Das Kreisorchester Lichtenfels mit seinem Leiter Christian Stenglein gab in Ebensfeld ein umjubeltes Konzert.
Keine Frage, das Kreisorchester Lichtenfels ist etwas Besonderes. Über 80 meist junge Musiker spornen sich gegenseitig zu immer neuen Höchstleistungen an. Von der außergewöhnlichen Qualität des Ensembles konnten sich fast 500 Besucher des Konzerts in der Ebensfelder Pater-Lunkenbein-Halle überzeugen. Einer davon war Landrat Christian Meißner, der es auf den Punkt brachte: "Ich vertrete den Landkreis Lichtenfels nach außen, doch ihr seid einfach besser."
Auch die ständig steigenden Besucherzahlen bei Konzerten sprechen für sich. Großen Anteil am Erfolg hat Kreisdirigent Christian Stenglein, dem es immer wieder gelingt, neue Musiker für das Orchester zu gewinnen, die sich auch von den harten Proben nicht abschrecken klassen. Seine Musiker sind zwischen zwölf und 61 Jahre alt. "Es ist meist junges Gemüse, aber ein paar alte Stauden gehören halt auch noch dazu" formulierte es Moderator Heinz Fischer.
Tonleitern statt Computerspiele
Die Jugendlichen auf der Bühne würden sich lieber mit Tonleitern beschäftigen statt mit Computerspielen. Die Debütanten Theresa Konrad, Antonia Kremer und Jonas Trapper - alle 15 Jahre jung - fanden es "voll geil", mitmachen zu können. Und auch Kreisvorsitzender Horst Sünkel wählte die Sprache der Jugend: "Es ist krass, was heute passiert, Mann, ist das dufte, dass ihr alle da seid".
Mit der wunderbaren Eröffnungsfanfare "Apertum" leitete das Orchester dann ein großartiges Konzert ein. Es widmete die fulminante Komposition dem Nordbayerischen Musikbund und seinem Bundesdirigenten Ernst Oestreicher zum 60. Geburtstag. Es folgten zwei Stunden Blasmusik in Vollendung.
Ein erster Höhepunkt war die Bildkomposition "Der Magnetberg" des Schweizers Mario Bürki. Dieses Stück hat das Kreisorchesters für das "World Contest of Wind Music" im holländischen Kerkrade einstudiert. Bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft für Blasmusik zeigen 22 000 Musiker aus 43 Ländern ihr Können - und mittendrin die Lichtenfelser.
Ein Moment der Stille
Einem ruhigen Beginn mit einem wunderschönen Horn-Solo folgten geradezu verwegene Rhythmuspassagen, die die Percussion-Gruppe gekonnt in Szene setzte. Gefühlvolle Trompeten- und Klarinettenklänge und ein in ein Nichts verklingendes Windgeräusch, das die Musiker mit ihren Lippen erzeugten, ließe die Halle für einen Moment in absolute Stille tauchen.
Auch das nächste symphonische Werk - ebenfalls für Kerkrade gedacht - hatte es in sich: "The Land of Zarathustra". Der iranische Komponist Amir Molookpour hat in seinen drei Sätzen orientalische, indische und asiatische Klänge einfließen lassen. Bestens nuanciert brachten die Musiker diese besonders im sehr gefühlvoll anmutenden zweiten Satz zur Geltung. Mit geheimnisvollen Tönen versetzte das Orchester die Zuhörer in eine Art Märchenwelt.
Der wohl populärste und erfolgreichste Komponist von Filmmusiken ist John Williams. In einem Arrangement von Johan de Mej werden seine Werke zur "Krieg der Sterne"-Trilogie wieder lebendig. Das Kreisorchester ließe die Stras der 80ger Jahren vor dem geistigen Auge erscheinen. Beim "Imperialmarsch", bei dem der Bösewicht "Darth Vader" die Truppen auf dem neu erschaffenen Todesstern abschreitet, vollbrachten die Jungs an den Percussions Höchstleistungen.
Dann ging es in eine andere Richtung. "Let's fetz" und damit Spielfreude pur war angesagt beim Rockklassiker "Dont stop me now" der Gruppe Queen.
So mancher summte leise mit
Die Liebhaber der klassischen und volkstümlichen Blasmusik kamen im zweiten Teil des Konzerts auf ihre Kosten. Der Marsch "Jubelklänge" von Ernst Übel gehört zur gehobenen Marschliteratur. Und so ging das Kreisorchester auch damit um.
"Neue Wege" heißt die Polka des in Österreich geborenen Musikers Martin Scharnagel. Einmal mehr facettenreich und in einem herrlich gemütlichen Tempo war jedes Register eingebunden. Aus dem schier unendlichen Repertoire der "Egerländer Musikanten" stammte der Walzer "Rosalie". So mancher Besucher dachte an ernst Mosch und summte leise mit.
Nach dem Militärmarsch "In Treue fest" und der Polka "Böhmische Liebe", zwei echten Leckerbissen für alle Blasmusikfreunde, setzten das Orchester und sein Dirigent mit Liedern aus dem Musical "Riverdance" einen weiteren Glanzpunkt. Susi Schliefer machte mit einer "Tin Wistle", einer irischen Flöte, die magischen Momente dieser Folk-Musik fast greifbar.
Mit zwei Zugaben entließen Christian Stenglein und sein Kreisorchester das begeisterte Publikum.