Vom Glück, Gutes tun zu können

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Frank Alexander Kühne, Vorstandsvorsitzender der Raps-Stiftung, im Gespräch mit BR-Redakteurin Dagmar Besand Foto: Matthias Hoch
Frank Alexander Kühne, Vorstandsvorsitzender der Raps-Stiftung, im Gespräch mit BR-Redakteurin Dagmar Besand Foto: Matthias Hoch

Frank Alexander Kühne ist als Mehrheitsgesellschafter der Raps-Gruppe der führende Kopf der Adalbert- Raps-Stiftung, die viele soziale Projekte vorantreibt.

Die Lebensbedingungen von Menschen in herausfordernden Situationen nachhaltig verbessern - diesem Ziel sieht sich die Adalbert-Raps-Stiftung verpflichtet. Dank ihres finanziellen Engagements konnten in den vergangenen Jahrzehnten viele soziale und wissenschaftliche Projekte verwirklicht werden. Mit Infranken.de spricht der Vorstandsvorsitzende der Stiftung und Mehrheitseigentümer der Firma Raps, Frank Alexander Kühne, über die Aufgaben und Herausforderungen der Stiftung sowie über die aktuelle Situation des Kulmbacher Gewürzunternehmens.

Die Raps-Stiftung ist untrennbar mit der Firma Raps verbunden. Wo steht das Unternehmen?
Frank Alexander Kühne: Die Firma Raps hat in den letzten acht Jahren sehr stark in Kulmbach investiert. Wir haben jährlich zwischen fünf und zehn Millionen Euro in die Infrastruktur gesteckt, vor allem im Energiebereich, wir haben die IT-Systeme komplett neu aufgebaut und auch sehr viel in die Produktionsinfrastruktur investiert. Heute sind wir wieder unter den Top Fünf in Europa - ein Unternehmen, das es schafft, in einem sehr schwierigen Markt zu wachsen. Für Raps arbeiten weltweit rund 900 Mitarbeiter, 600 davon sind in Kulmbach beschäftigt.

Was erwarten Sie für die Zukunft?
Das Gewürzgeschäft wird nicht einfacher, sodass wir schon vor Jahren angefangen haben, uns stärker auf Technik und Technologie zu konzentrieren, immer basierend auf Gewürzen. Wir arbeiten sehr stark daran, Lösungen für die Lebensmittelindustrie und das Lebensmittelhandwerk zu finden. Dazu gehört auch das Ziel, durch E-Nummern gekennzeichnete Zusatzstoffe durch natürliche Zutaten zu ersetzen. Ein klassisches Beispiel dafür sind Rosmarin-Extrakte.

Ist das auch eine Reaktion auf veränderte Verbraucherwünsche?
Ja, ganz klar. Der Trend geht zum sogenannten Clean Label, inzwischen sogar zum Clear Label. Das heißt, man möchte gar keine E-Nummern mehr haben und keinen Bestandteil in der Rezeptur, der dem Konsumenten unbekannt ist.

Gibt es weitere aktuelle Herausforderungen?
Wir agieren in einer Branche, die das Interesse von Kapitalinvestoren geweckt hat. Es wird sehr stark zugekauft. Wir beobachten den Markt sehr genau und warten auf die für uns passende Chance, um noch weiter wachsen zu können. Zuletzt konnte das Unternehmen Raps im Herbst vergangenen Jahres erweitert werden.

Der Erfolg der Firma Raps ist die finanzielle Grundlage der Adalbert-Raps-Stiftung. Woher kommen die Mittel?
Die Stiftung ist aus dem Erbe des Unternehmensgründers Adalbert Raps entstanden. Er hat veranlasst, dass etwa ein Viertel seines Vermögens in eine Stiftung umgewandelt wird. Dieses Vermögen bestand in einer Beteiligung am Unternehmen Raps. Von dem Gewinn des Unternehmens fließen deshalb gut 25 Prozent der Stiftung zu.

Was fördert die Raps-Stiftung?
Wir investieren überwiegend in soziale Initiativen, aber auch in wissenschaftliche Projekte im Bereich der Lebensmittelforschung und in Projekte zu Ehren des Stifters. Wofür wir unser Geld einsetzen dürfen, ist in unserer Satzung festgeschrieben. So können wir zum Beispiel keine Einzelschicksale auffangen, auch wenn das Nein-Sagen da oft sehr schwer fällt. Und wir können nur gemeinnützige, staatlich anerkannte Organisationen unterstützen. Als regionale Stiftung investieren wir den Großteil unseres Geldes im Raum Kulmbach.

Worauf legen Sie dabei Wert?
Nachhaltigkeit und Wirksamkeit sind uns sehr wichtig. Die von uns geförderten Projekte sollen weiterlaufen können, falls die Unterstützung der Stiftung wegfällt. Deshalb sollten immer mindestens zwei weitere Geldgeber beteiligt sein.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit gewährleisten?
Wir schauen uns jede Bewerbung genau an. Es gibt viele Liebhaberprojekte von Leuten, die sich engagieren wollen. Wir fördern und begleiten Projekte mit einem klaren Konzept sowie gesellschaftlicher Relevanz. So werden langfristige Perspektiven geschaffen und gesellschaftlich notwendige Veränderungen wirksam.

Bei welchen Projekten ist das besonders gut gelungen?
Da gibt es viele. Das Future Online Social School Project an der Fachoberschule ist ein gutes Beispiel. Sehr gerne arbeiten wir auch mit dem Verein Avalon in Bayreuth zusammen.

Gab es auch mal einen Flop?
Vor zwei Jahren haben wir ein Behindertencafé gefördert, das in Bayreuth eingerichtet wurde. Es gab ein vielversprechendes Konzept mit einem ordentlichen Geschäftsplan. Aber nach einem Jahr musste das Café wieder schließen, weil die Erwartungen hinsichtlich der Besucherzahlen nicht erfüllt wurden.

Sie können sicher nicht alle Wünsche erfüllen - Rennen die Antragsteller Ihnen die Türen ein?
Natürlich können wir nicht allen zusagen, aber das liegt nicht daran, dass wir zu viele Anfragen haben, sondern dass wir nicht genügend interessante Projekte vorgelegt bekommen, für die wir der richtige Partner sind. Nicht alle Anfragen entsprechen unseren satzungsgemäßen Anforderungen. Hier wird uns ein Rahmen vorgegeben, innerhalb dessen wir agieren können. Aber wir freuen uns immer über interessante Anträge und sind offen für neue Ideen.

Wer entscheidet über die Vergabe der Mittel?
Der Stiftungsvorstand, dem neben mir noch Professor Manfred Gareis aus Thurnau angehört. Eigentlich besteht das Gremium aus drei Vorstandsmitgliedern, aber eine Stelle ist derzeit vakant. Wir suchen jemanden, der vor allem im sozialen Bereich kompetent und gut vernetzt ist, aber auch neutral ohne Interessenskonflikte entscheiden kann.

Sie warten nicht nur auf Anträge, sondern ergreifen auch selbst die Initiative. Ich denke da an den Familientreff, wo Sie die Spenden-Initiative der Bayerischen Rundschau mit stolzen 50 000 Euro unterstützt haben...
Wir schauen uns natürlich an, wo es förderungswürdige Initiativen gibt. Den Familientreff haben wir schon früher unterstützt und hätten es sehr bedauert, wenn er hätte schließen müssen.

Wie hoch waren die Ausschüttungen - seit der Gründung der Stiftung 1978?
Insgesamt dürften wir wohl an die 20 Millionen Euro an Projekte vergeben haben. Das Budget, das ich in diesem Jahr manage, liegt bei rund einer Million Euro.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Arbeit für die Adalbert-Raps-Stiftung?
Ich bin dankbar für diese Aufgabe. Ich darf Geld in die Hand nehmen, um damit Gutes zu tun. Gerade in den jetzigen unsicheren Zeiten mit vielen negativen Schlagzeilen ist es schön zu erleben, dass es so viele Menschen gibt, die Gutes tun wollen.

Gibt es neue Ansätze, mit denen die Stiftung auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen reagiert?
Um uns strategisch gut aufzustellen, versuchen wir herauszufinden, was wir in unserer Region in den nächsten 20 bis 30 Jahren brauchen. Wir benötigen einen gewissen Weitblick, um künftig die richtigen Entscheidungen zu treffen. So haben wir in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Sozial- und Bevölkerungsgeographie der Universität Bayreuth die Studie Sozialraum Oberfranken angestoßen. Dabei haben sich drei Themenbereiche mit zentralen Herausforderungen herauskristallisiert: Jugendliche und junge Erwachsene, Senioren und Geflüchtete. Darauf werden wir künftig verstärkt unser Augenmerk richten, um Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu finden.

Kleine Reflexion: Wie sähe unsere Gesellschaft ohne das Engagement von Stiftungen aus?
Der Staat zieht sich seit einiger Zeit gerade im sozialen Bereich aus vielen Funktionen zurück. Wenn nicht die Wohlfahrtsverbände eingestiegen wären und von uns unterstützt würden, müssten wir auf viele wertvolle Leistungen für unsere Gesellschaft verzichten.


Weiterführende Infos zur Raps-Stiftung und der Studie Sozialraum Oberfranken gibt es hier.
Zwei von der Stiftung geförderte Projekte sind das Future_Online_Social_School_Project und Avalon.