Über der Nordsee vermisst
Claus Clemens fand zudem einen Hinweis auf die "Operation Gisela", bei der Hans Bobsien als Pilot mit seiner Junkers Ju 88 am 4. März 1945 über der Nordsee abstürzte und seither als vermisst gilt. In den Verlustmeldungen des Generalquartiermeisters vom 19. März 1945 wird die Ju 88 G-6 unter "Absturz bei Wittmund" geführt. Vier Soldaten wurden als Tote registriert: Hauptmann Hans Bobsien, Oberfeldwebel Hans Steinadler, Unteroffizier Fritz Dessemeier und Gefreiter Hans Purth.
Über den Absturz auf dem Staffelberg sagt Claus Clemens: "Ich habe kein Dokument, das besagt, dass er in der Maschine war." Nach seinen Recherchen komme er aber zu der Schlussfolgerung, dass Hans Bobsien dieser fünfte Mann war, der 1936 den Absturz mit der Junkers W 34 auf dem Staffelberg überlebte. Der Beweis stehe noch aus, doch der Hinweis auf Bobsiens "flying accident" (Flugunfall) von 1936 sei sehr deutlich.
Im übrigen, fährt der Hobbyforscher fort, sei es nicht verwunderlich, dass der Name des fünften Mannes so lange unbekannt geblieben ist. Die im Aufbau befindliche Luftwaffe habe vieles geheim gehalten. Zudem seien die Umstände des Absturzes peinlich gewesen. So sei es schwierig, Vorgänge aus dieser nebulösen Zeit aufzuklären.
Die Chronologie des Absturzes einer Junkers W 34 auf dem Staffelberg und das Identifizieren der Besatzungsmitglieder
13. Januar 1936 Eine mit fünf Soldaten besetzte Junkers W 34 der Luftwaffe prallt, von Nord-Osten kommend, bei schlechtem Wetter im Sichtflug gegen das Felsplateau des Staffelbergs. Der Pilot, Hauptmann Wolf von Gültlingen (27), und Leutnant Rudolf Harnier (23), waren sofort tot. Die drei Verletzten wurden ins Lichtenfelser Krankenhaus gebracht, wo der Unteroffizier Peter Zapf (26) noch am selben Tag und Leutnant Karl Hermann Kurt von Plüskow (25) am 16. Januar ihren Verletzungen erlagen. Der Name des fünften Insassen tauchte in keiner Quelle auf und war bisher unbekannt.
11. Dezember 2013 Auf einen Zeitzeugenbericht im Fränkischen Tag mit Adolf Geuß (damals 79), der als kleiner Junge von dem Unglück erzählt bekommen hatte, meldete sich ein weiterer Zeitzeuge beim Fränkischen Tag: Elmar Dippold aus Bamberg. Er lebte 1936 mit seinen Eltern in Romansthal und war als Neunjähriger auf dem Staffelberg, wo er die Flugzeugtrümmer und die Leichen sah.
13. Januar 2016 Auf diesen Bericht wiederum wurden die Brüder Axel und Rolf Harnier durch Stadtarchivarin Adelheid Waschka aufmerksam gemacht, als sie Bad Staffelstein besuchten. Sie sind Neffen des 1936 tödlich verunglückten Leutnants Rudolf Harnier. Erst durch ihren Besuch wurde der Name Harnier gesichert, denn wegen der unleserlichen Handschrift in der Aufzeichnung wurde der Name bis dahin als Scharnier gedeutet und stets mit Fragezeichen versehen.
März und Juni 2016 Die drei Neffen Axel, Rolf und Otto Harnier besuchten den Staffelberg und ließen sich von dem 89-jährigen Zeitzeugen Elmar Dippold den Ablauf des Absturzes erklären.
November 2018 Durch einen Zufall wird der Hobbyhistoriker Claus Clemens aus Ludwigshafen in seiner Heimatstadt Fulda auf Rolf und Axel Harnier aufmerksam. Clemens begann, nach dem ominösen fünften Mann zu forschen, nachdem er auf infranken.de einen Artikel im Internet gelesen hatte. In Internetforen und in Online-Archiven fand er heraus, dass der unbekannte fünfte Insasse der Junkers W 34 wahrscheinlich Hans-Jochen Bobsien (geboren am 10. September 1908 in Dessau) gewesen ist. Bobsien starb als Hauptmann beim Absturz seiner Junkers Ju 88 in die Nordsee am 4. März 1945.
Zeitzeuge Elmar Dippold erinnert sich an Flugzeugabsturz auf dem Staffelberg