Baur-Beschäftigte kämpfen um ihre Jobs

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Die Botschaften der Baur-Belegschaft und des Deutschen Gewerkschaftsbundes an die Otto-Gruppe waren deutlich. Fotos: Bastian Girg
Die Botschaften der Baur-Belegschaft und des Deutschen Gewerkschaftsbundes an die  Otto-Gruppe waren deutlich. Fotos: Bastian Girg
Der Gehsteig entlang der Michael-Dechant-Straße füllte sich immer mehr mit Baur-Mitarbeitern.
Der Gehsteig entlang der Michael-Dechant-Straße füllte sich immer mehr mit Baur-Mitarbeitern.
 
Appell...
Appell...
 
...an die Otto-Gruppe!
...an die Otto-Gruppe!
 
Norbert Jungkunz von der katholischen Betriebsseelsorge und die evangelische Pfarrerin Anne Salzbrenner aus Lichtenfels
Norbert Jungkunz von der katholischen Betriebsseelsorge und die evangelische Pfarrerin Anne Salzbrenner aus Lichtenfels
 

Um der Konzernführung in Hamburg zu zeigen, dass ihr die geplanten Stellenstreichungen bei Baur nicht wurst sind, rief die Gewerkschaft Verdi die Belegschaft zu einer "aktiven Mittagspause" auf. Dabei gab's für die Teilnehmer, passend zur Tageszeit und zur Situation bei Baur: Würste im Brötchen.

Wurst. Ein schlichtes Wort. Doch besonders am Montag war es für die Baur-Mitarbeiter ein Wort mit großer Symbolik: Um die Wurst geht es für viele Mitarbeiter seit einigen Wochen, als Pläne der Otto-Gruppe bekannt wurden, bis zu 210 Stellen, insbesondere im Einkauf, zu streichen. Dies dokumentierte die Gewerkschaft Verdi mit ihrer "aktiven Mittagspause". Ein Protokoll.

11.25 Uhr: Norbert Jungkunz und Manfred Böhm von der katholischen Betriebsseelsorge Bamberg gehören zu den Ersten, die vor dem Baur-Gebäude in der Michael-Dechant-Straße 10 Stellung beziehen. Sie haben 100 symbolische Würste dabei, die sie an die Baur-Mitarbeiter verteilen wollen. "Herr Otto, uns sind die Beschäftigten von Baur nicht Wurst", ist ihr Motto. "Wir teilen die Sorgen der Betroffene und wissen um die Bedeutung der Arbeitsplätze für die Menschen und für die Region", sagt Norbert Jungkunz, der die Wurstbrötchen vorbereitet.

11.30 Uhr:
Dominik Datz, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, kommt mit Megafon und Fahnen vorbei, gleich darauf Gerlinde Konrad (SPD), Zweite Bürgermeisterin von Burgkun stadt. "Ich will Solidarität zeigen", sagt Konrad, die selbst bei Baur gearbeitet hat, und fügt hinzu: "Ich hätte nie erwartet, dass es soweit kommt." Die Bürgermeister von Weismain, Altenkunstadt und der Dritte Bürgermeister von Burgkunstadt, als Vertreter des erkrankten Ersten Bürgermeisters, seien gerade in Hamburg zu Gesprächen, erzählt Gerlinde Konrad.

11.45 Uhr: Die evangelischen Geistlichen Anne Salzbrenner und Ralph-Peter Zettler kommen an. Mittlerweile sind mehr Funktionäre und Pressevertreter anwesend als Baur-Mitarbeiter. Nur vereinzelt kommen kleine Gruppen der Belegschaft vorbei und beobachten die Wurstausgabe noch etwas skeptisch von der gegenüberliegenden Straßenseite aus.

11.53 Uhr:
Manfred Böhmer und Norbert Jungkunz ziehen mit ihren Würsten auf die sonnige Straßenseite um. Das steigert die Nachfrage. Unterdessen kommen immer mehr Baur-Mitarbeiter auf die Straße, einige tragen schwarze Baur-T-Shirts, andere Schilder mit der Aufschrift "Baur hat Power. Wir kämpfen um unsere Arbeitsplätze." Der Gehsteig entlang der Michael-Dechant-Straße füllt sich immer mehr.

12 Uhr:
Dominik Datz greift zum Megafon und spricht zu den mittlerweile rund 200 Menschen. "Ich freue mich, dass so viele von euch gekommen sind und ein Zeichen setzen, dass es uns nicht wurst ist, was passiert", ruft er ihnen zu. Er halte regen Kontakt zu den Lokalpolitikern. Deren Einsatz gebe ihm Hoffnung, dass man in den Verhandlungen weiterkommt. "Landrat Christian Meißner hat enormes Verständnis für die Arbeitsplätze", sagt Datz. Landrat Meißner wird am 22. November zu Gesprächen mit der Otto-Gruppe nach Hamburg reisen, erzählt DGB-Kreisvorsitzender Heinz Gärtner.

"Schwierige Gespräche"

Dirk Sander, einer der Baur-Betriebsräte, die mit der Otto-Gruppe verhandeln, berichtet den Mitarbeitern von "schwierigen Gesprächen in Hamburg". "Es lohnt sich aber, dran zu bleiben. Wir wollen mehr rausholen für alle Bereiche", sagt er entschlossen und erhält Applaus.

Die Lichtenfelser Pfarrerin Anne Salzbrenner erklärt sich mit der Baur-Belegschaft solidarisch. "Einstimmig hat die Dekanatssynode erklärt, dass es nicht einzusehen ist, dass eine wichtige Unternehmensstruktur ohne Not aufgegeben wird." Applaus der Belegschaft, eine Frau ruft "Bravo!"

12.15 Uhr: Die Ansprachen sind vorbei. Die meisten Mitarbeiter bleiben noch stehen und unterhalten sich untereinander oder mit den Funktionären. DGB-Kreisvorsitzender Gärtner betont, dass die vom geplanten Stellenabbau betroffenen Bereiche gute Zahlen schreiben würden. Die Otto-Gruppe habe woanders Geld in den Sand gesetzt. "Deshalb ist es nicht einzusehen, dass Mitarbeiter hier geopfert werden", sagt Gärtner.

12.20 Uhr:
Udo Denscheilmann arbeitet seit 29 Jahren bei Baur. Er ist im Einkauf tätig und wäre womöglich auch von den Stellenstreichungen betroffen. "Es herrscht eine gedrückte Stimmung, weil keiner etwas Genaues weiß", erzählt er. Seine Kollegin Johanna Wolf ist seit elf Jahren dabei. Sie arbeitet auch im Einkauf, im Bereich Schmuck und Uhren, der nach letzten Informationen erhalten bleiben könnte. "Wir machen unsere Arbeit weiter, aber teilweise ist die Stimmung schon deprimiert", sagt Wolf. Am meisten ärgere es sie und ihre Kollegen, dass man gute Arbeit leiste, die Arbeitsplätze aber dennoch abgebaut werden sollen. "Die Leute hängen in der Luft, richtig sicher fühlt sich keiner", sagt sie. Deshalb sondiere sie natürlich alternative Arbeitsplätze, erzählt Johanna Wolf, die in Bamberg lebt. "Für die Kollegen hier aus der Region ist das natürlich schwieriger", sagt sie.

12.36 Uhr:
Der Großteil der Belegschaft hat die "aktive Mittagspause" beendet. Dirk Sander zieht ein positives Fazit: Nicht nur Kollegen aus betroffenen Bereichen seien da gewesen, sondern aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Auch die Solidarität der Kirchen, Politiker und Gewerkschaften sei eine gute Sache gewesen. "Ich habe das Gefühl, bei Baur hält man intern zusammen", sagt der nebenberufliche Betriebsrat Sander. Auch Dominik Datz ist zufrieden. Es seien viele Leute gekommen. "27 Würste sind noch da", resümiert Norbert Jungkunz. Vielleicht ein Wink in Richtung Stellenerhalt? Das bange Warten der Belegschaft geht auf jeden Fall weiter.