17 Monate Knast für Sprengstoffspiele in Weismain

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Der selbst gebastelte Sprengkörper der drei angeklagten jungen Männer hatte am 8. Februar in Weismain einen Zigarettenautomaten aus der Wand gerissen und ihn vier Meter weit über die Straße geschleudert. Foto: dpa
Der selbst gebastelte Sprengkörper der drei angeklagten jungen Männer hatte am 8. Februar in Weismain einen Zigarettenautomaten aus der Wand gerissen und ihn vier Meter weit über die Straße geschleudert. Foto: dpa

Ein 22-Jähriger wurde am Montag in einem Jugendschöffenprozess wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, Diebstahls und Sachbeschädigung in Weismain verurteilt.

Drei Angeklagte aus dem östlichen Landkreis mit einer Begeisterung für "Knall und Bumm", wie Richter Armin Wagner es ausdrückte, hatten sich am Montag im Amtsgericht in einem Jugendschöffenprozess zu verantworten. Ihr selbst gebastelter Sprengkörper hatte am 8. Februar in Weismain einen Zigarettenautomaten (Schaden 2500 Euro) zum Zwecke des Diebstahls von Kleingeld und Zigaretten aus der Wand gerissen und ihn vier Meter weit über die Straße geschleudert. Sehr zum Erstaunen der Täter selbst. Doch brachte dies den drei jungen Männern zwischen 17 und 22 Jahren eine Anklage wegen vorsätzlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ein.

Besonders ins Blickfeld geriet bei dem Prozess der 22-jährige Hauptangeklagte, nicht nur darum, weil er den unsolidesten Lebenswandel unter den Angeklagten führte, sondern auch wegen der drei weiteren Anklagen, die gegen ihn verlesen wurden: Auch zwei Diebstahlsdelikte wurden
ihm zur Last gelegt.

16-Jährigen "abgefüllt"

Zorn aber kam bei Armin Wagner und Staatsanwältin Bianca Franke auf, als ein Fall vom 18. Januar aufgerollt wurde: An jenem Tag besorgte der 22-Jährige mit vier weiteren Jugendlichen aus dem Raum Burgkunstadt einem 16-Jährigen so viel Alkohol, dass dieser sich 3,3 Promille antrank. Dann verlor der junge Mann das Bewusstsein. Zudem sank seine Körpertemperatur auf lebensbedrohliche 35 Grad. Gefunden wurde der Teenager eingenässt im Schnee liegend. Im Krankenhaus stellten Ärzte unregelmäßige Atmung fest.

Als das Opfer dazu aussagte, mochte das Gericht den Eindruck eines am möglichen eigenen Schicksal uninteressierten Jugendlichen gewinnen. Überhaupt vermittelten einige Zeugen das Gefühl, schwer zugänglich für die Einsicht in die Gefahren des Alkohols zu sein.

Darauf angesprochen, was der von Hartz-IV lebende 22-Jährige für sein berufliches Fortkommen tue, antwortete dieser, er müsse "halt mal den Arsch bewegen und nicht nur daheim sitzen". Er räumte Faulheit ein, und auch seine Rechtsanwältin, Yvonne Reitinger, sprach davon, dass ein Beratungsgespräch mit ihm seiner Versäumnisse wegen nie zu Stande kam.

Weil keine günstige Sozialprognose vorlag, kein Job und somit keine Veränderung der äußeren Umstände in Aussicht stand, plädierte Bianca Franke bei dem Vorbestraften auf eine Haftstrafe ohne Bewährung.

Mahnende Worte fand die Staatsanwältin aber auch für den Jugendlichen, der offenbar den größten Gefallen an Pyrotechnik fand: einen 17-jährigen Weismainer. Dessen Mutter saß im Publikum und berichtete davon, dass ihr Sohn immer sein Zimmer abschloss. Tatsächlich bunkerte er dort 55 pyrotechnische Gegenstände, die nicht in Deutschland zugelassen sind. Kurz vor der Urteilsverkündung räumte er ein, die Tragweite seines Tuns unterschätzt zu haben.

Der dritte Angeklagte, ein ebenfalls 17-jähriger Weismainer, sei lediglich Mitläufer, lautete die Meinung von dessen Anwalt, die sich mit der Wagners deckte. Er erhielt lediglich eine Geldstrafe von 750 Euro wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, nebst versuchtem Diebstahl.

150 Arbeitsstunden aufgebrummt

Der andere 17-Jährige (mit der Begeisterung für Pyrotechnik) wurde wegen der gleichen Tat sowie vorsätzlichen, unerlaubten und nichtgewerblichen Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen zu 150 Arbeitsstunden sowie einer einjährigen sozialen Maßnahme verurteilt.

17 Monate Haft ohne Bewährung ergingen wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, zweifachen Diebstahls und Sachbeschädigung an den 22-Jährigen.