Anekdoten zur Weltgeschichte

2 Min
Klaus Röder (stehend) aus Grundfeld führt seit 2009 die Bundesgrenzschutz-Kameradschaft Coburg, der auch Alfons Grau (links) und Siegfried Rüdiger angehören. Alfons Grau hat zahlreiche Bilder und Dokumente über den BGS in Coburg gesammelt. Foto: Matthias Einwag
Klaus Röder (stehend) aus Grundfeld führt seit 2009 die Bundesgrenzschutz-Kameradschaft Coburg, der auch Alfons Grau (links) und Siegfried Rüdiger angehören. Alfons Grau hat zahlreiche Bilder und Dokumente über den BGS in Coburg gesammelt. Foto: Matthias Einwag
Der Stacheldrahtzaun zwischen Bayern und Thüringen 1953 in Bergmühle bei Neustadt. So sah die Zonengrenze in den ersten Jahren aus. Foto: Alfons Grau
Der Stacheldrahtzaun zwischen Bayern und Thüringen 1953 in Bergmühle bei Neustadt. So sah die Zonengrenze in den ersten Jahren aus. Foto: Alfons Grau
 
So zeichnete ein BGS-Beamter 1955 "die Kumpels von der anderen Feldpostnummer", also die DDR-Grenzpolizisten.
So zeichnete ein BGS-Beamter 1955 "die Kumpels von der anderen Feldpostnummer", also die DDR-Grenzpolizisten.
 
Bundespräsident Heinrich Lübke besucht im Juli 1968 die innerdeutsche Grenze bei Tettau. Foto: Alfons Grau
Bundespräsident Heinrich Lübke besucht im Juli 1968 die innerdeutsche Grenze bei Tettau. Foto: Alfons Grau
 

Ehemalige BGS-Angehörige halten die Erinnerungen an ihre aktive Dienstzeit fest. Sie treffen sich regelmäßig zum Stammtisch der Bundesgrenzschutz-Kameradschaft Coburg. Deren Vorsitzender ist Klaus Röder aus Grundfeld.

Gemeinsame Erlebnisse verbinden - mögen sie auch Jahrzehnte zurückliegen. Mit Nostalgie hat das etwas zu tun, mit einem gewissen Korpsgeist, aber auch damit, auf der gleichen Wellenlänge zu funken. Wenn ein Team passt, dann erinnern sich seine Mitglieder ein Leben lang an skurrile Anekdoten, witzige Begebenheiten, überstandene Strapazen, Halbwahrheiten und an Ereignisse, die am Rande der Weltgeschichte angesiedelt sind. Das ist in jeder Firma so, natürlich auch bei ehemaligen Bundeswehrsoldaten und Angehörigen des Bundesgrenzschutzes (BGS).
Die Bundesgrenzschutz-Kameradschaft Coburg, die seit 1972 existiert, pflegt die Geschichte ihres ehemaligen Standortes. Nach 1945 war Coburg aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze für 45 Jahre wieder Garnisonsstadt. Verschiedene Einheiten der US-Armee und des BGS waren in der Stadt zur Grenzsicherung stationiert. Am 21. September 1951 wurde Coburg Standort des BGS und die ehemalige Hindenburg-Kaserne zur Unterkunft mehrerer Hundertschaften. Der BGS war zeitweilig mit bis zu 1000 Beamten und 200 Zivilangestellten der drittgrößte Arbeitgeber der Stadt. Die US-Armee beendete 1990 den Grenzdienst, und der Bundesgrenzschutz zog 1999 ab.


Schwindende Mitgliederzahl

Klaus Röder aus Grundfeld führt die BGS-Kameradschaft Coburg seit 2009. Rund 145 Mitglieder habe die Kameradschaft heute noch - "mit sinkender Tendenz", sagt der 68-Jährige, der zwischen 1966 und 1968 seinen zweijährigen Pflichtwehrdienst beim BGS abgeleistet hat. Röder ist einer der Jüngsten in der Kameradschaft, denn mit Nachwuchs ist nicht mehr zu rechnen, seit der BGS im Juni 2005 in der Bundespolizei aufgegangen ist.
Dennoch erzählt Klaus Röder von einer "lebendigen Kameradschaft", von regelmäßigen Stammtischtreffen in der "Schnitzelstube" in Triebsdorf, die zum Vereinslokal geworden ist, seit der Traditionsraum in der ehemaligen Hindenburg-Kaserne aufgegeben werden musste.


Archivar und Zeitzeuge

Einer der Ältesten ist Alfons Grau. Der 86-Jährige, der jahrzehntelang BGS-Beamter gewesen ist, fungiert heute als Archivar und Zeitzeuge zugleich. Zahllose Fotos und Dokumente hat er aufbewahrt. Er stellt sie der Kameradschaft, aber auch dem Staatsarchiv Coburg zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung. Wenn Alfons Grau mit Stentorstimme von seinen Erlebnissen an der innerdeutschen Grenze erzählt, merkt man ihm die frühere Dienststellung als "Spieß" noch an. An allen Grenzen der alten Bundesrepublik seien die BGS-Beamten eingesetzt gewesen, erzählt er. Wenn er von seinen eigenen Einsätzen erzählt, fallen Namen wie Gorleben, Wackersdorf und Startbahn-West - durchwegs Begriffe, die in den 1970er- und 1980er-Jahren nahezu ständig in den Medien präsent waren. Als palästinensische Terroristen im September 1972 bei den Olympischen Spielen in München israelische Sportler als Geiseln nahmen und sie ermordeten, war Alfons Grau ebenso dienstlich dabei wie bei den Einsätzen in Gorleben, wo das Atommüll-Zwischenlager zum Endlager ausgebaut werden sollte. Die Bürger protestierten damals vehement, und die BGS-Beamten bekamen vor allem die Wut der Landwirte hautnah zu spüren: "Uns haben sie den Mist vor die Füße gekippt", erinnert sich Alfons Grau. Seine Grenzkarte aus den 1970er-Jahren hat er noch, in die wichtige Punkte der damaligen Zonengrenze eingezeichnet sind. Heute ist das alles Geschichte, doch von 1951 bis 1990 hatten die Coburger BGS-Beamten den Abschnitt zwischen Fulda und Hof zu überwachen. Alfons Grau kann viele Details über diesen Dienst erzählen. Stolz ist er auch darauf, dass zwei der von ihm ausgebildeten BGS-Beamten später in der Bundeswehr bis zum Generalsrang aufgestiegen sind. Der Polizeihauptmeister muss eine Respektsperson gewesen sein - die Kameraden nannten ihn "Papa Grau". Einiges von diesem Respekt klingt an, wenn Siegfried Rüdiger (79) halb ironisch, halb ernsthaft anmerkt: "Er ist unsere letzte Ikone."
Wer mehr über die Aktivität der BGS-Kameradschaft Coburg erfahren möchte, findet deren Webseite unter dem Link www.bgs-kameradschaft-coburg.com im Internet.