Zahnärzte: Endlich kommen die Masken

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Zahnarzt Andreas Niklas, zugleich Obmann der kassenzahnärztlichen Vereinigung Kulmbach, macht sich Sorgen, weil bislang noch keine Schutzmasken geliefert worden sind. Dies ändert sich jetzt. Jede Zahnarztpraxis, die Notdienst hat, erhält vier FFP2-Schutzmasken. Foto: Sonny Adam
Zahnarzt Andreas Niklas, zugleich Obmann der kassenzahnärztlichen Vereinigung Kulmbach, macht sich Sorgen, weil bislang noch keine Schutzmasken geliefert worden sind. Dies ändert sich jetzt. Jede Zahnarztpraxis, die Notdienst hat, erhält vier FFP2-Schutzmasken. Foto: Sonny Adam

Die Zahnärzte in Stadt und Landkreis sind in den letzten Wochen zunehmend unter Druck geraten. Sie hatten bislang keine Schutzausrüstung, doch das ändert sich jetzt.

Zahnärzte sind bei ihrer täglichen Arbeit dem Covid-19-Virus ganz nah. Denn sie können bei Behandlungen den Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einhalten, im Gegenteil: Abstände zum Patienten von dreißig Zentimetern und weniger sind an der Tagesordnung. Außerdem kommen Zahnärzte und Kieferorthopäden direkt mit dem Speichel der Patienten in Kontakt.

Der Obmann der kassenzahnärztlichen Vereinigung Kulmbachs, Andreas Niklas, selbst Kieferorthopäde, prangerte jetzt öffentlich an: "Bei uns ist noch keine Schutzausrüstung angekommen." Damit bestätigt er das, was die Bayerische LandesZahnärzte-Kammer in den letzten Wochen unverhohlen thematisiert hat.

Vergeben wurde bislang Schutzausrüstung nur an Corona-Schwerpunkt-Praxen. Und davon gibt es 15 in ganz Bayern. Zahnärzte wurden seitens des Bundesgesundheitsministeriums als nachrangig eingestuft und gingen damit in der ersten Phase leer aus.

Allerdings ist jetzt ein Stern am Horizont erkennbar, erklärt Heinrich Behrens, Covid-19-Versorgungsarzt. Jetzt werden auch die Zahnarztpraxen der Stadt und des Landkreises mit FFP2 und FFP-1-Masken ausgestattet.

Die Verteilung übernimmt Zahnarzt Michael Groh. "Die meisten Masken sind schon bei den Kollegen. Die Praxen, die bislang Urlaub hatten, habe ich angerufen oder kontaktiert. Einige haben die Masken abgeholt, einige werden die Masken in den nächsten Tagen erhalten", erklärt Groh.

Natürlich ist die Anzahl von 180 Masken nicht gerade üppig. Doch damit kann jede Praxis vier Stück erhalten. "Laut Zahnärztekammer können, weil es einfach keine Schutzausstattung gibt, die Masken aufbereitet werden. Man kann die FFP2-Masken ohne Ventil einfach bei 70 Grad in den Backofen legen. Das würde das Virus töten", sagt Groh.

Christine Hofmann-Niebler, Zahnärztin in Neuenmarkt, bestätigt den Erhalt. "Ich habe die FFP2-Masken bekommen. Auch zwei Schutzkittel. Ich habe am 1. Mai Notdienst.

Bei der alltäglichen Behandlung schützt die Neuenmarkterin sich selbst mit dreilagigen Masken und mit einem Visier. Außerdem werden in der Praxis zusätzlich Duschhauben verwendet. "Wenn Viren im Spraynebel sind, den es bei uns ja dauernd gibt, dann können sie sich, wenn wir Duschhauben aufhaben, nicht in die Haare setzen. Ich möchte diese Viren auf keinen Fall nach Hause tragen", sagt Hofmann-Niebler. Stattdessen werden die wasserfesten Hauben einfach entsorgt.

Ausgabe ist Chefsache

Kieferorthopäde Andreas Niklas hat sich bislang bei den Behandlungen ebenfalls mit normalem Mundschutz beholfen "Aber wir müssen auch mit diesen Masken haushalten", erklärt der Mediziner. Die Ausgabe hat er zur Chefsache erklärt. Um gut durch die Krise zu kommen, sind die Restbestände weggesperrt. Die Ausgabe übernimmt ausschließlich Niklas.

Niklas weiß, dass die FFP2- oder FFP3-Schutzmasken Mangelware sind. "Und für 50 Euro das Stück im Internet kann ich nichts bestellen, das wäre schlicht und ergreifend unwirtschaftlich", so Niklas.

"Wir können nur das, was wir selbst bekommen an die Praxen weitergeben. Wir haben die Fachärzte noch gar nicht bedacht. Vorrang haben einfach immer noch die Covid-Praxen - die bekommen die Ausstattung zuerst", erklärt Versorgungsarzt Heinrich Behrens. Er ist derweil froh, dass wenigstens einige Masken eingetroffen sind. Ware aus China entsprach teilweise nicht den europäischen Schutzstandards und konnte nicht verteilt werden.

Als weiteren Schutz hat Kieferorthopäde Andreas Niklas in den letzten Wochen ein zweites Wartezimmer eröffnet. "Wir können so zwischen jedem Stuhl einen Abstand von 1,5 Metern sicherstellen."

Insgesamt klagt der Kulmbacher Arzt, der seine hochtechnisierte Praxis über der alten Feuerwache erst 2016 eröffnet hat, über mindestens 50 Prozent Einbußen. Denn nur unaufschiebbare Behandlungen werden aktuell durchgeführt. "Viele Patienten kommen nicht. Aber wir bitten einfach, wenigstens die Termine, die nicht wahrgenommen werden, vorher abzusagen. Dann kann man besser planen", so Niklas.

Kurzarbeit angemeldet

Insgesamt arbeiten sechs Helferinnen, Techniker und Verwaltungskräfte in der Praxis von Niklas. Vor der Krise hatte der Kieferorthopäde sieben Angestellte. Eine wurde bereits entlassen. "Sie war noch in der Probezeit." Die anderen arbeiten kurz. Persönlich hat der Kulmbacher Zahnarzt noch keine Soforthilfe beantragt.

"Es muss erst alle Liquidität aufgebraucht sein. Und was bringen dann die 7500 Euro?", erklärt der Kieferorthopäde. Persönlich hofft der Andreas Niklas darauf, dass es eine Art Schutzschirm nach der Krise und Steuererleichterungen geben wird.

In den ersten Wochen sind die Ausfälle noch nicht so hoch, denn abgerechnet wird erst im Nachhinein - quartalsweise. Das bedeutet: Das dicke Ende und Liquiditätsengpässe sowie die eigentlich schwierige Phase kommen erst noch.