Warum Kunstvereinsvorsitzender Karl-Heinz Greim der "perfiden Aktion" am Holzmarkt auch etwas Positives abgewinnen kann.
"Heimat global" ist der Titel einer Ausstellung des Kunstvereins
Kulmbach, die am Sonntag eröffnet wurde. Dabei geht es nicht um historisierende Heimattümelei mit Trachten und ländlicher Idylle, sondern um die Visualisierung dessen, was Vertrautes, aber auch das Gegenteil ausmacht. Heimat als "Erdung in der Globalisierung", wie stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann (CSU) bei der Vernissage feststellte.
Ganz abstrakt geht Susanne Hanus das Thema an. Sie (ver)bindet zufällig Vorhandenes mit Fäden und schafft damit eine optische Gesamtheit der Gegenstände, indem sie ihre Vernetztheit darstellt. Durch die Transparenz ihrer Gespinnste öffnet sie aber auch den Blick auf die einzelnen Gegenstände, die man im Banalen vielleicht gar nicht wahrnehmen würde.
Susanne Hanus ist in Kulmbach keine Unbekannte. Bei der 3.
Internationalen Ausstellung "Netzwerk - Network" des Kunstvereins im Jahr 2013 verliehen die Besucher ihrer Installation am Eingang der Großen Hofstube auf der Plassenburg den Publikumspreis. Mit ihrem Projekt "Verstrickungen" (seit dem Jahr 2000) möchte sie Strukturen, die in der Welt herrschen, sichtbar machen. Sie spricht von dreidimensionalen Zeichnungen. Eine ihrer größeren Arbeiten aus verschiedenfarbigen Wollfäden ist jetzt in der Schalterhalle der Sparkasse am Bahnhof zusehen.
"Übel und respektlos"
Weitere "Verstrickungen" hinterlässt sie am Marktplatz sowie am Holzmarkt, wo die Installation vor einer Woche zerstört wurde. Für Kunstvereinsvorsitzenden Karl-Heinz Greim zwar eine "perfide Aktion": Dadurch sei die moderne Kunst in Kulmbach aber auch verstärkt ins Gespräch gekommen, sagte er.
Stadträtin Doris Stein (Die Grünen) bezeichnete den Anschlag der Vandalen ebenfalls als "übel und respektlos".
Zudem hat Hanus die drei Schaufensterflächen im Hauseingang zur Galerie des Kunstvereins in der Oberen Stadt 10 mit Lichtzeichnungen gestaltet: Aus den mit schwarzer Acrylfarbe zunächst abgedeckten Scheiben wurden Zeichnungen herausgekratzt, die durch Illumination des Raums hinter den Fenstern leuchten - "und die irgendwie an umgekehrte Scherenschnitte erinnern", meinte Cornelia Morsch, stellvertretende Vorsitzende des Kunstverein.
Monika Humm beschäftigt sich in ihrer Serie "global - men at work" mit Strukturen und Gebäuden. Auf ihren Reisen nach Panama und Hongkong fotografierte sie Gebäude, Frachtcontainer sowie Arbeitssituationen und übersetzte diese Fotografien in Malerei.
Was bleibt vom Menschen?
Ein "Erinnerungsprojekt" präsentiert Tatjana
Utz: Ausgehend von (Alltags-)Gegenständen und Fotos ihrer verstorbenen Großmutter geht sie in Bildern und Rauminstallationen der Frage nach, was von einem Menschen nach seinem Tod bleibt. Ihre Arbeiten sind bis zum 13. November in der Galerie des Kunstvereins in der Oberen Stadt 10 zu sehen.
Fast kammermusikalisch umrahmten die Schlagzeuger Günther Peppel und Ralf Probst die Ausstellungseröffnung mit rhythmischer Vernetzungen - gespielt auf herkömmlichen Schlaginstrumenten, aber auch auf akustisch verwertbaren Alltagsgegenständen wie Aluleitern und Kartons.
Heimat - global
Ausstellung des Kunstvereins Kulmbach mit Susanne Hanus, Monika Humm und Tatjana Utz bis 13. November im Stadtgebiet, in der Schalterhalle der Sparkasse am Bahnhof während der Öffnungszeiten und in der Galerie Obere Stadt 10, geöffnet Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr.