Warum bei Demenz Zeit wertvoll ist

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Für eine geraume Zeit können Zettel dementen Menschen die Orientierung in ihrem Umfeld und bei alltäglichen Verrichtungen erleichtern. Symboldbild: Jens Kalaene/dpa
Für eine geraume Zeit können Zettel dementen Menschen die Orientierung in ihrem Umfeld und bei alltäglichen Verrichtungen erleichtern. Symboldbild: Jens Kalaene/dpa
Johannes W. Kraft informierte ausführlich und streckenweise durchaus unterhaltsam über das Thema Demenz. Foto: Katrin Geyer
Johannes W. Kraft informierte ausführlich und streckenweise durchaus unterhaltsam über das Thema Demenz. Foto: Katrin Geyer
 

Im Rahmen der Gesundheitsvorträge der Mediengruppe Oberfranken riet Chefarzt Johannes W. Kraft dringend zur Prävention.

Fit bleiben bis ins hohe Alter - wer wünscht sich das nicht? In der Tat wächst in Deutschland die Zahl der Menschen, die ihren hundertsten Geburtstag erleben, rasant. Aber mit steigendem Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt auch das Risiko, irgendwann an einer Demenz zu erkranken. 1,63 Millionen Menschen sind in unserem Land derzeit betroffen. Bis 2050 werden es rund drei Millionen sein.

Irritierende Aussichten. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Folgen einer Demenzerkrankung lassen sich lindern. 50 Prozent der Erkrankten können sogar ganz geheilt werden. Voraussetzung dafür ist freilich, dass die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird. Das erläuterte im Rahmen einer Vortragsveranstaltung der Mediengruppe Oberfranken Johannes W. Kraft, Chefarzt am Regiomed-Klinikum Coburg, wo er die Klinik für Geriatrie und Rehabilitation leitet.

Er verhehlte nicht, dass die Diagnose schwierig ist: Es gebe 60 unterschiedliche Formen der Demenz, die unterschiedliche Ursachen haben und unterschiedliche Symptome hervorrufen. So könnten bestimmte Formen der Demenz durch einen Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure oder durch länger andauerndes Vorhofflimmern hervorgerufen werden. Behandle man die Grundursache, bessere sich in der Regel auch die Demenz.

Generell sei zu raten, so der Mediziner: "Wenn die Gedächtnisleistung merklich nachlässt und sich auch nicht mehr kompensieren lässt, sollte man aufmerksam werden."

Um eine erfolgversprechendTherapie vornehmen zu können, ist Kraft zufolge eine belastbare Diagnose nötig, bei der die klassische Anamnese (Erfragung des Gesundheitszustandes) mit Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren (CT, MRT) kombiniert werde. Experten dafür gibt es in den sogenannten Gedächtnisambulanzen, wie sie zum Beispiel in Coburg, Bayreuth, Bamberg oder Erlangen zu finden sind.

Wenn eine beginnende Demenz dann nicht ganz geheilt werden könne, gelinge es doch oft, den Verlauf so zu beeinflussen, dass der Patient noch möglichst lange eine gute Lebensqualität genieße.

Prävention ist wichtig

Im übrigen lässt sich Kraft zufolge auch einer Demenz vorbeugen - so wie vielen anderen Krankheiten auch. Risikofaktoren seien vor allem Rauchen, körperliche Inaktivität, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes. Zudem erkrankten statistisch gesehen Menschen mit niedrigem Bildungsniveau öfter. Es sei also wichtig, sein Gehirn möglichst regelmäßig zu trainieren.

Und noch ein ganz wesentliches Thema sprach der Experte an: Wer vom Arzt die Diagnose "Demenz" erhalte, solle nicht zögern, möglichst zügig seinen letzten Willen zu formulieren: "Solange man noch geschäftsfähig ist, sollte man genau formulieren, was passieren soll, wenn man sich nicht mehr äußern kann."