Der Windpark-Bau im Thurnauer Oberland befindet sich auf der Zielgeraden. Gewaltige Tieflader liefern derzeit 60 Meter lange Rotorblätter an, die ein 220 Meter hoher Kran nach oben zieht. Nach einem tödlichen Unfall bei einem Zulieferer liegt das Projekt nicht mehr im Zeitplan.
Die gewaltigen, rot-weißen Flügel schweben im weiß-blauen Himmel. In 160 Metern Höhe hängen die 60 Meter langen Rotorblätter am Ausleger eines 220 Meter hohen Krans, der sie behutsam nach oben zieht. Die zehn Windräder, die bei Alladorf und Kleetzhöfe seit August wie beim Legostein-Bauen gewachsen sind, bekommen ihr Haupt aufgesetzt.
Rund 400 Schwertransporte sind in den vergangenen Monaten von der Autobahn-Ausfahrt West unter einer Polizeieskorte ins Thurnauer Oberland gerollt. Die Tieflader haben bis zu 40 Tonnen schwere Betonschalen und viele weitere Bauteile angeliefert. Nun bahnen sie sich letztmals den Weg auf den Jura. Mit riesigen Rotorblättern, die wie eine gewaltige Speerspitze auf den Auflegern lagern.
Viel Beton und Stahl
Bis zu einer Höhe von 90 Metern besteht ein Windrad aus Beton. Darüber kommen auf einer Länge von 50 Metern Stahlelemente, ehe die Gondel und die Rotorblätter folgen, wie Projektleiterin Swantje Möller von der Firma e-wyn aus Elmshorn erläutert. Die Rotorblätter werden mithilfe eines Kettenkrans angebracht, der eine stolze Spurbreite von 16 Metern hat und in einer aufwendigen Prozedur von Windrad zu Windrad wandert. "Allein das Umsetzen des Krans dauert drei Tage", sagt Architektin Swantje Möller. Das Hochziehen der Rotorblätter erfolge dagegen an nur einem einzigen Tag.
Acht gehen 2015 ans Netz
Das Thurnauer Windpark-Projekt schreitet voran, liegt aber nicht mehr im Zeitplan. Nach einem tödlichen Unfall im Werk eines Zulieferers stand in der Firma zwischenzeitlich die Produktion still. "Wir sind 20 Tage im Rückstand", sagt Swantje Möller. 2015 könnten daher nicht wie geplant alle zehn Windräder ans Netz gehen.
Am 3. Dezember werde das Umspannwerk bei Obernsees in Betrieb genommen. "Dann nehmen die Windräder einzeln den Betrieb auf." Acht Mühlen würden sich noch in diesem Jahr drehen, die restlichen beiden würden erst Mitte Januar fertiggestellt.
Strom für 15 000 Haushalte
Der gesamte Windpark im Thurnauer Oberland soll übrigens 24 Megawatt Strom erzeugen - eine Strommenge, mit der der Jahresverbrauch von 15 000 Haushalten gedeckt werden kann.