Roswitha Jersch unterstützt ehrenamtlich das Team des Wohnstifts und hält in der Kirchengemeinde St. Hedwig organisatorisch viele Fäden in der Hand.
Freitagmittag nach dem Essen im Evangelischen Wohnstift: In den Wohnetagen ist es ruhig. Die meisten Bewohner des Pflegeheims machen einen Mittagsschlaf. Irmgard Mayr nicht. Sie hat etwas Besseres vor: Pünktlich um 13 Uhr sitzt die 92-Jährige im Café, wo sie sich jeden Freitag mit Roswitha Jersch trifft. Die 68-Jährige nimmt sich ein paar Stunden Zeit zum Spielen und Plaudern. Seit Jahren gehört sie zum Kreis der ehrenamtlichen Helfer, die dafür sorgen, dass der Alltag der Heimbewohner bunt und abwechslungsreich ist.
Von Jugend an in der Kirche aktiv
Die Tätigkeit fürs Wohnstift ist nur eine von vielen ehrenamtlichen Aufgaben, denen sich Roswitha Jersch widmet. Vor allem in der Pfarrei St. Hedwig ist sie seit Jahrzehnten engagiert und trägt Verantwortung für viele Projekte. Für ihren vielfältigen Einsatz wurde sie am Mittwochabend mit dem Bürgerpreis der Bayerischen Rundschau in der Kategorie Soziales ausgezeichnet.
Das kirchliche Engagement wurde Roswitha Jersch in die Wiege gelegt. "Meine ganze Familie war kirchlich engagiert. Mein Vater war einer der ersten Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von St. Hedwig, meine Mutter hat viel für die Gemeinde gearbeitet, ich war in der Jugendarbeit aktiv."
Seit 1990 sitzt Roswitha Jersch selbst im Pfarrgemeinderat von St. Hedwig, ist Vorsitzende des Sachausschusses für Mission, Entwicklung, Frieden, der sich um die Dritte-Welt-Arbeit und die Aktionen Misereor, Adveniat und Missio kümmert.
Etwas Gutes bewirken
"Ich organisiere in der Gemeinde verschiedene Aktionen - vom Palmsträuße-Binden über die Kräuterbüschel zu Mariä Himmelfahrt bis hin zum Erntedank. Der Erlös aller dieser Aktionen kommt immer einem sozialen Projekt zugute, das wir gut kennen. So wissen wir, dass wir wirklich etwas Gutes bewirken können", erzählt Roswitha Jersch. Außerdem kümmert sich die gelernte Kinderkrankenschwester, die viele Jahre am Klinikum tätig war, seit mehr als zehn Jahren um die Sternsinger in ihrer Gemeinde.
An eine Mitarbeit im Altenheim hat Roswitha Jersch früher nie gedacht. Das änderte sich als ihre Mutter vor acht Jahren ins Wohnstift umzog. "Ich habe sie jeden Tag besucht. Oft saßen wir unten im Café, und da haben sich auch andere Bewohner uns angeschlossen." Zu ihnen gehörte Irmgard Mayr. Vor drei Jahren ist Roswitha Jerschs Mutter gestorben, doch die Besuche im Heim sind geblieben - mindestens an zwei Tagen pro Woche. "Ich konnte die Frau Mayr doch nicht im Stich lassen. Sie hat ja sonst niemanden."
Nicht nur gegenseitige Sympathie verband damals die beiden Frauen, sondern auch die Unterstützung eines sozialen Projekts von Schülerinnen des Caspar-Vischer-Gymnasiums, die gemeinsam mit Seniorinnen des Heims Strick- und Häkelmode für einen guten Zweck entworfen und produziert haben. "Wir stricken beide sehr gern und viel. Da war es natürlich klar, dass wir mitmachen."
Jeden Dienstag: Ran an die Wolle!
Das Schulprojekt gibt es inzwischen nicht mehr, den Strickkreis allerdings schon noch. Roswitha Jersch und weitere Ehrenamtliche halten die Handarbeitsstunden an jedem Dienstagnachmittag aufrecht.
Ihr kirchliches Engagement hat sich längst auch auf das Altenheim ausgedehnt. Im Evangelischen Wohnstift der Diakonie leben auch katholische Bewohner. Roswitha Jersch hält regelmäßig Andachten, bereitet die Gottesdienste vor. "Ich bin gerne für die alten Menschen da und erlebe immer wieder, wie wichtig es für die Bewohner ist, dass es solche Angebote gibt."
Freitags treffen sich Irmgard Mayr und Roswitha Jersch ganz privat. Sie plaudern, trinken eine Tasse Kaffee und spielen Rummikub - ein Spiel ähnlich dem Kartenspiel Rommé, das mit Zahlenplättchen gespielt wird. Beide genießen diese gemeinsamen Stunden.
Dass sie für ihr Engagement mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet wird, ist Roswitha Jersch fast ein bisschen peinlich. "Diese Nachricht hat mich total überrascht, aber natürlich freue ich mich sehr darüber", sagt die Kulmbacherin. Mit ihr freut sich Irmgard Mayr: "Die Frau Jersch hat das verdient. Sie ist ein toller Mensch!"
Auch Heimleiter Uwe Gieselmann findet, dass die Bürgerpreis-Jury eine gute Wahl getroffen hat: "Unsere Ehrenamtlichen sind unglaublich wichtig. Ohne sie könnten wir so viele Veranstaltungen und so viel Einzelbetreuung nicht machen."