Auf Beschluss von Ministerpräsident Markus Söder gibt es fortan in jedem bayerischen Landkreis eine Anlaufstelle für kostenlose Corona-Tests. Im Testzentrum in Burgkunstadt blieb der ganz große Ansturm nach der Eröffnung aus.
Auf den ersten Blick wirkt alles recht unscheinbar: Ein längliches, weiß-grau gestreiftes Zelt auf einem weitläufigen Parkplatz. Dahinter eine zweistöckige Lagerhalle. Die wiederum liegt recht abgelegen hinter der AOK in der Burgkunstadter Bahnhofstraße. Einzig der Bauzaun mit dem Transparent "Bayerisches Testzentrum Landkreis Lichtenfels" lässt erkennen, dass hier seit dem 1. September eine neue Anlaufstelle für Corona-Tests in Betrieb ist.
"Das ist der sogenannte ,Söder-Test‘. Hierher kann jeder kommen und sich auf Corona testen lassen", erklärt Andreas Grosch, Pressesprecher des Landratsamtes, das Konzept des neuen Testzentrums in Burgkunstadt. Bei dem handelt es sich um ein zusätzliches Angebot zu den Tests der niedergelassenen Ärzte beziehungsweise derer, die auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB – www.kvb.de) gelistet sind.
Der Test auf das Virus werde bei vorhandenen Symptomen von der Krankenkasse bezahlt. Andernfalls übernehme der Freistaat Bayern die anfallenden Kosten, erklärt Grosch. Mit dieser Strategie will Ministerpräsident Markus Söder das Infektionsgeschehen kontrollieren – die vielen Urlaubsrückkehrer standen dabei besonders im Fokus. So hätten sich auch in Burgkunstadt zum Ferienende hin "signifikant mehr" Personen auf Covid-19 testen lassen, teilt Grosch mit. Überlaufen sei das Testzentrum aber zu keinem Zeitpunkt gewesen: Die Tageskapazität von 150 Personen sei bisher an keinem Tag erreicht worden.
So kamen am ersten Tag etwa acht Personen – am 8. September verzeichneten die Verantwortlichen einen vorläufigen Höchststand von 37 Getesteten. Bisher strichen die Mitarbeiter vor Ort 527 Testpersonen ab (Stand 21. September)
Der Ablauf im Testzentrum
Vor Ort ist der Ablauf für alle gleich: Hinter dem Zelteingang findet ein Datenabgleich statt, anschließend streicht ein Mitarbeiter in Schutzkleidung aus der Lagerhalle heraus durch ein Fenster ab. "Wir haben den Vorteil, dass sich die Abstrichteams nicht in ein Auto beugen müssen", erklärt Grosch den Pluspunkt gegenüber vielen anderen Testzentren. Der separate Ausgang, der nach dem Test gewählt werden muss, ist hingegen selbstverständlich.
Abstrich durch Nase und Mund
Mit einem doppelten Test wollen die Verantwortlichen in Burgkunstadt zudem auf Nummer sicher gehen: Abstriche erfolgen durch Mund und Nase. "Dabei fährt man mit einem Rachentupfer über die Rachenhinterwand. Dort vermehrt sich das Virus", erklärt Dr. Jürgen Murmann. Der Mediziner war bereits während des bayernweit ausgerufenen Katastrophenfalls der Versorgungsarzt des Landkreises.
Für die Eröffnung des neuen Testzentrums ernannte ihn die KVB zum ärztlichen Koordinator.
Zusätzlich zur Arbeit in seiner Praxis organisiert er nun die Abläufe im Bayerischen Testzentrum vor Ort. "Am Anfang war es schon recht viel Arbeit. Umso besser es aber läuft, umso weniger habe ich zu tun", fasst Murmann die aktuelle Situation zusammen.
Momentan halte sich seine Arbeit für das Zentrum in Grenzen – bisher sei alles reibungslos gelaufen. Je nach Aufkommen sind pro Tag drei bis fünf Helfer im Einsatz. Hinzu kommt ein Einweiser am Parkplatz. Die insgesamt 20 Mitarbeiter seien allesamt geschult und beim Landratsamt angestellt, betont Grosch.
Nachdem diese die Tests an das zuständige Labor geschickt haben, informieren sie den Getesteten im Normalfall innerhalb von 48 Stunden. "Wie lange es dauert, liegt allerdings nicht in unserer Hand, sondern ist von den Laboren abhängig", erklärt der Pressesprecher des Landratsamtes. Die Ergebnisse kommen dann per Post. Zusätzlich erfolgt ein Anruf. Die telefonische Erreichbarkeit der Getesteten ließe in manchen Fällen aber noch etwas zu wünschen übrig, beklagt Grosch.
Zufrieden sind er und Murmann hingegen mit der Zuverlässigkeit in puncto Termineinhaltung. Mit wenigen Ausnahmen seien die Leute hierbei sehr zuverlässig.
Weshalb Burgkunstadt?
"Die Lichtenfelser Stadthalle stand nicht mehr zur Verfügung. Die Lagerhalle in Burgkunstadt war bereits angemietet – so konnten wir das Testzentrum schnell aus dem Boden stampfen", begründet Andreas Grosch den Standort innerhalb des Landkreises. Zudem ist Burgkunstadt von der Kreisstadt aus in 20 Minuten mit dem Auto erreichbar und das Zentrum liegt zudem in Bahnhofsnähe, fügt er hinzu.
Abgesehen davon gebe es nach wie vor die Abstrichstelle des Gesundheitsamtes in Lichtenfels. Die werde auch weiterhin geöffnet bleiben. Wie lange hingegen das Bayerische Testzentrum bleibt, wird sich zeigen. Nach aktuellem Stand soll es in jedem Fall bis Ende Dezemberbestehen. "Dann müssen wir schauen, was der Freistaat sagt und wie die Gesamtsituation ist", ergänzt Grosch. Solange die Testmöglichkeit vor Ort besteht, gilt jedoch ein klares Prinzip: Ohne Termin ist kein Test möglich. Die Ergebnisse seien zudem nur Momentaufnahmen, geben also keine Rückschlüsse auf eine Immunität gegen das neuartige Corona-Virus. Es bestehe also auch nach einem negativen Testergebnis die Möglichkeit einer Infektion mit SARS-CoV 2.