In einer Drei-Stunden-Sitzung erläuterten Berthold Hübner und Stefan Arneth vom Staatlichen Bauamt Bayreuth den Stadtsteinachern die Details der aktuellen Pläne. Am Ende müsse das Ziel stehen, die Umgehung zu realisieren, appellierte Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) an alle.
Der Schulungsraum im neuen Feuerwehrgebäude platzte bei der öffentlichen Stadtratssitzung am Montagabend aus allen Nähten. Berthold Hübner erinnerte daran, dass die Umgehung bereits 1983 in den vordringlichen Bedarf des Bedarfsplanes für Bundesfernstraßen aufgenommen wurde. Es gab Trassenuntersuchungen, Kostenberechnungen - und schließlich eine Trassenentscheidung für die Westumgehung von Ober- und Unterzaubach. Bereits 2012 wurden dann die Planungen mit dem "Gesehen-Vermerk" des Bundesministeriums ausgestattet - das Verfahren nimmt seitdem seinen Lauf. Bis zum 7. Oktober noch können Bürger, Betroffene oder Interessierte ihre Einwände vorbringen, erklärte Hübner das weitere Prozedere.
Er stellte auch die technischen Details vor.
Viele planerische Details haben sich durch Anschlussstellen oder durch "Zwangspunkte", die nicht veränderbar sind, ergeben, erklärte Berthold Hübner vom Staatlichen Bauamt auch auf knifflige Nachfragen seitens der Stadtsteinacher Räte. Immer wieder ging er auf "vermeintliche Verbesserungsvorschläge" ein, erklärte die Details der Planung, sprach über technische Notwendigkeiten und mathematische Gegebenheiten.
Problembereich Zaubach
Ausschweifende Diskussionen entbrannten vor allem zu dem Zaubacher Abschnitt. Harald Hempfling (CSU) und Klaus Witzgall (CSU) monierten, dass von ursprünglich geplanten drei Brücken zur Anbindung der Landwirtschaft nur eine geblieben ist.
"Der Bund behält sich natürlich auch die Prüfung der Planung hinsichtlich Wirtschaftlichkeit vor", erklärte Hübner und verwies auf die Möglichkeit, die Forderung nach weiteren Querungen in die Einwandsliste einzuarbeiten. Wolfgang Heiß (CSU) sorgte sich um die Breite der Brücken. Doch mit einer Fahrbahnbreite von 4,50 Metern und einer Höhe von 4,50 Metern - mehr als vorgegeben - seien die ausreichend groß konzipiert, erläuterte Hübner.
"Wir haben jetzt einen Katalog zu erstellen, in dem wir alle Forderungen hinterlegen und auch eine Bestandsaufnahme der bestehenden Straßen machen, damit wir unsere Straßen, wenn diese durch den Bau beeinträchtigt werden, wieder ersetzt bekommen", wandte Franz Schrepfer (FW) ein.
Knud Espig (SPD/OL) hat errechnet, dass 385.000 Kubikmeter Erdreich bewegt werden müssen - das entspricht, nur für die Erdbewegungen, 20.000 LKW-Ladungen.
Espig hatte sich auf die Sitzung akribisch vorbereitet, prangerte an, dass die Umgehung zwischen elf Metern tief eingegraben wird und elf Meter erhöht ist - beispielsweise beim Campingplatz. Vor die Sportheimsiedlung wird ein elf Meter hoher Damm gebaut. Espig bemängelte, dass das nächste Haus am Hochofen nur zwanzig Meter von der Brücke entfernt liege. Und er kritisierte die 230 Meter lange und drei Meter hohe Wand bei Salem. "Ich fordere bei Salem eine Einhausung. Solch ein Bauwerk ist sonst für Stadtsteinach nicht tragbar", so Espig.
"Ich bin schockiert", kommentierte Wolfgang Martin (BL) die Planungen und zweifelt bei einem Bevölkerungsrückgang von fast sieben Prozent überhaupt die Notwendigkeit einer Umgehung an.
Berthold Hübner stellte klar, dass er lediglich für die technischen Planungen beim Staatlichen Bauamt zuständig sei, nicht für eine etwaige Entwicklung der Stadt Stadtsteinach.
Neues Innenstadt-Konzept
Bürgermeister Roland Wolfrum betonte, dass man sich, wenn die Umgehung gebaut ist, mit der Städtebauförderung zusammensetzen müsse, um ein neues Konzept für die Innenstadt zu erstellen. "Es ist klar, dass die Umgehung Veränderungen hervorrufen wird", betonte Berthold Hübner sachlich.
Wolfgang Hoderlein (SPD) zweifelte an der Tatsache, dass die Planungen keinen Spielraum zulassen würden. "Ich möchte davor warnen, die Umgehung Stadtsteinach zu zerreden", versuchte Wolfgang Heiß (CSU) die Skeptiker zu beschwichtigen. "Ich bin der Meinung, dass für Stadtsteinach die Umgehung gut ist und ich warne davor, zu viel zu verlangen. Wenn wir zu viel wollen, geht's uns wie den Kauerndorfern", so Heiß.
Mehrheit für die Umgehung
"Wir zerpflücken hier nicht die Umgehung.
Als Stadtrat muss man auch die neuen Betroffenen sehen", wollte sich Wolfgang Martin (BL) nicht unter Druck setzen lassen. "Die Mehrheit der Bevölkerung und des Stadtrates ist doch für die Umgehung", versuchte Andy Sesselmann (FW) ein Fazit zu ziehen.
Im Verlauf der Diskussion regte Winfried Hempfing (SPD) an, den Verlauf der Bundesstraße mit Pfosten abzustecken, um einen Höheneindruck zu bekommen. Auch eine dreidimensionale Darstellung war kurzzeitig im Gespräch. Doch Berthold Hübner betonte, dass das Kosten im fünfstelligen Bereich verursachen würde - und es gäbe ja keine Alternativen.
Bernd Kotschenreuther (CSU) erkundigte sich noch einmal, ob man die Planfeststellung für die Umgehung in Stadtsteinach und in Zaubach teilen könnte. "Wir haben doch die komplette Umgehung beschlossen.
Wenn das Verfahren jetzt geteilt wird, dann weiß ich schon jetzt, dass der zweite Teil nicht kommt", monierte Franz Thierauf (FW).
"Unser Ziel muss es sein, die Umgehung zu realisieren", betonte Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) zum Abschluss der Diskussion.
… ist besonders der Scheuklappenblick, den sowohl der monotone Stil als auch die tendenziöse (’journalistische’?) Struktur dieses Artikels (bzw. seiner Autorin) ausstrahlen!
Inhaltlich fehlt beispielsweise,
- dass in diesem Planfeststellungsverfahren eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ausdrücklich NICHT stattfindet,
- dass ein entsprechender Erörterungstermin grundsätzlich auch in Frage gestellt wird, und ebenso (- fachlich/sachlich -)
- dass die geplante Trasse z. B. die Grundwasser-Situation erheblich beeinträchtigt, indem vor allem die Boden-Versiegelung eine Neubildung von Grundwasser in Teilbereichen vollkommen verhindert!
Dies und vieles andere wird schlicht und einfach g'schamig verschwiegen:
• Der ursprüngliche Erholungswert der Landschaft wird insgesamt deutlich verringert, vor allem im Bereich Steinachtal, das als „Tor zum Frankenwald“ gilt, sowie bei Salem.
• In den unbebauten Hangabschnitten östlich von Stadtsteinach wird die Umgehungsstraße ’gut sichtbar’ [Zitat aus dem Erläuterungsbericht!] sein.
• Für die nordöstlichen Bereiche in Stadtsteinach ist eine Erhöhung des Lärmpegels sowie des Schadstoffausstoßes zu erwarten.
• Es kommt zu Verlusten von extensivem Grünland.
• Die Zerschneidung von Gehölzstrukturen führt zu erheblichen Störungen für einige geschützte Fledermausarten sowie für den Uhu.
• Die Entfernung von Höhlenbäumen gefährdet die Brutplätze von höhlenbewohnenden Fledermaus- und Vogelarten.
• Durch die Boden-Versiegelung werden Flächen für die lebenswichtige Kaltluftproduktion entzogen und
• die dammbedingte Einengung des Talraumes unterbricht den Kaltluftabfluss in zu hohem Maß.
[Noch Fragen?]
Denken Sie eigentlich auch mal an die Kinder und die älteren Menschen, die in der Stadt täglich den Gefahren des Verkehrs ausgesetzt sind? Sie führen nur die natur-, erholungs-und tourismusgefährdeten ( wenn überhaupt so extrem vorhanden) Gründe auf! Es wird immer nur ans geschäftliche gedacht. Das sind doch immer die Gründe für ein Nein einer Umgehung ( nicht nur in SAN). Ich sehe eher nur Vorteile für eine Umgehung. Beispiel Gastwirtschaft: Es ist doch viel angenehmer für einen für einen Gast ( Tourist), wenn der Verkehr nicht "direkt" am Schnitzel oder Braten vorbeirauscht und die Scheiben bei einem LKW zittern, oder? Die Innenstadt von SAN würde ruhiger, ungefährlicher und mit der Zeit mit Sicherheit attraktiv werden. Daran sollte man arbeiten. Sicher, der Naturschutz ist wichtig, aber die Sicherheit der Menschen ist nun mal vorrängig. Außerdem führt doch die Umgehung nicht direkt durch den Wald.
Hallo Herr Oskarchen, wie Sie sicher selbst wissen, haben alle regionalen Kommunen, bei denen inzwischen Ortsumgehungen realisiert worden sind, an Attraktivität verloren. Richtig ist, dass es in den Kommunen ruhiger geworden ist. Dafür sind Geschäfte, Gaststätten, Tankstellen, Einkaufsmöglichkeiten etc. verschwunden und z.T. stehen viele Häuser leer, sind dem Verfall preisgegeben und schwächen weiter die Attraktivität (Wallenfels, Mainleus, Neudrossenfeld, Rugendorf). Dies ist leider traurige Realität. Zumindest müssen Änderungen an der Trassenführung, die die negativen Auswirkungen auf unsere Heimat reduzieren, eingefordert und deutlich vor !! einem möglichen Bau der Umgehung ein aussichtsreiches Konzept zur Attraktivierung der Innenstadt erarbeitet und angepackt werden. Wenn erst mal die Umgehung gebaut ist, dann ist es zu spät. Beispiele siehe oben.
....die Realität sieht leider anders aus. Aber die Realität ist leider auch, daß der Kunde oder der Gast keine 500m mehr weiter fahren will um einen "ruhigen" Ort zum Essen oder zum Einkaufen zu nutzen. Es muß halt alles an der Straße liegen. Und die Händler oder die Kaufleute sind drauf angewiesen. Das ist wie ein kleiner Teufelskreis.Noch einmal, ich würde gerne einen kleinen Zusatzweg nehmen um in Ruhe in einem Restaurant zu Essen oder in der Stadt einzukaufen. Das muß die Mehrheit der Konsumenten bzw. Verbraucher aber noch lernen. Noch etwas anderes: Schon allein wegen der Fachklinik dürfte einer Umgehung nichts mehr im Wege stehen ( ( ich möchte nicht wissen, wie jetzt noch die Scheiben zittern, wenn ein LKW dort vorbeidonnert). Und die Fachklinik muß in aller erster Instanz eher berücksichtigt werden als Salem oder der Campingplatz! Und wenn man viele Städte ( es müssen nicht nur Großstädte sein) mal hernimmt, liegen z.B. viele Schrebergärten unter viel befahrenen Straßen und Schienen. Und wenn man viel Pech hat, geht auch noch eine Einflugschneiße drüber. Da frage ich mich, wo ist die Lärmbelästigung höher? Dort oder bei einer zukünftigen Umgehung die an Salem und dem Campingplatz vorbeigeht? Kleiner Tipp noch am Rande der betroffenen Gastronome: Macht doch dann bereits an der Umgehung Ortseingang SAN oder Zaubach Werbung für einen gemütlichen und ruhigen Mittagstisch, ganz ohne Abgase und Lärm! Das muß das Ziel sein.
allerdings nicht an der Berichterstattung: Zum einen wurde die Problematik der aktuellen Planung (von Kollegin Adam) in der Samstags-Ausgabe der BR und auf inFranken.de ausfürhlich dargestellt, dabei kamen auch die Kritiker ausführlich zu Wort: Der obige Beitrag entstand aus den Informationen, die von der Fachbehörde in der Stadtratssitzung gegeben wurden. Insofern: gerne kritisieren, dann aber nicht den Überbringer der Nachricht! Beste Grüße Alexander Müller, BR-Redaktionsleiter