Wer ist nah dran am Mäusla?

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Jeden zweiten Samstag im Monat ab 14 Uhr ist Boccia-Treffen im Stadtsteinacher Stadtpark. Für Wolfgang Hoderlein (rechts) ist das ein Baustein zu seiner Vision Mehrgenerationenpark auf der Grünfläche zwischen Partheimühle und TSV-Gelände. Foto: Klaus Klaschka
Jeden zweiten Samstag im Monat ab 14 Uhr ist Boccia-Treffen im Stadtsteinacher Stadtpark. Für Wolfgang Hoderlein (rechts) ist das ein Baustein zu seiner Vision Mehrgenerationenpark auf der Grünfläche zwischen Partheimühle und TSV-Gelände. Foto: Klaus Klaschka

Im Stadtsteinacher Stadtpark gibt es ein Boccia-Feld. Dort treffen sich jeden zweiten Samstag im Monat die Spielbegeisterten.

Der Stadtsteinacher Awo-Vorsitzende Heinz Nowak hatte vor zehn Jahren Wolfgang Hoderlein dazu angestachelt: "Du willst doch, dass im Stadtpark..." Denn Hoderlein hat mit Kanzler Adenauer eines gemeinsam - nichts Politisches, ganz im Gegenteil - aber die Freude am Boccia-Spiel. Und das passt zu seiner Vision, die Grünanlage zwischen der Partheimühle und dem TSV-Gelände zu einem Mehrgenerationenpark werden zu lassen.
Boccia ist etwas für jeden. Männlein und Weiblein, alt und jung. Rechts- und Linkshänder, Athleten und Schwächlinge. Im Stadtpark gibt es ein Boccia-Feld mit fast turniermäßigem Ausmaß, das jeder nutzen kann. Mittelweile hat es sich eingebürgert, dass sich Interessierte einmal im Monat dort treffen: Jeden zweiten Samstag im Monat um 14 Uhr. Acht Unentwegte starteten am Osterwochenende in die diesjährige Saison. Trotz leichten Nieselregens und herbstlicher acht Grad. Aber Boccia ist ja nichts zum Herumsitzen und Frieren.
Man braucht dazu nicht viel: Jeder zwei Kugeln für sich zum Werfen und dazu eine kleinere Kugel: das "Mäusla" oder "Säula". Das wird ins Spielfeld geworfen, und jeder soll seine Kugeln durch gezielte Würfe dem Mäusla am nächsten bringen. Die Runde gewinnt, dessen Kugel dem Mäusla schließlich am nächsten liegt, wenn alle Spieler geworfen haben. Das sind im Prinzip auch schon alle Regeln, die beim monatlichen Treffen gelten. Wenn man dabei die Kugeln der Mitspieler vom Mäusla weg katapultiert, dann ist das zwar fies, aber erlaubt. Der Mitspieler kann sich mit seiner zweiten Kugel ja genauso fies revanchieren. Dazu braucht es an sich nur Konzentration - und etwas Übung.
"Profis" werfen im Übrigen so: Katzenpfötchen machen und beim Werfen mit dem Arm die Finger beim Loslassen der Kugel strecken. Damit macht die Kugel einen hohen Bogen und landet punktgenau dort, wo sie landet. Im Idealfall dort, wo man sie hat haben wollen. Man kann auch mit der Handfläche nach oben werfen, merkt als Anfänger aber bald, dass man damit eher auf Zufall spielt. Wenig Sinn macht es aber, die Kugel zu rollen: Die scheitert meist an den schon weitab vom Ziel gelandeten Kugeln - und einen Unterschied zum Kegeln muss es ja auch geben.
Boccia ist seit 1984 paralympische Disziplin, also auch selbst im Rollstuhl machbar. Überliefert ist es schon aus dem alten Ägypten, und auch die Römer liebten das Spiel. Das klassische italienische Boccia wurde schließlich im 16. Jahrhundert in Italien erfunden. 1873 wurde im Piemont der erste Boccia-Verein gegründet. Und 1904 kommen in Turin auch die ersten offiziellen Regeln heraus.
Die sind für den sportlichen Wettkampf strenger als in Stadtsteinach: Jeder Spieler muss aus einem Ring von 50 Zentimenter Durchmesser werfen, und das Mäusla muss anfangs im Abstand zwischen sechs und zehn Meter vom Spieler entfernt geworfen sein. Für eine offizielle Wettkampfkugel kann man 120 Euro und mehr ausgeben. Die ist dann mit Stahl ummantelt, hat gut zehn Zentimeter Durchmesser und wiegt für Erwachsene 920 Gramm.
So streng geht es beim monatlichen Bocciatreffen im Stadtsteinacher Stadtpark aber nicht zu. Wer kommt, wirft mit dem, was er dabei hat oder bekommt. Spass ist garantiert, und man kann von den Geübten auch Einiges abschauen.
Ingo Knoll hat schon dreimal die Stadtsteinacher Stadtmeisterschaften gewonnen und konnte als Erster den von Wolfgang Hoderlein gestifteten Wanderpokal behalten. Die nächsten, mittlerweile 10., Boccia-Stadtmeisterschaften in Stadtsteinach finden am Kerwa-Samstag im Oktober statt. Die besten drei Erwachsenen erhalten dann Pokale, Kinder bis 14 Jahre spielen in einer eigenen Gruppe.


Training

Wer für den Wettbewerb üben möchte: Jederzeit auf dem Spielfeld im Stadtpark und in der Gruppe jeden zweiten Samstag im Monat; zum nächsten Mal am 13. Mai ab 14 Uhr.