Die fetten Tage der Michlaare Kerwa sind vorbei

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Die fetten Kirchweihtage sind längst vorbei. Die historische Aufnahme von Georg Schardt aus dem Jahr 1961 beweist, früher war die Michlaarer Kerwa ein Großereignis für die gesamte Michelauer Bevölkerung.
Die fetten Kirchweihtage sind längst vorbei. Die historische Aufnahme von Georg Schardt aus dem Jahr 1961 beweist, früher war die Michlaarer Kerwa ein Großereignis für die gesamte Michelauer Bevölkerung.
Selbst die erstklassige Egertaler Blasmusik trat vor leeren Tischen und Bänken auf.
Selbst die erstklassige Egertaler Blasmusik trat vor leeren Tischen und Bänken auf.
 

Die fetten Kirchweihtage in Michelau sind vorbei. Was allerdings bleibt, ist ein fettes Minus in der Kasse.

Einen schalen Nachgeschmack hinterlassen die verlängerten Kirchweihtage bei etlichen Michelauern. Christian Schug, der als Nachfolger von Hans-Jürgen Schug die Verantwortung für das nun zwölftägige Event übernommen hat, wollte sich dazu zunächst nicht äußern. Er müsse erst die endgültige Bilanz abwarten. Doch so viel ist klar: Am Ende wird ein sattes Minus stehen.
Diskussionen gab es bereits im Vorfeld der Kirchweihtage. Die Verlängerung von bisher vier oder fünf auf zwölf Festtage stieß vor allem bei den Anwohnern auf wenig Gegenliebe. Eine Unterschriftenliste, auf der sich von den über 3500 Michelauern rund 100 Bedenkenträger eingetragen hatten, lag vor. Entsprechend zögerlich war auch die Zustimmung bei etlichen Gemeinderäten die die Festtage unter einer Vielzahl von Auflagen genehmigten.
Die Skepsis blieb, auch beim Besuch der Kirchweih hielten sich viele politische Vertreter, von wenigen Ausnahmen abgesehen, vornehm zurück.


Respekt vom Bürgermeister

Respekt zollte der Michelauer Bürgermeister Helmut Fischer der Festwirtsfamilie Schug, die bereit gewesen sei, das unternehmerische Risiko auf sich zu nehmen. "Mich wundert, dass schon am Kirchweihwochenende viele Michelauer nicht zum Festplatz gekommen sind", so Fischer. Zudem bereiteten die Urlaubszeit und das teilweise schlechte Wetter dem Veranstalter zusätzliche Probleme. Doch auch bei idealem Biergartenwetter blieben viele Tische leer. Fischer :"Ich kann nur hoffen, dass wir im nächsten Jahr noch eine Michelauer Kirchweih durchführen können. Wenn nicht, dann soll sich keiner beklagen, dann fehlt mir jegliches Verständnis."
Der Veranstalter hatte sich mächtig ins Zeug gelegt. Für Kinder und Familien wurde viel geboten. Auf dem Festgelände reihten sich Autoskooter, Schiffschaukel, Kinder- und Kettenkarussell, Losbude, Verpflegungsstände lückenlos aneinander. Mächtig Spaß hatten die Kids beim Zauberer Markus. "Es wirklich was geboten worden für die Kinder. Da kann sich niemand beschweren" konstatierte der Bürgermeister.
Im Biergarten konnte man aus über 30 Speisen auswählen, es gab Wein und Festbier und die verschiedensten Getränke. Doch die absoluten Highlights, sieht man einmal vom gigantischen Brillantfeuerwerk ab, waren die erstklassigen Bands, die man mit Sicherheit in dieser Vielfalt in Michelau so schnell nicht wieder hören wird.
Da wurden "Mamas Lieblinge", die eine Woche zuvor noch im Fernsehgarten aufgetreten waren, zugegeben bei niesligem Wetter unverrichteter Dinge wieder heimgeschickt, da spielte die durch internationale Auftritte bekannte Band Heaven vor einem verschlafen wirkenden Publikum, und selbst die Egertaler Blasmusik trat bei bestem Biergartenwetter an einem Sonntagabend vor leeren Tischen auf.
Leidtragende des schwachen Besuchs waren auch die Schausteller, die mit ihrem Angebot Abend für Abend allein gelassen wurden und froh sein durften, wenn sie zwischenzeitlich ein Steak oder ein Tütchen gebrannte Mandeln verkaufen konnten. "Wir brauchen schon Humor", meinte achselzuckend ein Schausteller. Deutlichere Worte sollen hier nicht wiedergegeben werden.
Mit etlichen sozialen Aktionen engagierte sich die Festwirtsfamilie. Der Kindergarten war eingeladen, ebenso wie die Anwohner. Jeder Nachbar im Umkreis von 50 Metern hatte eine Einladung bekommen. Für jeden waren drei Biermarken, eine Essenmarke und eine Freikarte reserviert. Es war die Gelegenheit ins Gespräch zu kommen, doch nur ein einziger Anwohner folgte der Einladung. Freikarten für die Kids gab's auch am Familiennachmittag nebst einer kostenlosen Zaubervorführung. Den Elternvertretern der Michelauer Kindergärten hatte man die Möglichkeit eingeräumt, Kaffee und Kuchen zugunsten der Kindergärten zu verkaufen. Jeder Verein, der Geld in die Jugendarbeit investiert, konnte sich für eine Spende bewerben. Je 50 Cent pro Liter Bier, das am letzten Kirchweihtag verkauft wurde, floss in die Aktion. Am vorletzten Kirchweihtag hatte sich noch kein Verein beworben. Auch der letzte Festtag, an dem Bierlose im Gesamtwert von 440 Euro unters Volk gebracht wurden, vermochten den vorherrschenden Eindruck nur bedingt zu korrigieren. Man darf gespannt sein, wie es mit der Michlaarer Kerwa weitergehen wird. Sollte der Festbetrieb auf dem Anger eingestellt werden, so scheint die Reaktion vorhersehbar zu sein: "In Michlaa ist echt nichts los, jetzt gibt's nicht amol mehr a Kütschla für die Kinner."