Mit dem Papa-Paket informiert das Klinikum Lichtenfels seit Ende Januar frisch gebackene Väter über ihre Aufgaben und Pflichten.
Er hält die Hand, flüstert liebe Worte ins Ohr, massiert den Rücken - mehr kann ein werdender Vater nicht tun. Während die Frau mit starken Schmerzen in den Wehen liegt, fühlen sich vor allem die Männer hilflos und überflüssig. Ihre Zeit kommt nach der Schwangerschaft, wenn Wickeln, Füttern und Spazierenfahren angesagt ist.
Wie was gemacht werden muss, erklären die Hebammen in den ersten Tagen nach der Geburt des Babys. Seit Ende Januar soll zudem das Papa-Paket in der Regiomed-Klinik
Lichtenfels auf eine humorvolle Art nützliche Informationen vermitteln.
"Tüv-Termine" mit den wichtigsten Untersuchungen, "Heimspiel" mit kreativen Ideen für die erste Zeit nach der Geburt, "Voll der Brüller" mit Erklärungen, warum das Kind vermutlich weint sowie "Führerschein Klasse K" mit den wichtigsten Tipps zur ersten Autofahrt mit dem Baby: Sieben Hinweiskarten befinden sich im Papa-Paket, das den Vätern gleich nach der Geburt als Überraschung ausgehändigt wird - einfach geschrieben und mit Zeichnungen dem Thema angepasst.
"Die Idee kam uns wegen dem Parkhaus", erklärt die leitende Hebamme, Martina Behr. Eigentlich sollten die Väter Tickets fürs Freiparken erhalten. Aus dem Ansatz entwickelte sich ein ganzes Paket, entworfen von der Marketing-Abteilung sowie vom Ärztlichen Direktor der Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Andreas Flessa.
"Wir wollten auch was für die Väter machen. Sie rücken meist in den Hintergrund, sollen aber auch ihr festes Aufgabenfeld haben", sagt die 38-Jährige. Obwohl viele Männer ihren Frauen die Schmerzen am liebsten abnehmen würden, fühlen sich die meisten nutzlos. "Als Mann erlebt man nur die schönen Seiten. Mir wurde in der Schwangerschaft nicht übel, ich habe nicht 19 Stunden Wehen erlebt", erklärt ein junger Vater auf der Geburtsstation.
Väter fühlen sich oft nutzlos
Auch er fühlte sich hilflos - schrieb fleißig die Zeiten auf, massierte seine Frau, ließ ein warmes Bad ein und animierte sie zum richtigen Atmen. Doch: Der erste Moment, in dem er sich wirklich gebraucht fühlte, war nach der Entbindung. Nach einem Notkaiserschnitt wurde sein Sohn, nicht wie üblich auf die Brust der Mutter gelegt, sondern auf seine - im Krankenhaus wird das als "Bonding" bezeichnet. "Es war das schönste Gefühl, das kann man nicht beschreiben."
Bei ihm kam das Paket sehr gut an - vor allem das Freiparken finden Väter sehr praktisch. "Von dem Geld, was ich da spare, kaufe ich meiner Frau was Schönes", fügt er schmunzelnd hinzu. Womit er die Überraschung verdient hat, ist ihm nicht klar. "Beim Paket habe ich erst einmal gedacht: Was soll ich damit, ich habe doch nichts gemacht." Das sieht seine Frau ganz anders. "Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft."
Seit 2011 ist Martina Behr leitende Hebamme in Lichtenfels. Auch sie konnte beobachten, welche Kraft Frauen aus der Anwesenheit ihres Mannes ziehen. "Viele Mamas machen die Geburt mit sich aus und konzentrieren sich auf sich selbst. Es ist aber eine große Unterstützung für sie, wenn der Mann bei ihnen ist."