Bauen die drei Jura-Gemeinden ein gemeinsames Lehrschwimmbad?

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Zankapfel: Nicht einig waren sich die Stadträte, ob sich das Sportbecken im Kunomare in ein Cabrio-Bad umbauen ließe. Dennoch haben sie sich gegen eine Machbarkeitsstudie ausgesprochen, die 41 000 Euro kosten würde. Foto: Gerda Völk
Zankapfel: Nicht einig waren sich die Stadträte, ob sich das Sportbecken im Kunomare in ein Cabrio-Bad umbauen ließe. Dennoch haben sie sich gegen eine Machbarkeitsstudie ausgesprochen, die 41 000 Euro kosten würde. Foto: Gerda Völk
Nicht einig waren sich die Stadträte, ob sich das Sportbecken im Kunomare in ein Cabrio-Bad umbauen ließe. Dennoch haben sie sich gegen eine Machbarkeitsstudie ausgesprochen. Foto: Gerda Völk
Nicht einig waren sich die Stadträte, ob sich das Sportbecken im Kunomare in ein Cabrio-Bad umbauen ließe. Dennoch haben sie sich gegen eine Machbarkeitsstudie ausgesprochen. Foto: Gerda Völk
 

Der Stadtrat Burgkunstadt plädiert für ein gemeinsames Lehrschwimmbecken mit Altenkunstadt. Ein Betrieb des Bads durch einen gemeinsamen Schulverband aller drei Kommunen könnte auch Weismain eine Beteiligung ermöglichen, so die Überlegungen.

Eine unerwartete Gewerbesteuernachzahlung von knapp einer Million Euro beendet in Burgkunstadt die sogenannte haushaltslose Zeit. Damit ist es der Stadt gelungen, zumindest den Verwaltungshaushalt "rechnerisch" auszugleichen. "Ohne die Gewerbesteuernachzahlung in Höhe von 949 000 Euro wäre das allerdings nicht möglich gewesen", erklärte Kämmerin Heike Eber bei der Stadtratssitzung am Dienstagabend.
Der unerwartete Geldsegen sei nicht vorhersehbar gewesen. Dass die Stadt jetzt einen genehmigungsfähigen Haushalt vorlegen kann, bezeichnete Eber als rein formelle Angelegenheit. "Nicht mehr und nicht weniger." An der angespannten Haushaltslage ändere dies aber nichts. Die Stadt müsse sich neu strukturieren, um den künftigen Anforderungen bei rückläufigen Einnahmen und steigendem Investitionsbedarf gerecht zu werden.


Einig und nicht einig

Dass man den Kindern unbedingt die Möglichkeit bieten sollte, schwimmen zu lernen, war der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Stadträte einigen konnten. Wie das aber geschehen soll, ob mit Überdachung des Freibades als sogenanntes Cabrio-Bad, den Neubau eines Lehrschwimmbeckens oder durch Nutzung bestehender Einrichtungen im Landkreis Lichtenfels bei Nachbarkommunen, darüber herrschten geteilte Meinungen.
Allerdings verlangt das Landratsamt Lichtenfels mittlerweile "eindringlich eine eindeutige Aussage der Kommunen zur Errichtung einer Schwimmsportanlage", wie es in der Beschlussvorlage zur Stadtratssitzung hieß. Die Größe der vom Landkreis geplanten Freisportanlage für die weiterführenden Schulen hängt davon ab, ob ein Lehrschwimmbecken vorhanden ist, wie Sven Dietel, geschäftsleitender Beamter, auf Nachfrage erläuterte. Ob sich das bestehende Freibad für den Umbau als Cabrio-Bad eignet und wirtschaftlich betrieben werden kann, könnte eine Machbarkeitsstudie klären, die 41 000 Euro kosten würde. Altenkunstadt werde sich wahrscheinlich nicht an diesen Kosten beteiligen, erläuterte Bürgermeisterin Christine Frieß (CSU). Das Sportbecken im Freibad mit seiner fast einheitlichen Tiefe verfüge über keinen Hubboden und wäre damit nicht für den Schwimmunterricht geeignet. Bedenken äußerte die Verwaltung auch wegen der Gründung, da sich bereits nach Fertigstellung des Freibads erste Risse in den Außenwänden von Umkleide- und Kassenräumen sowie Bodenplatten zeigten. Für Umbauten wären daher Baugrunduntersuchungen erforderlich.

Bedenken wegen eines Umbaus des Freibads zum Cabrio-Bad äußerten auch Marcus Dinglreiter (Bürgerverein) und Ingrid Kohles (FWG). Die langjährige Stadträtin erinnerte daran, dass beim Bau des Freibades die Gründung nicht ausreichte und die Stadt damals einen Rechtsstreit führte. Eine unzureichende Gründung und Probleme mit Überschwemmungen nach Starkregenereignissen würden der Stadt möglicherweise das Genick brechen, warnte Dinglreiter. Ulrike Koch (SPD) lehnte sowohl die Machbarkeitsstudie als auch eine Cabrio-Version ab: "Da kommt die Soß' teurer als der Braten".

Kämmerin Heike Eber erinnerte daran, dass Burgkunstadt gerade mit Biegen und Brechen einen formal ausgeglichen Haushalt hinbekommen habe. Übereinstimmung herrschte im Gremium beim Thema Kosten. Falls Burgkunstadt gemeinsam mit der Nachbarkommune Altenkunstadt ein Lehrschwimmbecken baut, sollten sowohl die Baukosten als auch die Unterhaltskosten geteilt und eine entsprechende Rechtsform gefunden werden. Jetzt sollen alle Optionen noch einmal auf dem Tisch. Darunter auch die beiden Studien aus den Jahren 2008 und 2010, so hat es der Stadtrat beschlossen.

In Altenkunstadt vom Tisch

Die Überlegungen, ein neues Lehrschwimmbecken in Form eines Cabrio-Bads im Burgkunstadter Freibad zu verwirklichen, sind vom Tisch. Der Altenkunstadter Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung eine neue Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsprognose gemeinsam mit der Nachbarstadt, die rund 41 000 Euro gekostet hätte, abgelehnt.

Stattdessen soll die vorhandene Studie des Architekturbüros Lauer + Lebok aktualisiert werden, um die Grundlage für eine endgültige Entscheidung über einen möglichen Bad-Bau noch in diesem Jahr treffen zu können. Nur Frank Novotny (Soziale Bürger) und Norbert Schnapp (JWU) stimmten dagegen.
Die Entscheidung soll bald fallen, weil das Landratsamt wegen der Planung für die Freisportanlagen der weiterführenden Schulen in Lichtenfels wissen will, ob ein Lehrschwimmbecken noch gewünscht wird.

Was ist ein Cabrio-Bad?

Für ein Cabrio-Bad könnte im Freibad das Sportbecken in eine neu zu errichtende Schwimmhalle integriert werden, während Kinder- und Freizeit becken sowie Kassen- und Umkleideräume als Freibadkomponenten blieben, erläuterte Bürgermeister Robert Hümmer (CSU). Hinzu komme, dass das Sportbecken mangels Hubboden für den Schwimmunterricht nicht geeignet sei und die Funktionsgebäude wegen des labilen Untergrunds bereits Schäden aufwiesen.
Der Architekt habe angeboten, die Studie von 2010 ohne zusätzliche Kosten zu aktualisieren. Mit einer Steigerung von zehn Prozent bei den Baukosten müsse gerechnet werden.

Deuerling: Kein Luxusbad

Gegen eine neue Studie für ein "Luxusbad" sprach sich auch Zweiter Bürgermeister Georg Deuerling (FBO) aus. Die vorhandenen Pläne sollten rasch aktualisiert werden. "Nach 20 Jahren des Sparens sollten wir uns wenigstens eine freiwillige Leistung für Kinder, Familien und Senioren erlauben", appellierte Melita Braun (CSU). Angesichts von sieben Schulen, Regens Wagner, Versehrtensportgruppen und anderen Vereinen lohne sich die Investition.

Vorschlag: Zu dritt stemmen

"Der Bürgermeister muss gemeinsam mit Burgkunstadt Lösungen finden, um den Betrieb später zu ermöglichen", forderte Ludwig Winkler (FBO). Dazu müsse die DLRG endlich belastbare Fakten präsentieren. Ein Betrieb des Bads durch einen gemeinsamen Schulverband aller drei Kommunen könnte auch Weismain eine Beteiligung ermöglichen, regte Jan Riedel (FBO) an. Schwimmsport sei eine freiwillige Leistung innerhalb des Schulsports und werde durch einen anderen Träger nicht zur Pflicht, erklärt geschäftsleitender Beamter Alexander Pfaff dazu.

Millionenschwere Investitionen

"Wir werden es uns auf lange Sicht nicht leisten können, so ein Hallenbad hinzustellen und zwar nicht wegen der Baukosten, sondern wegen der Unterhaltskosten", erklärte Frank Novotny (Soziale Bürger). Altenkunstadt müsse in den nächsten Jahren millionenschwere Investitionen stemmen und Burgkunstadt habe nicht einmal einen genehmigten Haushalt.
"Wir wollen das Lehrschwimmbecken alle, aber wir wissen auch alle, dass wir es uns nicht leisten können", warnte auch Michael Limmer (JWU). Er forderte eine Kalkulation zur Finanzierung zu erstellen, bevor darüber entschieden werde. "Die Frage heißt, wollen wir uns das leisten, denn außer Frage steht, dass wir es uns nicht leisten können", meinte auch Edwin Jungkunz (CSU).