Wohnheimbau: Anwohner fürchten "Desaster"

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Eva Flanderka und Alexandra Hofmann wollen mit weiteren Anwohnern verhindern, dass das freie Grundstück neben dem Parkhaus Basteigasse (links) bebaut wird.
Eva Flanderka und Alexandra Hofmann wollen mit weiteren Anwohnern verhindern, dass das freie Grundstück neben dem Parkhaus Basteigasse (links) bebaut wird.
Alexander Hartmann

Eva Flanderka und Alexandra Hofmann haben erst aus der Zeitung erfahren, dass neben dem Parkhaus in der Basteigasse ein Studentenwohnheim errichtet werden soll. Wie viele Anwohner fürchten sie einen Hangrutsch. Beide wollen den Bau verhindern.

Eva Flanderka ist 93 Jahre alt und sagt: "Es geht mir in meinem hohen Alter nicht um mich. Es geht mir um Kulmbach." Was sie will? Eva Flanderka will wie viele weitere Anwohner der Basteigasse verhindern, dass auf dem städtischen Grundstück hinter dem Parkhaus ein Studentenwohnheim errichtet wird. Weil damit eine der letzten grünen Oasen in der Innenstadt zerstört würde, weil sie ein "Desaster" befürchtet, das die Stadt Kulmbach und mit ihr die Anwohner der Basteigasse schon einmal erlebt haben.

Die Pläne des Studentenwerks

Das Studentenwerk Oberfranken will auf dem mehrere Tausend Quadratmeter großen Areal unterhalb der Karl-Jung-Straße ein Wohnheim errichten. Schon in der Oktober-Sitzung möchte Geschäftsführer Josef Tost dem Stadtrat die Pläne vorstellen, das Projekt dann zügig vorantreiben. 2024 sollen rund 80 Appartements für Studenten der Siebten Fakultät der Uni Bayreuth zur Verfügung stehen, wie Tost vor kurzem im Gespräch mit der Bayerischen Rundschau erläutert hat.

"Ein Pulverfass"

Durch den Artikel in der BR haben die Anwohner von dem Vorhaben erfahren. "Wir verstehen nicht, dass bis dato keiner aus der Stadt mit den direkt Betroffenen gesprochen hat", sagt Alexandra Hofmann, die sich fragt, ob die Stadt das Studentenwerk darüber informiert hat, auf welchem "Pulverfass" es bauen will. Dass der Hang völlig unberechenbar ist, wissen ältere Kulmbacher wie Eva Flanderka, die Zeitungsberichte aus den 90er-Jahren gesammelt hat, in denen der Bau des Parkhauses thematisiert wurde. "Eine mittlere Katastrophe" lautete die Überschrift eines Berichts, in dem der Streit zwischen der Münchner Heimbau AG und der Stadt Kulmbach dargestellt worden war, nachdem die Hangsicherung durch eine Bohrpfahlwand mit Stahlankern viel teurer als ursprünglich angedacht geworden war. Die Baufirma hatte geklagt, der Stadt vorgeworfen, dass sie vorab nicht informiert worden sei, dass der Hang "Löcher habe wie ein Schweizer Käse".

Geologe: Hang ist instabil

Von einem sehr instabilen Hang, auf dem zwei Gesteinsschichten aufeinandertreffen, spricht auch der Kulmbacher Geologe Klaus-Hermann Hofmann von der GeoConsult Nordbayern GmbH, dessen Firma den Hang schon einmal beprobt hat. Nicht nur der Bau des Parkhauses habe sich schwierig gestaltet. Auch beim Ausbau der Karl-Jung-Straße habe man Bohrpfähle setzen müssen, bei der Errichtung des an das Parkhaus angrenzenden Wohnhauses seien ebenfalls Stabilisierungsmaßnahmen vonnöten gewesen, so Hofmann. Vom Bau eines weiteren Wohnhauses auf dem nun ins Visier genommenen Grundstück habe ein Investor 2011 letztlich die Finger gelassen, weil er befürchtet habe, dass die Kosten ins Uferlose gehen. Technisch sei heutzutage alles machbar, betont der Geologe, der davon überzeugt ist, dass der Bau eines Wohnheims in der Basteigasse gehörig ins Geld ginge, weil sich eine Gründung dort sehr schwierig gestalten würde und unterhalb der Karl-Jung-Straße wohl auch eine teure Hangsicherung mit Bohrpfählen vonnöten wäre.

"Risse im Haus"

Dass die Anwohner wie beim Bau des Parkhauses Schäden an ihren Gebäuden befürchten, macht Eva Flanderka deutlich. "Der Hang ist einfach instabil und rutscht. Wir hatten Risse im Haus und haben auch heute immer wieder Wasser in unseren Kellern", berichtet die 93-Jährige, die mit Alexandra Hofmann Unterschriften sammeln will, um zu verhindern, dass das Grundstück bebaut wird. Das große Areal sei eine der letzten grünen Lungen im Stadtzentrum und müsse so erhalten werden, wie es ist. "Hier soll ein grünes Stück Alt-Kulmbach ohne Rücksicht auf Verluste zerstört werden. Dass da von den Grünen im Stadtrat kein Widerstand kommt, verstehe ich nicht."

Machbarkeitsstudie geplant

Ob das Projekt tatsächlich realisiert wird? "Wenn es möglich ist und die Stadt ihre Zustimmung erteilt, wollen wir dort bauen", stellt Studentenwerk-Geschäftsführer Josef Tost fest. Er habe von der Kommune schon erfahren, dass der Hang nicht ganz unproblematisch sei. Wie üblich werde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, bei der auch Bodenproben genommen würden. "Wir würden versuchen, möglichst wenig Fläche zu verbauen", sagt Tost.

Eva Flanderka und Alexandra Hofmann hoffen, dass gar nicht gebaut wird und an anderer Stelle in Kulmbach Wohnraum für Studenten geschaffen wird. Sollte das Projekt in der Basteigasse nicht verwirklich werden können, hat Tost, wie er mitteilt, ein alternatives Grundstück im Visier.

Keine Stellungnahme aus dem Rathaus

Die Stadt will sich im Moment zur möglichen Bebauung in der Basteigasse nicht äußern. "Die Verantwortung liegt hier in erster Linie beim Studentenwerk Oberfranken, daher geben wir öffentlich dazu keine Stellungnahme ab", heißt es aus dem Rathaus.