Was tut man bei einer Begegnung mit einem Wildschwein?

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Symbolbild: Fredrik von Erichsen/dpa
Symbolbild: Fredrik von Erichsen/dpa

Nach unserem Bericht über die Wildschweinplage im Kulmbacher Naherholungsgebiet Kessel fragen sich viele: Wie verhält man sich richtig, wenn man im Wald überraschend einem Wildschwein gegenübersteht?

Die Wildschweine werden zur Plage. Immer mehr verlieren die Tiere die Scheu vor dem Menschen, wagen sich immer näher an die Häuser heran. Die Bewohner am Kulmbacher Naherholungsgebiet Kessel haben vor einigen Tagen von ihren unliebsamen Erfahrungen mit den Schwarzkitteln berichtet.

Nachdem der Kessel von vielen zum Spaziergehen oder zum Joggen genutzt wird, stellt sich ihnen die Frage: Wie verhalte ich mich richtig bei der Begegnung mit einem Wildschwein beziehungsweise einer ganzen Rotte? Tipps gibt Kreisjagdvorsitzender Peter Müller aus Thurnau.

Zunächst einmal stellt Müller klar, dass eine realistische Chance besteht, bei einem Aufenthalt im Wald auf Schwarzwild zu stoßen. In der Regel sei es so, dass die Tiere dann die Flucht ergreifen. Sollte das aber nicht der Fall sein, dann rät der Fachmann, sich langsam und ohne hektische Bewegungen zurückzuziehen. "Dann warten die Tiere.
So sollte man gut aus der Situation kommen." Denn Wildschweine hätten keinen Jagdtrieb.

Was aber, wenn eine Bache oder ein Keiler die Begegnung mit einem Menschen als eine derartige Bedrohung empfinden, dass sie angreifen? Dann ist selbst für den Experten guter Rat teuer: "Da bleibt nur die Flucht." Auch wenn es komisch klingen mag: "Am besten auf einen Baum." Wann ein Angriff erfolgt, sei nicht zu prognostizieren. "Das ist ganz individuell."

Eine Konfrontation mit einem Wildschwein kann mit schweren Verletzungen enden: Die männlichen Tiere können mit ihren Keilerwaffen (so nennt man die langen Zähne aus dem Ober- und Unterkiefer) große Wunden reißen. Die weiblichen Tiere, die Bachen, können böse zubeißen.
Um Begegnungen mit den Schwarzkitteln zu vermeiden, hat der 61-Jährige ein paar Ratschläge parat:

1. Immer auf den Wegen bleiben. Freie Sicht ist von Vorteil. Wer bei der Pilzsuche durch hohes Dickicht läuft, muss damit rechnen, auf eine Rotte zu treffen. Rotten können aus einer Leitbache mit sechs Frischlingen bestehen, aber auch aus 30 bis 40 Sauen. "Das ist vorstellbar - auch bei uns", sagt Müller.

2. Hunde sollten immer angeleint beziehungsweise nie unbeaufsichtigt sein. "Wenn ein Hund auf eine Sau trifft, die sich bedroht fühlt, dann hat er ein Problem."

3. Wenn Jagdbetrieb ist und Warnschilder aufgestellt sind, dann sollte man diese beachten und auf den Spaziergang im Wald verzichten. Denn bei einer Jagd steige das Risiko, auf aufgescheuchte Schwarzkittel zu stoßen.

4. Wildschweine nicht füttern - auch wenn die Frischlinge ein putziger Anblick sind. "Hier haben wir noch Wildtiere, die eine natürliche Scheu vor dem Menschen haben." Und die dürfe nicht durch falsches Verhalten abgewöhnt werden.

Wildschweine gehören nach den Worten von Peter Müller zu den anpassungsfähigsten Wildtieren. "Sie sind außerdem klug und schnell." So gebe es schon Gebiete in Berlin, wo sich die Tiere an das urbane Leben gewöhnt haben. "Die Wildschweine wissen genau, was sie in den Mülltonnen finden." Oder in Komposthaufen. Die werden durchwühlt auf der Suche nach Mäusen, Käfern oder Würmern, die als tierische Eiweißquelle dienen. Aus dem gleichen Grund graben die Wildschweine auch die Felder und Wiesen um.

Zwar gibt es noch schwarzwildfreie Gebiete, zum Beispiel in Oberbayern. Für Peter Müller ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Aus anderen Ländern wisse man, dass die Wildschweine auch höhere Regionen erobern. Ein weiterer Beleg für die Anpassungsfähigkeit der Tiere.

Nur durch intensive Bejagung sei die Zahl der Schwarzkittel zu dezimieren. Und auch in unserer Region seien die Jäger bemüht, die Population so gering wie möglich zu halten.