Dem Bau der beliebten Freizeit-Anlage bei Trebgast im Landkreis Kulmbach gingen lange Diskussionen voraus. Heute möchte niemand mehr das weit über die Region hinaus beliebte Freiluft-Bad missen. Am Wochenende wird Juiläum gefeiert.
Wohin bei dieser Hitze? Am besten raus! Noch besser: Raus ans Wasser! Ans Wasser - das heißt für viele Menschen in der Region: An den Trebgaster Badesee. Südwestlich der Gemeinde erstreckt sich ein Naherholungsgebiet, das weit und breit seinesgleichen sucht. Aber der See war nicht immer da. Erst 40 Jahre ist er alt. Gefeiert werden soll das Jubiläum am Wochenende.
Am 12. Juni 1975 wurde der Trebgaster Badesee in Anwesenheit vieler Ehrengäste feierlich eröffnet. Zwei Tage lang wurde mit Vorführungen der Wasserwachten, des THW und des BRK unter Einsatz von Hubschraubern der Bundeswehr und einer amerikanischen Einheit gefeiert. Es gab einen Heimatabend mit der "Meister-Jodlerin" Lydia Huber, Aufführungen der Naturbühne, Illumination des gesamten Sees mittels Fackeln und fahrenden Booten, ein Feuerwerk, und vieles mehr.
Auf der Suche nach Erholung
Die Erfolgsgeschichte des Trebgaster Badesees hatte 1970 im Rathaus begonnen. Die Gemeinde hatte erkannt, dass Freizeiteinrichtungen in unmittelbarer Nähe eines Ortes deren Erholungswert erhöhen. Der Mangel an Freizeitmöglichkeiten, so erzählte man sich, habe mancherorts schon zur Abwanderungen junger Leute in die Ballungsräume geführt. Unverkennbar war zu dieser Zeit, dass die Zahl der erholungssuchenden Menschen immer mehr anstieg. Dieses Erholungsbedürfnis führte zu einer wachsenden Bedeutung des Fremdenverkehrs.
Der Antrag von Gemeinderat Heinz Beck am 17. September 1970, zur Förderung des Sports ein Hallenbad zu errichten, wurde durch das Gremium dahingehend erweitert, einen Badesee zu bauen. Die erste Begutachtung des künftigen Badegeländes erfolgte im April 1971. Gleichzeitig wurde mit den Planungen begonnen. Von vornherein war die Fläche einerseits durch den Trebgastbach und andererseits durch die Bahnlinie Bayreuth-Neuenmarkt/Wirsberg begrenzt.
Von der Wildnis zum Badesee
Umfang und Bedeutung dieser Baumaßnahme wichen wesentlich von anderen Vorhaben ab: Eine Wildnis von rund 20 Hektar Fläche in eine Erholungslandschaft mit Badesee und Freizeitanlagen umzuwandeln - das war für Bürgermeister Christian Kolb und den Gemeinderat durchaus ein mutiges Unterfangen.
Durch das geringe Gefälle kam ein Anstauen des Wassers nicht in Frage, so dass nur die Eintiefung in das bestehende Gelände möglich war. Das Hauptproblem war, eine geeignete Deponie zur Ablagerung des Aushubes zu finden. Schließlich mussten 250.000 Kubikmeter - vorwiegend Moorboden - bewegt werden. Landrat Kurt Held gelang es, in unmittelbarer Seenähe ein 14.000 Quadratmeter großes Grundstück zur Auffüllung zu erwerben. Dafür wurde der Gemeinde ein Nutzungsrecht eingeräumt.
71 Mal Thema im Gemeinderat
Allein in 71 Sitzungen des Gemeinderates ist der Beratungspunkt "Badesee" verzeichnet. Zweifel, die sich sowohl auf die Finanzierbarkeit als auch auf die technische Verwirklichung eines solchen Millionenvorhabens im südlichen Trebgasttal bezogen, verstummten nach und nach.
In enger Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister Christian Kolb und dem gesamten Gemeinderat war es den Architekten Kerl und Müller gelungen, den See behutsam in die schöne Landschaft einzubinden. Mit dieser Anlage - der damals einzigen im Kulmbacher und Bayreuther Raum - wurde Trebgast, nach der Naturbühne, um eine weitere Attraktivität reicher.
"Ein Traum geht in Erfüllung", stellte Bürgermeister Christian Kolb bei der Eröffnung am 12. Juni 1975 in Anwesenheit der versammelten regionalen kommunalpolitischen Prominenz erleichtert fest.
"Hier wurde etwas geschaffen, das sich sehen lassen kann und das allen Menschen dient", zeigte sich auch der damalige Landrat Kurt Held, selbst ein Trebgaster, begeistert. "Wenn der Badesee ein Mekka für alle Sonnen- und Wasseranbeter, und für alle Erholungssuchenden wird, haben sich die Aufwendungen gelohnt."
Wäre Kurt Held noch am Leben, würde er feststellen: Es hat sich gelohnt! Heute ist dieses Gebiet mit dem Badesee und den begleitenden Einrichtungen, wie Fun-Arena und Beach-Volleyball-Spielfeld eine wichtiger Bestandteil im Freizeitangebot des Kulmbacher Landes.
Bürgermeister Werner Diersch sagt heute: "Wir sind stolz auf unseren Badesee und die lange Tradition unserer Seefeste. Der Gemeinderat bewies damals, bei nicht gerade üppigen Zuschüssen, viel Mut und Weitsicht. Es war eine tolle Entscheidung, die heute noch Früchte trägt."
Immer wieder investiert
Auch die den Gründern nachfolgenden Gremien haben den See stets als wichtige Institution gesehen und immer wieder daran gearbeitet, ihn zu erhalten und zu optimieren. Nach und nach wurde in Sanitär-, Mutter und Kind-Gebäude, Behinderten-WC, Bade- und Sonnendeck, Spielplatz, Einzäunung, Solaranlage noch einmal fast eine Million Euro investiert.
"Auch wenn damals mehr auf den Fremdenverkehr geschielt wurde," so der Trebgaster Bürger Bürgermeister, "ist der See heute für die Treb gaster Bürger genauso bedeutend und eine Einrichtung, die dazu beiträgt, Trebgast als einen Standort mit hoher Wohnqualität zu sichern."
Chronologie Februar 1971 Beginn der Planungen. Bis April 1972 Probebohrungen und Erstellung von Wassergutachten
29. Mai 1972 einstimmiger Beschluss zum Bau. 24. August 1972 Grunderwerb durch notarielle Beurkundung. 4. September 1972 Baubeginn. 12. Juni 1975 Einweihung
Technische Daten 20 000 Kubikmeter Mutterboden, 200 000 Kubikmeter Moorboden und 26 000 Kubikmeter Kies wurden ausgehoben. Laufender Wasserzufluss durch vier innerhalb des Sees gelegene unterirdische Quellen. Gesamtfläche 18 951 ha (erworben von 24 Besitzern). Seefläche 68 000 Quadratmeter, Insel 7 200 Quadratmeter. Der See ist 680 Meter lang, 220 Meter breit und im Mittel 3,50 Meter tief, an der tiefsten Stelle 4,50 Meter. 1,5 Kilometer weg führen rund um den See.
Baukosten2,8 Millionen Mark.
Die Gemeinde feiert "40 Jahre Badesee" am Samstag und Sonntag mit einem abwechslungsreichen Programm unter dem Motto "Brodwerschd, Bier und Blosmusik". Dabei können die Besucher die Brodwerschd der Metzgereien Friedrich aus Trebgast und Wiesenmüller aus Bayreuth testen und abstimmen, ob sie einen Unterschied zwischen den Produkten aus Kulmbach und Bayreuth schmecken.
Am Samstag sorgen ab 15 Uhr die Stadtkapelle Kupferberg, ab 17 Uhr die Ahorntaler Blasmusik, und ab 19 Uhr als "special guest" die Bundesmusikkapelle Kramsach aus Tirol für Stimmung. Ab 20 Uhr unterhält "Timmis Band" mit Sängerin Anette die Besucher, bevor gegen 22.30 Uhr ein Brillant-Feuerwerk gezündet wird.
Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst. Es schließen sich die Begrüßung und die Festrede durch Bürgermeister Werner Diersch, und Ehrungen der Wasserwacht Trebgast an. Das zweite oberfränkische Body-Painting-Festival, sowie eine Trachtenmodenschau sorgen am Nachmittag für Unterhaltung.
red