Der Stein von Dendur war viele Jahre lang ein Zankapfel. Nun bleibt er für immer in Banz. Alfred Grimm hat die Geschichte des Artefakts rekonstruiert.
"Wir wissen gar nicht, wo wir ihn hinstellen sollen. Keiner hat bisher Notiz von ihm genommen" - mit diesen Worten zitierte im Oktober 1999 die Tageszeitung "Die Welt" den damaligen Banzer Museumsleiter Hans König, als er auf den wiederentdeckten Stein von Dendur angesprochen wurde. "Wir ahnten nämlich nicht, dass es sich bei dem Sandsteinblock in unserem Museum um einen Abschlussstein des Tempels von Dendur handelt", fuhr Hans König fort, "denn ich war zu dieser Zeit gerade mit der Gestaltung meines heimischen Gartens beschäftigt und dass der Stein heute nicht als Dekorationsobjekt dort sein Dasein fristet, ist lediglich dem Umstand zu verdanken, dass er zu schwer ist, um ihn ohne schweres Gerät transportieren zu können."
Erst ein Würzburger Ägyptologenpaar, sagt Michael Möslein, der Verwaltungsleiter der Hanns-Seidel-Stiftung in Banz, habe Ende der 1990er-Jahre bei einem Besuch des Klostermuseums erkannt, dass es sich bei dem Stein um das fehlende Stück des Tempels handelt, der seit 1978 im Metropolitan Museum of Art in New York steht. "Mit dem anschließenden Versuch des Freistaates Bayern, einen Tausch des Steins gegen eine Büste der ägyptischen Königin Hatschepsut für das Museum für Ägyptische Kunst in München vorzunehmen, beginnen politische Verwicklungen, die sich auf die gesamte oberfränkische Region ausweiteten", sagt Michael Möslein. Dabei sei sogar von einem "Kuhhandel" und einer "Politik nach Gutsherrenart" die Rede gewesen, die dem damaligen Wissenschaftsminister und späteren Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung, Hans Zehetmair, zum Vorwurf gemacht wurden.
An Austausch nicht mehr gedacht
"Der Stein bleibt nun in Banz, an einen Austausch ist nicht mehr gedacht", sagt Alfred Grimm. Der Ägyptologe vom Bayerischen Nationalmuseum hat in den vergangenen Monaten die Geschichte des Steins rekonstruiert, den Herzog Max 1838 von seiner Reise in den Sudan mitgebracht und auf sein Schloss Banz hatte bringen lassen. Warum der Herzog ausgerechnet diesen relativ schmucklosen Quader auswählte, bleibt ein Rätsel. Immerhin wiegt der Koloss 165 Kilogramm, wie Alfred Grimm herausfand, der den Stein erstmals gewogen hat.
642 Steine des Tempels von Dendur seien seit 1978 im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen, sagt Alfred Grimm - der 643. Stein aber liege in Banz. 1962 sei der kleine Tempel (Baujahr: 20 v. Chr.) demontiert worden, weil sein ursprünglicher Standort durch das Anlegen des Nasser-Stausees dauerhaft in den Fluten versank. 1965 schenkte die ägyptische Regierung das Tempelchen dem amerikanischen Museum, wo es wieder aufgebaut wurde.
"Der Stein ist das erste Objekt, dem in diesem Haus eine eigene Ausstellung gewidmet ist", sagt Alfred Grimm. Neben dem Original-Stein sind in der Ausstellung "Vom Nil an den Main - aus Nubien nach Franken" zahlreiche Gemälde und sogar Fotos des Tempels zu sehen, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Das älteste Foto, das den Tempel am Nil zeigt, ist am 7. April 1850 aufgenommen.
Dass der Stein nun in Banz bleibt, freut Michael Möslein: Die Seidel-Stiftung habe stets darauf hingewiesen, dass wegen vertraglicher Vereinbarungen mit der Stadt Bad Staffelstein nur im Einvernehmen mit der Kommune über den Verbleib entschieden werden kann. "Wir sind mit dem Bildungszentrum in der Region fest verwurzelt und sahen uns daher besonders gefordert, auf die Betrachtung vor Ort Rücksicht zu nehmen."
Die Ausstellungsdaten
Ort Die Ausstellung "Vom Nil an den Main" ist im Banzer Klostermuseum zu sehen.
Zeit Geöffnet ist die Ausstellung bis einschließlich 1. Juli täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr im März, und ab April von 10 bis 17 Uhr.
Führungen Museumsleiterin Brigitte Eichner-Grünbeck führt am Sonntag, 14. Mai, und Sonntag, 25. Juni, jeweils ab 11 Uhr durch die Ausstellung.
Vortrag Der Rundfunkjournalist und Buchautor ("Sisis Vater") Bernhard Graf wird am Samstag, 25. März, um 19 Uhr im Banzer Museum über Herzog Max referieren.