"Wenn man das mit eigenen Augen sieht, dann ist das noch mal was ganz anderes." Hier erfahren Sie, wie die Kulmbacher Helfer die Lage in den Hochwassergebieten erleben.
Am Wochenende ist auch das Technische Hilfswerk (THW) aus Kulmbach in das Hochwasser-Katastrophengebiet ausgerückt. Die Kulmbacher sind in Stolberg in Nordrhein-Westfalen im Einsatz. In der rund 56 000 Einwohner zählenden Stadt in der Nähe von Aachen sind die Helfer aus Oberfranken nicht nur dabei, Wasser aus vollgelaufenen Gebäuden zu pumpen, sondern auch für Strom zu sorgen.
Am Freitag um 21 Uhr kam der Einsatzbefehl, um 2 Uhr früh am Samstag starteten neun Mitglieder der Fachgruppe Notinstandsetzung in Richtung NRW. Acht Stunden dauerte die Fahrt in das Katastrophengebiet, berichtet Zugführer Andreas Hock (38), die Anreise sei unproblematisch gewesen.
Als erstes überörtliches THW vor Ort
Kaum angekommen, seien die Helfer gleich in den Einsatz geschickt worden. "Wir waren als erstes überörtliches THW vor Ort", berichtet Hock. Insgesamt fünf Notinstandsetzungs- und fünf Elektroversorgungsgruppen aus Nordbayern kamen nach und nach in Stolberg an.
Den Kulmbachern bot sich ein Bild der Verwüstung. "Die Eindrücke aus dem Fernsehen sind realistisch. Aber wenn man das mit eigenen Augen sieht, dann ist das noch mal was ganz anderes", sagt Andreas Hock. Ähnliche Bilder habe er bisher nur beim Elb-Hochwasser gesehen. Weggeschwemmte Autos, Straßen voller Unrat. Es seien extreme Anblicke, die sich den Helfern böten.
Am ersten Einsatztag, dem Samstag, seien die Kulmbacher mit Pumparbeiten in einem großen glasverarbeitenden Betrieb beschäftigt gewesen. Am Sonntag ging es in den Stadtkern, den das Hochwasser komplett durchlaufen habe. In der Innenstadt haben man die Stromversorgung für das Stadtarchiv sichergestellt und Vorbereitungen getroffen, damit die Straßen geräumt werden können. Die waren voller Müll. Vieles davon stammte von Anwohnern, die ihre Wohnungen leergeräumt hatten: Möbel türmten sich in den Straßen, Kühlschränke, alles, was durch die Fluten unbrauchbar geworden war. Die Fußgängerzone von Stolberg, nach Einschätzung von Hock drei- bis viermal so lang wie die von Kulmbach, seien die Erdgeschosse vollgelaufen bis zum ersten Stock. Die Kulmbacher sorgten nicht nur für eine Beleuchtung der Innenstadt und pumpten dort den Keller eines Seniorenheims leer, sondern stellten den Menschen auch den Strom zur Verfügung, damit die wenigstens ihre Handys laden konnten.
Wie lange die Kulmbacher THW-Helfer im Einsatz sein werden, wissen sie derzeit noch nicht. Die voraussichtliche Rückreise sei für Mittwoch vorgesehen. Ob das den kompletten Rückzug der Kulmbacher bedeutet oder ob sie durch neue Kräfte aus der Heimat ersetzt werden, das ist nach den Worten von Hock noch nicht klar. Umso dankbarer ist der THW-Zugführer für die Unterstützung der Arbeitgeber, die die Einsatzkräfte für ihren ehrenamtlichen Dienst freistellen und den Familien der Helfer, die sich natürlich Sorgen um die THWler machen würden.
Das THW ist nicht die einzige Hilfsorganisation, die in den Krisengebieten im Einsatz ist. Auch 24 Malteser aus Oberfranken leisten Unterstützung: aus Bamberg, Kulmbach und Waischenfeld. Konkret sind für den Hilfseinsatz die Schnellen Eingreiftruppen (SEG) Betreuung aus Bamberg, Technik und Sicherheit aus Kulmbach sowie Transport und Behandlung aus Waischenfeld vorgesehen. Die SEG Technik und Sicherheit ist unter anderem mit Generatoren und Aggregaten unterwegs, um die Stromversorgung für die Einheiten im Krisengebiet zu sichern.
Ebenfalls unterwegs in das Hochwassergebiet war am Montag das BRK Kulmbach mit insgesamt 16 Mann: Die schnelle Eingreifgruppe Behandlung (zehn Mann) ist in der Lage, 25 Verletzte in vier Stunden zu versorgen. Fünf Mann von der schnelle Eingreifgruppe Verpflegung sind ebenfalls mit dabei. Sind können 200 Mahlzeiten innerhalb von vier Stunden zubereiten und versorgen die 160 BRK-Helfer aus den verschiedenen oberfränkischen Landkreisen, die in das Krisengebiet ausgerückt sind.
Zusammen mit einem Kollegen aus Coburg führt der Kulmbacher Maximilian Türk die 160 Einsatzkräfte des BRK. Deren Aufgabe ist es, verletzte Menschen zu versorgen und Personen, die ihr Zuhause verloren haben, in den Notunterkünften zu betreuen. Voraussichtliches Einsatzgebiet ist die Region Ahrweiler. "Das kann sich aber situationsbedingt noch ändern", so Türk. Der Einsatz ist bis Mittwochabend geplant.