Was aus dem früheren Ökonomiebetrieb am Bezirksklinikum in Kutzenberg werden soll, ist derzeit unklar. Eine Bestandsaufnahme.
Viel Zeit widmeten Alfons (46) und Anton Zenk (74) in den vergangenen Jahrzehnten dem Erforschen der Geschichte des Klinikums und der angeschlossenen Ökonomiegebäude. Gärtnerei, Gutshof und Hanhof lieferten im 20. Jahrhundert die Nahrungsmittel für die medizinischen Einrichtungen in Kutzenberg. Was aus dem seit längerer Zeit ungenutzt leerstehenden Gutshof werden soll, ist derzeit nicht sicher. Der Bezirk möchte die Gebäude zwar nicht verfallen lassen, hat aber keinen konkreten Nutzen dafür im Auge.
Wer mit Anton Zenk über das Gelände des Gutshofs geht, bekommt an jeder Ecke Details erklärt. Über die Obstplantagen etwa, die einst genauso dazu gehörten wie die drei Fischweiher, die aus mehreren Quellen des Abtenbergs gespeist werden.
Kutzenberg war nahezu autark
Die Weiher sind noch da, Teile der Obstplantage ebenso - nur von der Gärtnerei fehlt jede Spur. Dabei war gerade die Gärtnerei zur Zeit ihrer Entstehung im beginnenden 20. Jahrhundert ein hochmoderner Betrieb. Hier wurden nicht nur Obst und Gemüse für die zunächst so genannte Kreis-Irrenstalt Kutzenberg erzeugt, sondern auch Blumenschmuck für Haus und Friedhof. Bis in die 1970er-Jahre hinein wurde die Gärtnerei betrieben, sagt Anton Zenk, und vor einigen Jahren wurde sie abgebrochen.
Die Obstplantage war 1900 angelegt worden. Offenbar gab es eine Kooperation mit dem damaligen Kleukheimer Pfarrer Würzberger, der zu dieser Zeit ebenfalls Obstgärten neu kultivierte. 1950 sei die Plantage erweitert worden, sagt Anton Zenk. Inzwischen sei sie heruntergekommen und verwildert. "Die Früchte verfaulen tonnenweise und werden, so viel ich weiß, nicht mal mehr zur Saftgewinnung angeboten. Sie dienen allenfalls als Futter für die Vögel und für Tiere in Wald und Flur."
1904 kam der Gutshof in den Besitz des Bezirks Oberfranken, der damals noch Kreis hieß. Der vormalige Besitzer Ernst Stoll trat als Gutsinspektor in Kreisdienste und leitete den Betrieb, der zu jener Zeit erheblichen Gewinn abwarf, bis in die 1920er-Jahre.
Viele Gebäude und Nutzflächen
Der Hof bestand 1904 aus dem Wohnhaus mit Stall, drei Scheunen, Schafstall, Brennhaus, Futterkammer und Wagenremise. Dazu gehörten 245 Tagwerk (83,5 Hektar). Der Kreis erwarb jedoch weitere Grundstücke dazu, so dass Ende 1905 die Gesamtfläche auf 96,8 Hektar angewachsen war. Zwischen 1910 und 1915 kaufte der Kreis den Hanhof dazu.
"Der Gutshof, die Gärtnerei und der Hanhof bildeten das Herzstück zur Versorgung der Anstalt", sagt Anton Zenk. Diese drei Einheiten seien mustergültig aufgebaut gewesen und funktionierten über 100 Jahre lang. Auf den Äckern und Wiesen des einstigen Gutshofs werde heute auf großflächigen Monokulturen hauptsächlich Mais und Futtergetreide angebaut.
Der Hanhof ist in Privatbesitz. Der Bezirk Oberfranken, dem der Gutshof heute gehört, ist sich noch nicht ganz schlüssig, was mit den historischen Gebäuden geschehen soll. Momentan stehen das Wohn- und die Ökonomiebauten leer.
Christian Porsch, der Pressesprecher des Bezirks, beantwortete die Anfrage dieser Zeitung zur Zukunft des Gutshofes in Kutzenberg wie folgt: Der Bezirk sei sich seiner denkmalschutzrechtlichen Verpflichtungen bewusst. Daher habe es bereits in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Ideen gegeben, den Gutshof einer langfristigen Nutzung zuzuführen. Leider habe sich bisher keine dieser Ideen umsetzen lassen, so dass diese allgemeine Prüfung weiterhin andauert. In diesem Fall sei dem Bezirk derzeit kein Investor bekannt, der Interesse an den Gebäuden habe.