Der Thurnauer Hobbyfotograf Egid Orth hat auf Island den Vulkan Bárdarbunga aus der Luft fotografiert. Seltene Bilder, die durch Erfahrung, Geduld und eine Portion Zufall entstanden sind.
Wind, Hitze, Lavaströme und Sandstürme sowie eine Wolke mit giftigem Schwefeldioxid sind nicht gerade ein einladender Ort zum Fotografieren. Auch nicht aus einem Flugzeug, aber genau von dort hat der Thurnauer Hobbyfotograf Egid Orth den Vulkan Bárdarbunga auf Island fotografiert. Die Möglichkeiten zu den seltenen Aufnahmen bekam der leidenschaftliche Naturfotograf durch Zufall. Vom 20. August an wollte er vier Wochen die, von den Kräften der Erde geprägte, Landschaft der Insel im Atlantik fotografieren.
Ende August spielte dem Thurnauer die Urgewalt der Natur ein fotografisches Ass in die Hand: Nach längeren Vorzeichen öffneten sich Spalten in der Erde und der Vulkan Bárdarbunga im Nordosten des Landes spuckte Lava und Qualm an die Erdoberfläche. Für Orth eine einmalige Gelegenheit. Denn einen ausbrechenden Vulkan habe er noch nicht fotografiert.
Er sei viel im südlichen Afrika unterwegs, um dort Tiere zu fotografieren. Auf Island sei er auch schon rund zwölf Mal gewesen. Seit rund 30 Jahren ist Fotografie die Passion des 61-Jährigen.
Seine Erfahrung half ihm beim Plan den Vulkan zu fotografieren. Denn ein Draufgänger ist der Pensionär nicht. Sicherlich gebe es ein gewisses Risiko bei solchen Aufnahmen, aber mulmig sei ihm beim Flug über den Vulkan nicht gewesen, sagt Orth. Es gehe darum die Risiken zu minimieren. Der Weltenbummler mit Kamera, wirkt gelassen, er drängt sich nicht durch waghalsige Abenteuergeschichten in den Vordergrund - lässt seine Bilder für sich sprechen.
Geduld müsse man mitbringen und für einen Flug tagelang auf die richtigen Bedingen in der Vulkanzone und beim Wetter warten. Zwei Mal ist er über den Bárdarbunga geflogen, oder viel mehr daneben.
Denn aufgrund der Rauchwolken und der Thermik fliegen die Piloten eine Acht an der von der Eruption abgewandten Seite. "Ich verlasse mich da auf die Profis und konzentriere mich auf meine Arbeit."
Fenster auf und Kamera raus Der erste Flug diente vorrangig der Erkundung. Welches Objektiv ist im engen Flugzeug geeignet? Wie sind Licht und wie stark das Wackeln? - da ist er ganz Profi. Die Piloten, denen Orth viel Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein attestiert, treffen die Entscheidung über Flughöhe und andere Parameter erst beim Anflug.
Beim zweiten Flug entschied sich Orth für eine einmotorigen Cessna, bei der man das Fenster öffnen kann - wegen der Qualität und der Intensität der Farbe. Denn ihm gehe es darum einfach fotografisch gute Bilder zu machen und einen eigenen Blickwinkel für seine Motive zu finden.
Nach einer halben Stunde Anflug kreiste die Cessna dann eine Viertelstunde neben dem Vulkan.
Der Erkundungsflug, zur Auswahl der Technik, hatte sich gelohnt, denn: "Mit einer Hand musste ich das Fenster aufhalten und mit der anderen fotografieren", erinnert sich Orth. Aus rund 200 Metern Flughöhe konnte er mit dem Fotoapparat ins Auge des Vulkans blicken. Man müsse die Kamera auch mal weglegen und das ganze ein, zwei Minuten auf sich wirken lassen, sagt Orth. Seine Augen strahlen, wenn er vom Flug erzählt. "Es war sehr beeindruckend und faszinierend diese Urgewalt aus der Nähe zu erleben", sagt Orth.
Katastrophe lockt viele an Eine geologische Sensation wie ein Vulkanausbruch ist auch eine Touristenattraktion, das hat Orth miterlebt. "Ganz klar, damit wird auch Geld verdient", sagt er. Dass berge auch eine gewisse Gefahr.
Gesperrt sei das rund 38 Quadratkilometer große Lavagebiet schon länger. Aber immer wieder gehen viele Menschen - trotz Verbot - ins Sperrgebiet, oft ohne Atemschutz gegen das giftige Schwefeldioxid.
Den Perfektionisten Orth ärgert es im Nachhinein ein wenig, wenn durch das Flimmern der Hitze leichte Unschärfen in einigen Bildern entstanden sind. Aber da könne man nichts machen. Sein Anspruch sei es die Bilder im nachhinein so wenig wie möglich zu bearbeiten. Er sei sehr zufrieden mit seinen Fotos. Die Kamera längere Zeit ruhen zu lassen, kann Egid Orth nicht. In rund einer Woche geht es für ihn nach Namibia.
Zur Besonderheit der Geologie auf IslandIsland Die Insel im Nordatlantik hat etwa die Größe der beiden Bundesländer Bayern und Baden-Württembergs zusammen: 103 100 Quadratkilometer.
Sie liegt auf der Nahtstelle zweier Erdplatten oberhalb des mittelatlantischen Rücken. Dort berühren sich die eurasische und die nordamerikanische Platte. Pro Jahr streben sie etwa ein bis drei Zentimeter
auseinander. Im Bereich der Plattentektonik ist Bewegung ist ein solche Bewegungsgeschwindigkeit ziemlich viel. Dabei strömt immer wieder Magma nach oben. Pro Sekunde fließen beim Bárdarbunga bis zu 200 000 Liter, der mehr als tausend Grad heißen Lava die Bergflanke hinab
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