In Thurnau wird es am Wochenende richtig heiß: Töpfer, die im Dezember beim Weihnachtsmarkt ausstellen, setzen mit einem Holzbrennofen auf die ursprüngliche Brenntechnik. Der Ofen wird über 16 Stunden befeuert und auf die Steinzeugtemperatur von 1300 Grad gebracht.
Heutzutage werden die meisten Keramikbrennöfen elektrisch oder mit Gas auf Temperatur gebracht. "Das ist wenig arbeitsintensiv, zeitsparend, präzise im Temperaturverlauf. Und das Ergebnis ist kalkulierbar", sagt Andrea Labuhn, die mit ihrem Mann Jörg seit vielen Jahren den Thurnauer Weihnachtstöpfermarkt organisiert.
An diesem Wochenende wird in Thurnau demonstriert, wie man auf geradezu archaische Art und Weise Steinzeug mit Holz brennt. Profis des keramischen Handwerks aus ganz Deutschland treffen sich neben dem Rathaus-Gelände am Holzbrennofen, der 2014 unter Leitung der Keramikmeister Wolfgang Knapp und Gerhard Trommler mit Hilfe von EU-Kulturfördermitteln erbaut worden ist.
Sie zeigen die ursprüngliche Technik des keramischen Holzbrandes - und dabei wird es richtig heiß. Die Töpfer schüren den Ofen auf die Steinzeugtemperatur von 1300 Grad.
Wie vor tausenden Jahren
Dass sich die Profis dafür drei Tage Zeit nehmen, habe vielerlei Gründe, sagt Andrea Labuhn. Es sei unter anderem die Schönheit des mit Feuer zu Steinzeug gebrannten Werkstoffs Ton, die die Faszination des Holzbrandes ausmache. Das Feuer werde dabei wie vor Tausenden von Jahren zum Brennen benutzt. "Die Oberflächen zeigen das Spiel der Flammen", sagt Andrea Labuhn, und Julia Naether, die eigens aus dem sächsischen Freiberg angereist ist, erklärt: "Die Oberfläche wird lebendiger." Durch die Flammen würden unerwartet spannende Ergebnisse erzielt.
Am gestrigen Freitag wurde der Ofen "gesetzt". Die Keramiken wurden so in den verschiedenen Türmen und Schichten der Brennkammer platziert, "damit den Flammen gezielte Wege gegeben werden, um die Brennstücke zu erreichen", wie Andrea Labuhn erläutert.
Bis spät in die Nacht
Am heutigen Samstag wird ab 6 Uhr mit Holz geschürt - und das wohl bis spät in die Nacht. Dabei werden während des Brennvorgangs von etwa 16 Stunden nur ein Ster Eichenholz in der Glutbettphase und danach zwei Ster Weichholz zum Erreichen der Steinzeugtemperatur verbraucht. "Während des gesamten Brennvorgangs wird ein Protokoll geführt, in dem der Temperaturverlauf, die Sauerstoff-Atmosphäre und der Zeitpunkt der Salz- und Aschezugabe festgehalten werden."
Welche Kunstwerke entstanden sind, ob einzelne Stücke gar geborsten sind, das werden allerdings auch die Töpfer-Profis erst nach einigen Tage sehen, dann nämlich, wenn die Keramiken nach der Abkühlphase aus dem Ofen herausgenommen werden können.
Bestaunt werden kann die Töpferkunst natürlich auch beim Weihnachtstöpfermarkt, der vom 4. bis 6. Dezember im Thurnauer Schloss über die Bühne geht. Die Holzbrand-Werke werden da bei einer Ausstellung im Pferdestall gezeigt.