musikalische Köstlich- oder Fragwürdigkeiten - in der Stereo-Music-Bar sollen sie nun von Zeit zu Zeit zur Geltung und natürlich auch zum Verkauf kommen. Eine Standgebühr will Melanie Jambor dafür zunächst nicht erheben. Und vielleicht findet die sammelnde Wirtin auf diesem Wege ja auch Raritäten von ihrem geliebten Otis Redding.