Der Dieb hat Spuren hinterlassen

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Martin Würstlein, Vorsitzender des SV Borussia Siedlung Lichtenfels, in der Umkleide, in der am 6. November der Dieb zuschlug. Foto: Bastian Girg
Martin Würstlein, Vorsitzender des SV Borussia Siedlung Lichtenfels, in der Umkleide, in der am 6. November der Dieb zuschlug. Foto: Bastian Girg

Am 6. November stahl ein Unbekannter Wertsachen aus mehreren Umkleiden im Kreis Lichtenfels. Die Polizei ist sich sicher, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Die Chancen, dass die Taten aufgeklärt werden, sind relativ groß.

Am 6. November, einem Dienstag, treffen sich in den Nachmittags- und Abendstunden im ganzen Landkreis Sportler zum gemeinsamen Training. Soweit, so normal. Doch zwischen 16.50 und 20.30 Uhr passiert etwas, womit die Sportler nicht rechnen: Sie werden beklaut. Innerhalb von diesen (maximal) vier Stunden und 40 Minuten, soweit hat die Polizei den Tatzeitraum eingegrenzt, schlägt der Dieb in vier Umkleiden zu. Gesamtschaden: Rund 2600 Euro. Nicht einberechnet ist dabei der ideelle Wert vieler Gegenstände - so wurde auch ein Ehering entwendet.

Die Fußballer der Borussia Siedlung Lichtenfels zählen zu denjenigen, die am 6. November bestohlen wurden. "Ich erinnere mich noch, als ob es gestern wäre", sagt Martin Würstlein, als er in der Umkleide im Keller des Sportheims steht. Er ist Vorsitzender der Borussia Siedlung und wurde am besagten Tag selber beklaut.
"Wir kamen in die Umkleide, und als jemand gesagt hat, dass seine Hose fehlt, wussten wir, dass etwas nicht stimmt", erzählt er. Beim Blick in seinen Geldbeutel merkte er, dass 100 Euro fehlten.

Im Winter, erklärt er, trainiere man nicht auf dem Platz direkt am Vereinsheim, sondern auf dem Sandplatz mit Flutlichtanlage, der etwas weiter entfernt liegt. Da die Umkleide nicht abgesperrt ist, hatte der Dieb leichtes Spiel. Der Dieb habe bewusst am Dienstag zugeschlagen, ist sich Martin Würstlein sicher. "Am Donnerstag ist nämlich bei den meisten Fußballvereinen Spielersitzung", erzählt er - und somit ist mehr auf dem Gelände los.
"Es gibt einfach Leute, die mit offene Augen durch die Welt gehen und schauen: Wo macht es mir jemand leicht?", sagt Willibert Lankes, der Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels, dessen Ermittlungsgruppe mit dem Fall betraut ist. Die vier Umkleiden waren nicht verschlossen, der Täter konnte einfach hineingehen. "Wichtig ist, keine Tatgelegenheiten zu schaffen", betont Lankes und ergänzt: "Jeder ist hier gefragt."

Diebstähle aus Umkleiden seien "eine Masche, wie man relativ einfach zu Geld kommen kann", sagt Lankes, denn "mitten im Trainingsbetrieb konzentrieren sich die Leute auf den Sport". Ein Täter baldowert so etwas schnell aus. Relativ sicher ist sich Lankes, dass es ein einziger Täter gewesen ist, der am 6. November auf Diebestour ging. Das sei bei solchen Delikten die Regel.


Täter muss motorisiert unterwegs gewesen sein

Mit Blick auf die Tatorte sei zudem klar, dass der Täter "über eine gewisse Mobilität verfügt", das heißt dass er motorisiert unterwegs gewesen sein muss. Angesichts der Route, die der Dieb gewählt hat, ist Lankes auch sicher, dass er weitere Objekte ausgespäht, diese aber dann doch nicht betreten hat.

Ob Diebstähle zunehmen, sei statistisch nicht hundertprozentig greifbar, meint Lankes. Wirklich aussagekräftige Statistiken würden einen Zeitraum von rund zehn Jahren beleuchten. Aus seiner Erfahrung weiß Willibert Lankes aber: "Wenn es wirtschaftlich boomt, passieren meist weniger Eigentums- und Vermögensdelikte." Für den Landkreis Lichtenfels gebe es momentan eine leicht ansteigende Tendenz bei Diebstählen. Allerdings bei einem gleichzeitigen Rückgang von Einbruchdiebstählen, bei denen der Täter nicht durch eine offene Tür kommt. Dass der Dieb vom 6. November ungestraft davon kommt, daran will der Dienststellenleiter noch nicht glauben. "Jeder Täter hinterlässt eine Spur", betont Lankes. Auch der Dieb aus den Sportumkleiden.

Trotz der gefundenen Spuren und einer hohen Aufklärungsquote bleibt Lankes bei seinem Appell, selber die Augen offen zu halten und potenziellen Dieben keine Möglichkeiten zu eröffnen. Die Fußballer der Borussia Siedlung haben schon eine erste Konsequenz gezogen. Seit dem Diebstahl packen sie ihre Wertsachen in einen gemeinsamen Stoffbeutel, den sie mit an den Trainingsplatz nehmen.