Der Mainleuser Thomas Simmler, der in der Ukraine festsitzt, sucht eine Unterkunft für die Töchter einer sehr guten Freundin, die geflüchtet sind. Nach seinem Aufruf haben sich etliche Kulmbacher gemeldet. Es gibt aber eine Hürde.
Die Telefongespräche mit der Heimat tun ihm gut, sagt Thomas Simmler, mit dem wir seit vielen Wochen im Kontakt stehen. Es sei Abwechslung in einer für ihn trostlosen, vor allem auch beängstigenden Zeit, betont der Mainleuser, der mit Lebensgefährtin Irina und der neunjährigen Tochter Sofia in der Ukraine festsitzt - in Marhanez, einer 40 000-Einwohner-Stadt am Ufer des Dnepr in der Region Dnipropetrowsk.
"Ich bin überwältigt"
Über die Anrufe, die ihn in den vergangenen Tagen erreicht haben, hat sich der 63-Jährige besonders gefreut. "Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Leute aus dem Raum Kulmbach", sagt Thomas Simmler, der in der vergangenen Woche einen Aufruf gestartet hatte. Er sucht eine Unterkunft für die beiden Töchter seiner sehr guten Freundin Inna Bikkuzhyna (53), die in Dnipropetrowsk lebt, einer Stadt, die 120 Kilometer von Marhanez entfernt ist und lange Zeit unter russischem Beschuss stand.
In Wasserburg gelandet
Während Inna Bikkuzhyna in ihrer Heimatstadt geblieben ist, weil sie sich um ihre 80-jährige, kranke Mutter kümmern muss, ist den Töchtern Julia (26) und Renata (30) die Flucht nach Deutschland geglückt. Sie sind nach einer langen Bahnfahrt in Wasserburg am Inn im Landkreis Rosenheim gelandet - dort sollen sie aber möglichst nicht bleiben.
Thomas Simmler will seiner Freundin Inna einen Gefallen tun. Er möchte, dass deren Töchter in den Landkreis Kulmbach kommen. Er sucht für die beiden jungen Frauen eine Unterkunft, in der sie so lange bleiben können, bis ihm selbst die Rückkehr in die Heimat gelingt. "Ich werde mich dann selbst um Julia und Renata kümmern, die ich ja seit ihrer Kindheit kenne."
Auch ein Bürgermeister will helfen
Sein Aufruf über die Bayerische Rundschau hatte großen Erfolg. "Ich habe 14 Anrufe von Leuten aus Kulmbach, aber auch aus dem Lichtenfelser Raum bekommen", sagt Thomas Simmler. Vor allem Privatleute, aber auch ein Bürgermeister aus dem Landkreis Kulmbach habe sich an ihn gewandt. Wir kennen den Bürgermeister, der sich aber namentlich nicht nennen will. "Weil es nichts mit der Gemeinde zu tun hat, sondern ein privates Hilfsangebot war."
"Ich bin allen, die ihre Unterstützung angeboten haben, sehr dankbar", sagt Thomas Simmler. Manche Anrufer hätten sogar angeboten, Julia und Renata mit dem Auto in Wasserburg abzuholen. "Das ist einfach klasse", betont der Mainleuser, der selbst bis dato die Flucht mit Tochter und Lebensgefährtin nicht gewagt hat. "Es ist zu gefährlich."
Geduld ist gefragt
Bei der Wohnungssuche werde er die Angebote für Julia und Renata von der Ukraine aus sortieren und für sie den Kontakt herstellen. Noch sind die Geschwister nicht im Landkreis Kulmbach. Simmler spricht von bürokratischen Hürden, die die zeitnahe Reise nach Kulmbach erschwerten.