Was war los in der Mälzerei?

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Die Mälzerei Johann Zeitler in der Hofer Straße
Die Mälzerei Johann Zeitler in der Hofer Straße
Foto: Dagmar Besand
Ein Kritikpunkt war die stark korrodierte Halterung der Gerstenzuführung für die Weiche.
Ein Kritikpunkt war die stark korrodierte Halterung der Gerstenzuführung für die Weiche.
Fotos: BR24
Im Weichhaus, wo die Gerste für die Keimung vorbereitet wird, sorgt Edelstahl für Sauberkeit.
Im Weichhaus, wo die Gerste für die Keimung vorbereitet wird, sorgt Edelstahl für Sauberkeit.
Fotos: Dagmar Besand
Die Decken und Wände wurden inzwischen gründlich gereinigt und teilweise erneuert.
Die Decken und Wände wurden inzwischen gründlich gereinigt und teilweise erneuert.
 
Schimmelähnliche Verunreinigungen wurden an der Decke und an Elektroinstallationen dokumentiert.
Schimmelähnliche Verunreinigungen wurden an der Decke und an Elektroinstallationen dokumentiert.
 

Amtliche Kontrolleure haben Mängel im Kulmbacher Unternehmen Johann Zeitler beanstandet. Dort hat man inzwischen die Hausaufgaben gemacht.

Die Vorwürfe wiegen schwer, das Szenario liest sich unappetitlich: Schimmel an der Decke, rostige und schmutzige Rohrleitungen, mit Klebeband geflickt. Die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit Sitz in Kulmbach hat am 4. Februar bei einer Kontrolle der Kulmbacher Mälzerei Johann Zeitler erhebliche Hygienemängel festgestellt. Konsequenz: Die Behörde untersagte die Malz-Produktion in dem betroffenen Betriebsbereich. Das vorhandene Malz durfte nicht in Umlauf gebracht werden.

Sorge um den guten Ruf

Für die Inhaber der kleinen Mälzerei mit 14 Beschäftigten, seit 155 Jahren im Familienbesitz, ist der Vorfall eine Katastrophe. Nicht nur der wirtschaftliche Verlust trifft Horst Beyer und sein Unternehmen hart, er befürchtet beträchtlichen Imageschaden. Er hat die Mängel umgehend beseitigen lassen, ein Teil des Betriebs entspricht wieder den Vorschriften und ist seit Ende März für die Produktion freigegeben.

Die Fotos, die am Donnerstag vom Bayerischen Rundfunk online auf BR24 veröffentlicht wurden, zeigen ein ungepflegtes Bild. Sie wurden offensichtlich bei dem Kontrollgang aufgenommen und waren der Redaktion zugespielt worden. Sie dokumentieren Rost, Schmutz, Schimmelbefall an Decken und Wänden - in einer Produktionsstätte für Braumalz.

Die Bayerische Rundschau hat beim Inhaber nachgefragt: Wie hat es dazu kommen können? Horst Beyer redet nicht um den heißen Brei herum und nimmt die Verantwortung für den Missstand auf sich: "Ja, wir hatten Reinigungsdefizite - in Nebenräumen, die nicht direkt mit der Malzproduktion zu tun haben." In den Wochen kurz vor der, wie immer unangemeldeten, Kontrolle habe die Mälzerei Personalprobleme gehabt. Nicht zuletzt pandemiebedingt hätten nicht alle Arbeiten im gewohnten Reinigungszyklus erledigt werden können.

Türen waren nicht mehr dicht

Rost, kaputte Rohre und schwarze Flecken entstehen freilich nicht über Nacht. Das weiß auch der Chef. Doch er hat eine Erklärung dafür. "Wir haben rund um die Keimkästen feucht-warme Umgebungstemperaturen, die die Gerste braucht, um zu keimen und zu wachsen. Durch nicht mehr dicht schließende Türen kam es zu einem Luftaustausch und zu viel Feuchtigkeit in anderen Räumen." Diese hätten zu Fleckenbildung, abblätternder Farbe, Korrosion und auch Schimmel geführt.

"Wir haben sofort nach den Beanstandungen begonnen, das Problem zu lösen. Das hätten wir ohnehin bald getan", versichert Horst Beyer. "Wir haben jetzt überall neue Edelstahltüren mit perfekten Dichtungen eingebaut. Für die Reinigung aller relevanten Gebäudebereiche habe man sich Unterstützung einer Fachfirma geholt. "Wir haben alles abgearbeitet, was die Behörde beanstandet hat."

Bei einer erneuten Kontrolle durch die KBLV Ende März sind Teile der Produktion wieder freigegeben worden. In einigen Bereichen sei man noch nicht fertig, da es kurzfristig nicht möglich gewesen sei, Handwerker zu bekommen. Doch in den nächsten Tagen könne man auch die restlichen Räume abnehmen lassen.

Eines liegt dem Geschäftsführer der Mälzerei am Herzen, der um den guten Ruf seines Unternehmens fürchtet: "Wir mussten unser produziertes Malz zwar aus dem Verkehr ziehen und haben es an eine Biogasanlage gegeben. Zuvor haben wir es jedoch in einem zertifizierten Labor untersuchen lassen, das eine einwandfreie Qualität bescheinigt hat. Es war uns wichtig zu wissen, dass unser Produkt vollständig unbelastet war." Er stehe hinter der Qualität des Braumalzes aus seinem Haus, so Beyer, und er hoffe, dass auch seine Kunden weiter Vertrauen haben. Den Schaden, der dem Unternehmen entstanden sei, schätzt er auf 250 000 Euro.

Seit März 2020 ist die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen für die Überprüfung der Mälzerei zuständig. Zuvor fiel die Überwachung in den Aufgabenbereich des Landratsamts, das den Betrieb zuletzt im Januar 2019 und im Februar 2020 kontrolliert hatte. Dabei seien betriebsspezifische, aber nicht gravierende Mängel festgestellt worden, teilt die Pressestelle des Landratsamts auf Nachfrage der Bayerischen Rundschau mit.

Im Februar 2021 bot sich den Kon­trolleuren der KBLV ein anderes Bild. "Die Sperrung der betroffenen Produktionsbereiche sowie die Untersagung des Inverkehrbringens der betroffenen Ware hatten höchste Priorität", so KBLV-Pressesprecher Henning Brinkmann. Seine Behörde wurde von der Organisation Foodwatch und der SPD-Landtagsfraktion scharf kritisiert, dass sie den Vorfall nicht öffentlich gemacht. "Sämtliches im relevanten Zeitraum produzierte Malz befand sich noch in der Mälzerei. Schon deshalb, weil eine Veröffentlichung von Verstößen produktbezogen zu erfolgen hat, lagen die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Information der Öffentlichkeit nicht vor." Dies sei völlig unabhängig von der Frage, ob ein Bußgeld erhoben wird.