Die Welt ist doch manchmal wirklich klein - oder besser gesagt der Landkreis Kulmbach. Da sitz' ich vor zwei Wochen im Bus und traue meinen Ohren nicht. Ein mir bekannter Rechtsanwalt, der zwei Reihen hinter mir Platz genommen hat, bekommt das Handy nicht mehr vom Ohr.
Da ist vom Millionengeschäft die Rede, von einem rumänischen Partner, der das offenbar aus dem Ruder gelaufene Projekt schon noch regeln werde. Das versichert der Anwalt dem Mann am anderen Ende der Leitung, der sich offenbar große Sorgen um sein Geld macht, sich auch kaum beruhigen lässt.
Jetzt, gerade mal 14 Tage später, sitzt besagter Anwalt nicht mehr im Bus, sondern in der Hofer Justizvollzugsanstalt. Er befindet sich in Untersuchungshaft, soll Investitionen in Solarparks vermittelt und Anleger um rund eine Million Euro geprellt haben. Die angeblichen Solarparks sollen, man höre und staune, auch in Rumänien stehen.
Ob der Rechtsanwalt seine Geschäftspartner betrogen hat? Das werden erst die weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zeigen. Eines hat der Mann aber auf jeden Fall gemacht: Er hat sich für einen Juristen im höchsten Maße unseriös verhalten, als er im Bus - für alle Fahrgäste hörbar - seine Meinung zu dem nun möglicherweise sogar strafbaren Geschäft hinausposaunt hat.
Ist die Bekanntheit des Tatverdächtigen zu Teilen der Redaktion - zu welchen Personen auch immer - vielleicht ein Grund dafür, warum das im Landkreis konkurrierende Blatt deutlich früher und wesentlich ausführlicher zu diesem Untersuchungsverfahren berichtet(e)...?
„Das im Landkreis konkurrierende Blatt“ (- bzw. dessen agile Chef-Redakteurin -) war selbst persönlich seit einigen Wochen an der „Story“ dran und folgte hierbei einem dringenden journalistischen Bedürfnis: Investigation und Recherche.
„Heimatzeitung“ ist halt nicht gleich „Heimatzeitung“ …
Leider folgen viele Schreiberlinge der Devise:
„Däham is däham! Do koo mä doch aa genuch d’rübä schrei’bm; des is aa ned so onschdrengend! Die Leud’ kenn ich hald – und die möng’ mich aa … alles in Buddä: alles kloä – bassd’ scho!“
Ein Rechtsanwalt, der über „Millionengeschäfte" plaudert und - man lese und staune - NICHT im neuesten eigenen PORSCHE oder zumindest mit dem TAXI fährt:
Da gehen doch bei jedem investigativen Journalisten sämtliche Warnlampen an!
(Also: Ich hätte den schon mal gefragt, was Sache ist, zumal besonders, wenn er „ein mir bekannter Rechtsanwalt" ist und offenbar ein unüberhörbarer Mitteilungs-Bedürfnis hat.)