FDP-Landesvorsitzender Albert Duin und Bundestagskandidat Stefan Wolf möchten der Altenpflege zu mehr gesellschaftlicher Anerkennung verhelfen.
Es ist eine wichtige Aufgabe, und die Bezahlung ist grundsätzlich nicht schlecht: Trotzdem ist die Altenpflege kein besonders beliebter Beruf. "Das ist ein gesellschaftliches Problem", sagt Albert Duin, Landesvorsitzender der bayerischen FDP. "Es mangelt an der Anerkennung."
Der FDP-Politiker besuchte gestern gemeinsam mit dem FDP-Direktkandidaten des Wahlkreises Kulmbach, Stefan Wolf, die Altenpflegeschule
Stadtsteinach und diskutierte mit Schulleiter Peter Johann über aktuelle Probleme und die Herausforderungen für die Zukunft.
Noch ist das Klassenzimmer voll
"Als erstklassig gilt in unserer Gesellschaft nur, wer Abitur und einen akademischen Titel hat", kritisierte Duin. Die Arbeit derer, die alte Menschen pflegen, werde dagegen vielfach gering geschätzt. Da sei es dann kein Wunder, wenn es am Fachkräftenachwuchs fehle.
An der Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe des BRK-Kreisverbands Kulmbach in Stadtsteinach macht sich das im Klassenzimmer noch nicht bemerkbar. "Für nächstes Jahr haben wir 27 Anmeldungen für unsere 25 Plätze", so Schulleiter Johann. Doch in den Vorjahren waren die Anmeldungen spärlicher, "und wenn sich die Rahmenbedingungen in der Altenpflege nicht bessern, wird es immer schwieriger werden, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern".
Das Ende Juni vom Bundestag beschlossene Pflegeberufereformgesetz werde das Problem nicht lösen - im Gegenteil, sagte Peter Johann. Die bisher getrennt geregelten Pflegeausbildungen für Kranken- und Altenpfleger werden ab 2020 zusammengeführt. Alle Auszubildenden erhalten zwei Jahre lang eine gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung, mit der Möglichkeit einen Vertiefungsbereich in der praktischen Ausbildung zu wählen. Wer die generalistische Ausbildung im dritten Jahr fortsetzt, erwirbt den Abschluss zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Auszubildende, die ihren Schwerpunkt in der Pflege alter Menschen oder der Versorgung von Kindern sehen, können für das dritte Ausbildungsjahr statt des generalistischen Berufsabschlusses einen gesonderten Abschluss in der Altenpflege oder Kinderkrankenpflege erwerben.
Kritik am Reformgesetz
Die Reform solle die Attraktivität der Pflegeberufe steigern, aber das werde nicht passieren. Warum? "Der Zugang zur Krankenpflege wird erleichtert, und die hat ein besseres Image als die Altenpflege. Dann werden sich weniger Auszubildende für die Altenpflege entscheiden", befürchtet der Stadtsteinacher Schulleiter.
"Es ist die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass es attraktiver wird, in der Altenpflege zu arbeiten. Der Schlüssel dazu ist mehr Wertschätzung für diese wertvolle Arbeit", sagt Albert Duin. Das sieht auch Stefan Wolf so. Der 25-jährige Bundestagswahlkandidat ist Mitglied im FDP-Landesfachausschuss für Gesundheit und Pflege und möchte, dass das Thema in den Köpfen der Menschen präsenter ist. "Wir müssen darüber reden, wie wichtig diese Aufgabe ist, welche Probleme es gibt und wie wir sie lösen können. Über die Beschäftigten in der Automobilindustrie wird gesprochen, über die Altenpfleger nicht."
Peter Johann würde sich freuen, wenn es gelänge, das Image der Altenpflege zu verbessern. Sein Wunsch an die Politik: "Die neue Konzeption der Ausbildung rückgängig machen! Da werden drei Berufe in einen Topf geworfen und umgerührt. Und was am Ende dabei herauskommt, ist kein richtiger Altenpfleger und kein richtiger Krankenpfleger."
Freilich gebe es inhaltliche Überschneidungen, die man zusammenlegen könne. Doch eine eindeutige Spezialisierung sei unverzichtbar: "In der Altenpflege geht es nicht allein um medizinische Versorgung, sondern auch um lebensgestalterische Elemente. Im Gegensatz zum Krankenhaus ist das Pflegeheim das Zuhause der alten Menschen."
Albert Duin wünscht sich eine weitere Reform, die leicht zu bewerkstelligen sei: eine obligatorische Prüfung zum Pflegehelfer nach zwei Ausbildungsjahren. "Dann haben die Schüler einen Berufsabschluss in der Tasche, auch wenn sie die Fachkraftausbildung nicht beenden."