Früher gab es Hustensaft noch auf Rezept. Künftig werden die Renten niedriger und die Zuzahlungen mehr. Heinz Wittmann, Kreisvorsitzender des VdK, betrachtet das mit Sorge.
Nach dem Arbeitsleben den wohlverdienten Ruhestand genießen: Für eine steigende Zahl von Rentnern ist das nur noch eine Wunschvorstellung. Sozialverbände wie der VdK schlagen seit langem Alarm: Die Armut im Alter nimmt zu. "Oberfranken ist, bezogen auf die Rente, eine der schwächsten Regionen", betont Heinz Wittmann, Kreisvorsitzender des VdK im Landkreis Lichtenfels. Knapp über zwei Prozent der über 65-Jährigen in Bayern beziehen die sogenannte "Grundsicherung im Alter", das bedeutet, ihre eigentliche Rente liegt unter Sozialhilfeniveau. Ein Trend, der sich nach Ansicht des VdK weiter verstärken wird, da die Renten der jetzigen Genera tion noch vergleichsweise hoch liegen würden.
"Medikamentenzuzahlungen setzen armen Rentnern zu" "Ab dem Jahr 2030 kann jeder dritte Rentner nicht mehr von seiner Rente leben", prognostiziert Wittmann.
Immer mehr Menschen, so die Erfahrung des VdK-Kreisvorsitzenden, würden sich mittlerweile mit dem Thema Altersarmut auseinandersetzen. "Die Rentenberatung, die wir für unsere Mitglieder anbieten, wird immer stärker in Anspruch genommen", betont Heinz Wittmann. Diese Beratungen werden von festangestellten VdK-Mitarbeitern, wie Peter Groh, angeboten. Der Kreisgeschäftsführer erzählt, dass sich viele ältere Menschen vor allem die Bezahlung von Hilfs- und Heilmitteln sorgen, die von den Krankenversicherungen nicht mehr übernommen werden. "Die Kosten für Medikamentenzuzahlungen setzen armen Rentnern schon zu", erzählt Peter Groh.
"Früher", sagt Groh, "gab es zum Beispiel den Hustensaft noch auf Rezept."
Zwar seien auch heute noch Befreiungen von den Zuzahlungen möglich, einen gewissen Eigenanteil müssten aber auch Menschen bezahlen, die Grundsicherung beziehen. Häufig kommen auch Menschen zur Beratung, deren Rente knapp oberhalb der Grundsicherung liegt. "Ich erinnere mich an eine ältere Dame, deren Rente rund 50 Euro über der Grenze zur Grundsicherung lag", erzählt Peter Groh. "Ihre Heizung ging kaputt, Versicherungsprämien wurden fällig und dann konnte sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen", sagt Groh. Dies sei ein typisches Beispiel, betont Groh. Der VdK werde zudem ein wichtiger Ansprechpartner und Wegweiser für Menschen, die sich im "Wirrwarr" der Behörden nicht mehr zurechtfinden.
Minijobs zusätzlich zur Rente Aus Existenzängsten heraus würden viele Rentner wieder auf Jobsuche gehen, sagt Wittmann. "Sie tragen zum Beispiel Zeitungen aus, liefern Medikamente oder räumen Regale in Supermärkten ein", erzählt Wittmann. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Minijobquote im Rentenalter um 60 Prozent erhöht. "Für jetzige Rentner, die von Altersarmut betroffen sind, gibt es kaum noch Möglichkeiten gegenzusteuern", sagt Heinz Wittmann. Für die Jüngeren sei daher wichtig, sich bereits jetzt mit der Rente zu beschäftigen. "Wir können uns nicht mehr auf den Staat und unser Rentensystem verlassen", resümiert er.