Der Traum vom 21-Fenster-Bus

2 Min
Der liebevoll restaurierte VW-Bus ist ein Hingucker.Matthias Einwag
Der liebevoll restaurierte VW-Bus ist ein Hingucker.Matthias Einwag
Transport des rad- und motorlosen VW-Gerippes über den Radweg von Schönbrunn nach Reundorf.Stefan Vetter
Transport des rad- und motorlosen VW-Gerippes über den Radweg von Schönbrunn nach Reundorf.Stefan Vetter
 
So sah der VW-Bus ursprünglich aus: Mit sieben Lagen Lack zugekleistert.Stefan Vetter
So sah der VW-Bus ursprünglich aus: Mit sieben Lagen Lack zugekleistert.Stefan Vetter
 
Der Motor wurde auseinandergenommen und von Grund auf überholt.Matthias Einwag
Der Motor wurde auseinandergenommen und von Grund auf überholt.Matthias Einwag
 
Das typische "Gesicht" des Bulli.Matthias Einwag
Das typische "Gesicht" des Bulli.Matthias Einwag
 
Auch das Innere des T1 erscheint so neu, als sei der VW-Bus gerade erst vom Werk ausgeliefert worden.Matthias Einwag
Auch das Innere des T1 erscheint so neu, als sei der VW-Bus gerade erst vom Werk ausgeliefert worden.Matthias Einwag
 
Transport von Schönbrunn nach Reundorf zum Lackieren.Matthias Einwag
Transport von Schönbrunn nach Reundorf zum Lackieren.Matthias Einwag
 
Heike (links) und Stefan (rechts) in ihrem T1 Samba.Matthias Einwag
Heike (links) und Stefan (rechts) in ihrem T1 Samba.Matthias Einwag
 
Ausstellfenster vorn - ein schönes Detail.Matthias Einwag
Ausstellfenster vorn - ein schönes Detail.Matthias Einwag
 

Die Geschwister Heike und Stefan Vetter kauften einen VW-Bus aus den Sechzigern. Mit viel Liebe zum Detail bauten sie den "T1 Samba" völlig neu auf.

Da steht der "T1 Samba" und funkelt im herbstlichen Sonnenlicht. Als wäre er eben vom Band gerollt - leuchtende Farben, blitzende Chromleisten und Radkappen, noble Weißwandreifen. Das sind die Äußerlichkeiten. Auch das Innere des Oldtimers Baujahr 1965 ist picobello. Doch es war ein weiter Weg, bis die Vetters zu ihrem Bulli kamen.

Die Geschwister Heike (27) und Stefan Vetter (38) wollten immer einen solchen Bus haben. Sie suchten erst selbst und beauftragten schließlich eine Firma mit der Suche. Als endlich in Amerika ein Fahrzeug gefunden war, das ihren Wünschen entsprach, wollten sie es nach Europa holen. Stefan: "Der Bus tauchte aber nie auf, denn die Firma ging in die Insolvenz."

Die Geschwister suchten weiter. 2013 fand Heike einen T1 Samba auf einer Internetplattform. Das Fahrzeug stand in Österreich. Schnell stand der Entschluss: "Wir kaufen den Bus." Am Dienstag fiel die Entscheidung, am Freitag holten sie den Bus bereits ab.


Außen braun und innen kiesgelb

Nun hatten sie den VW-Bus, den sie sich immer wünschten. Doch in welchem Zustand! Überdies in hässlichem Braun! "Der Bus war schiebbar", frotzelt Stefan, er besaß keine Sitzbänke, und innen war alles kiesgelb angemalt - von den Türverkleidungen bis zum Himmel.

Als sie mit dem Renovieren begannen, merkten Heike und Stefan, auf was sie sich eingelassen hatten. Das Fahrzeug war von den Vorbesitzern mit sieben Schichten Lack bemalt worden, und das offenbar mittels einem Tapetenroller.

Außerdem fehlten Teile, die nachgekauft werden mussten, das verchromte VW-Emblem auf der Front etwa. Im Internet begann die Recherche. Glücklicherweise stießen die Vetters auf einen Würzburger, der eine Bulli-Teilesammlung besitzt und die gehorteten Teile veräußert.

Bevor er den Bus Teil für Teil zerlegte, machte Stefan einen einstündigen Schweißkurs bei Thomas Wagner in Reundorf. Die Wagners stellten ihm ihre Kfz-Werkstatt großzügig zur Verfügung und halfen mit Rat und Tat. Stefan: "Sonst könnte man so eine Restaurierung gar nicht bezahlen."


Vorm Zerlegen wird dokumentiert

Beim Zerlegen achteten die Geschwister darauf, alles vorher zu fotografieren, um den Originalzustand danach wieder herstellen zu können - und um zu wissen, welche Schraube an welchen Platz gehört. "Wir haben gefühlte 150 Tüten beschriftet", sagt Heike.

Alle Teile wurden sandgestrahlt und sofort mit einer Rostschutzlackierung versehen. Der entkernte VW-Bus kam dann in die heimische Garage zum Schweißen. Mehrere Monate war Stefan Vetter damit beschäftigt. "Vorm Computer hab' ich annähernd so viele Stunden gebraucht wie in der Werkstatt", sagt der 38-Jährige, denn nebenher lief weiter die Suche nach Originalteilen.


Tieflader für radlosen Bulli gebaut

Nun musste der noch rad- und motorlose Bus zum Lackieren nach Reundorf gebracht werden. Die Vetters lachen, wenn sie an diese Szene erinnern: Stefan hatte dafür extra ein Fahrgestell mit Sackkarrenrädern gebaut, auf das der Bulli gestellt wurde. Ein Rasenmäherbulldog zog diese Konstruktion im Schneckentempo über den Radweg. Bei der Farbauswahl hatte es zunächst mehrere Meinungen in der Familie gegeben. Stefan und seine Schwester Heike, denen der Bus je zur Hälfte gehört, setzten sich durch: Gelb-Weiß, alles andere wäre alltäglich.

In der Zwischenzeit wurden Motor und Getriebe mit Hilfe der Firma Wagner zerlegt und überholt. Es folgte die Endmontage. Die Kabelstränge hatte Stefan, der gelernter Elektriker ist, völlig neu verlegt. Sitzbänke wurden installiert, ein Autosattler fertigte die Innenverkleidung und den Himmel an und ein neues Faltdach wurde angebracht.

Fertig wurde der Bus 2015. In den beiden Jahren war unheimlich viel Zeit in dieses Hobby geflossen. Entsprechend glücklich waren die Vetters, als sie mit ihrem Bulli beim GTI-Treffen am Wörthersee aufkreuzten. Das Fahrzeug, das gut in einen Hollywood-Film passt, ist ein Hingucker. Heike: "Du erlebst mit dem Bus ganz besondere Momente." Nach all der Arbeit haben die Vetters nun viel Freude an dem Bulli, den sie an Wochenenden nutzen, um Familienausflüge zu machen. "Es ist nicht nur ein Hobby - so ein Bus war immer unser Traum", sagt Heike.