Alexa Müller pfeift auf Vorbehalte gegenüber Frauen im Fußball und Abseitswitze. Die 17-Jährige will weiterkommen.
In der Schiedsrichtergruppe Maintal-Rödengrund ist sie eine von dreien. Eine Schiedsrichterin ist in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch etwas Besonderes. Für Alexa Müller dagegen war der Weg irgendwie vorgezeichnet. Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt sie Fußball, derzeit beim FC Michelau in der Bezirksoberliga. Bruder und Vater waren Schiris, und Letzterer hatte dann auch den Impuls gegeben, die Ausbildung zu beginnen. Dem Schiedsrichter-Neulingslehrgang samt Prüfungen in Theorie und Praxis vor zwei Jahren folgten Einsätze im Jugendbereich. Das sind die ersten Lernfelder. Heute ist Alexa 17 und strebt auch noch den Trainerschein an. Die Einsätze als Schiri steigern sich, im alten Jahr waren es an die 60, inzwischen auch Herrenspiele.
Respekt erfahren
Obwohl einer Minderheit angehörend fühlt sie sich durchaus gleichberechtigt: "Ich erlebe oft positiv überraschte Reaktionen und Aufgeschlossenheit." Sie meint sogar, Jungs würden mit einer Frau als Schiedsrichter nicht so reden wie mit einem Mann, sondern sogar mehr Respekt zeigen. Gar keine blöden Bemerkungen? - "Doch, aber eher von Jungen in der Pubertät", sagt sie und lacht. Damit kommt sie klar. Genauso wie mit der Anforderung, auch in strittigen Spielsituationen schnell entscheiden zu müssen. Ehrliches Feedback hinterher, wie sie es etwa vom Vater bekommt, ist ihr da wichtig. "Ich gehe das Spiel danach immer noch mal durch, reflektiere Entscheidungen."
In Erinnerung geblieben ist ihr die aufgeladene Szene, als ein Spielerbetreuer empört auf den Platz gekommen war und sie angeschrien hatte. "Ich habe für mich erkannt: Das hätte ich besser lösen müssen", sagt die junge Schiedsrichterin ruhig und abgeklärt.
Abseits des Spielfeldes nennt man solche Analysen auch Lernen fürs Leben, Erfahrungen sammeln, reifen, Persönlichkeit entwickeln. Für die Schülerin birgt der Sport Entwicklungspotenzial. Als Unparteiische auf dem Platz zu stehen, habe sie verändert, sagt Alexa Müller. Sie sei sonst eher eine schüchterne Person. Schiedsrichter zu sein, habe sie selbstbewusster gemacht: "Ich lasse mich nicht so leicht provozieren."
Noch kann die Sonnefelderin ihr Hobby gut mit der Schule in Einklang bringen. Sie besucht das Gymnasium in Neustadt bei Coburg; ein Lehramtsstudium könnte sie sich vorstellen. Und was strebt sie in sportlicher Hinsicht an? Die Antwort gibt sie ohne zu zögern: "Ich möchte möglichst lange Fußball spielen und pfeifen. Und in beiden Dingen möglichst weit hoch kommen."