Dass es Pläne gibt, in der Basteigasse Appartements für Studenten zu errichten, hat einen Baugrund-Gutachter überrascht. Das Studentenwerk kennt nun die Problematik des Hanges und zieht seine Konsequenzen.
Es ist ein Hang, der sich bewegt, ein Hang, der Kulmbach bewegt: Das Studentenwerk Oberfranken will (wie berichtet) auf dem abschüssigen Areal hinter dem Parkhaus in der Basteigasse ein Wohnheim errichten. Es ist ein Projekt, gegen das Anwohner Sturm laufen und das auch den Kulmbacher Diplom-Geographen Thomas Gremer aufgeschreckt hat. "Ich war besorgt, als ich davon erfahren habe", sagt der Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft für Geowissenschaften (IGU), dessen Firma den Hang schon einmal eingehend untersucht hat. Im Jahr 2004, als der Durchstich Basteigasse geplant war: Damals sollte eine Straße durch die Basteigasse errichtet werden, um den Verkehr Richtung Wolfskehle/Trebgast über den Schießgraben zu leiten und so den Holzmarkt so zu entlasten.
"Hang steht gerade so"
Es ist ein Vorhaben, das nie in die Tat umgesetzt wurde. Und das hat einen triftigen Grund: Für die Straßenbau hätte man in den Hang eingreifen müssen. "Eine rückverankerte Bohrpfahlwand wäre nötig gewesen. Es wäre eine sehr kostenintensive Sicherungsmaßnahme geworden. Das haben wir in einem Gutachten aufgezeigt und deutlich gemacht, dass die Kosten und Risiken nicht kalkulierbar sind", teilt Thomas Gremer mit. Die Stadt hat vom Durchstich dann auch Abstand genommen
Was den Hang so besonders macht? Es sei äußerst instabil, sagt der Kulmbacher Baugrund-Gutachter. "Der Hang steht gerade so, verträgt keinerlei Eingriffe. Würde man eine Baugrube ausheben, würde er rutschen." Wie Gremer erläutert, liegen zwischen den Sandsteinschichten im Untergrund glimmerhaltige Tonschichten mit weicher bis breiiger Konsistenz. Diese wirkten auf dem Areal, über das Niederschläge aus höheren Gebieten ablaufen, wie Schmierseife.
Nur mit großem finanziellen Aufwand
Nur mit großem finanziellen Aufwand und einer intensiven Hangsicherung könnte man das Grundstück bebauen, betont der Diplom-Geograph. Gremer hat nach Bekanntwerden der Wohnheimpläne die Stadt kontaktiert, der das Grundstück gehört und die dem Studentenwerk ihre Verkaufsbereitschaft signalisiert hat. In dem Wissen, dass der Hang eine wenig erfreuliche Geschichte hat: Denn nicht nur der Durchstich Basteigasse ist gescheitert. Auch der Bau des Parkhauses Anfang der 90er-Jahre hatte gewaltige Mehrkosten verursacht und für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.
Kein Thema im Stadtrat
Der Geschäftsführer des Studentenwerks, Josef Tost, kennt inzwischen das Gutachten der Ingenieurgesellschaft aus dem Jahr 2004 und zieht seine Konsequenzen. Er wird dem Stadtrat nicht - wie ursprünglich vorgesehen - in der Sitzung am kommenden Donnerstag die Pläne für den Wohnheim-Bau erläutern. "Das Vorhaben ist noch nicht beerdigt, liegt jetzt aber vorerst mal auf Eis", stellte Tost gestern auf Anfrage der Bayerischen Rundschau fest.
Doch auf dem Campus?
Mit Blick auf die Hangproblematik macht er deutlich, dass eine Bebauung sicherlich technisch machbar wäre, dass sich aber die Frage stelle, "ob das wirtschaftlich dann auch sinnvoll ist". Er werde nun nach alternativen Standorten Ausschau halten. Nachdem er erfahren habe, dass der Kauf des Campus-Grundstückes auf dem Güterbahnhofsgelände zeitnah erfolgen soll, werde er noch einmal die Uni Bayreuth und die Immobilen Freistaat Bayern kontaktieren, um zu erörtern, ob ein Wohnheim auf dem Campusareal errichtet werden könne.
Bayreuth statt Kulmbach?
"Sollten wir in Kulmbach überhaupt kein geeignetes Grundstück finden, werden wir in Bayreuth ein Wohnheim errichten, in dem auch Kulmbacher Studenten unterkommen können", so Tost. Da die Anbindung durch den Ausbau der Bahnverbindung ("Künftig fährt alle 25 bis 30 Minuten ein Zug zwischen Kulmbach und Bayreuth") weiter verbessert werde, müsse der Studienort Kulmbach nicht gleich Wohnort sein.
Ich verstehe nicht, dass das Stadtbaumat den Bauinteressierten nicht die Fakten auf den Tisch legt. Dort weiß man genau, dass bereits beim Bau der Hochgarage Basteigasse der darüberliegende Hang abgerutscht ist und u.a. das Schützenhaus dadurch massiv beschädigt wurde. Das bei der stümperhaften und viel zu spät vorgenommen Hangsicherung Richtung Friedhofstraße nach dem Abbruch der vorhandenen Gebäude nichts ins Rutschen kam, ist nur dem günstigen Wetter zu verdanken. Ein lang andauerter Regen über einige Tage und die Karl-Jung-Straße mit angrenzenden Gebäuden hätte sich unkontrolliert talabwärts bewegt. Aber die Stadt hat Entwarnung gegeben, weil es für solche unüberlegten Stellungnahmen keine richtige Amtshaftung gibt. Und der GmbH Bauträger hat sicher bei einen Erdrutsch schon den Plan B in der Schublade.