Studenten: Kulmbach sucht Wohnraum

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Kulmbachs erste Studentenwohnanlage befindet sich in Metzdorf auf dem früheren VfB-Gelände. Die 51 Appartements sind im Wintersemester alle vermietet, sagt Wolfgang Döring, der das Gebäude 2019 errichtet hat.
Kulmbachs erste Studentenwohnanlage befindet sich in Metzdorf auf dem früheren VfB-Gelände. Die 51 Appartements sind im Wintersemester alle vermietet, sagt Wolfgang Döring, der das Gebäude 2019 errichtet hat.
Alexander Hartmann
Wolfgang Döring hat das Wohnhaus in Metzdorf errichtet.
Wolfgang Döring hat das Wohnhaus in Metzdorf errichtet.
Alexander Hartmann

Das Wohnraumangebot für die Studenten in Kulmbach ist knapp. Die Uni hat einen Aufruf an Privatleute gestartet, Zimmer zur Verfügung zu stellen.

In Kulmbach will man offenbar bauen, als gäbe es kein Morgen mehr." Josef Tost, Geschäftsführer des Studentenwerks Oberfranken, konnte Mitte 2019 kaum glauben, welche Pläne in den Schubläden der unterschiedlichsten Investoren lagen. Der Uni-Hype hatte, nachdem feststand, dass eine Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Bayreuth geschaffen wird, eine Goldgräber-Stimmung entfacht. Hunderte Studenten-Appartements sollten entstehen, obwohl da noch kein einziger Student in Kulmbach war.

Es ist anders gekommen

Heute, zwei Jahre später, sieht das anders aus. Schon im Herbst werden 150 bis 200 Studenten erwartet - Wohnraum gibt es aber kaum. Die Weismainer Baufirma Dietz wollte zunächst in der Gummistraße 180 Wohnungen schaffen, ist auf der Suche nach einem alternativen Standort dann in der Blaich fündig geworden. Gebaut wurde bis dato nicht. Von dem Plan, Studentenwohnungen zu errichten, ist Geschäftsführer Christian Dietz abgerückt. "Wir haben Bedarfsanalysen in Auftrag gegeben und sind jetzt auf einem anderen Weg ", stellt Dietz fest.

Aus den Plänen des Rosenheimer Unternehmers Jürgen Drösel, der auf dem Areal der früheren Mälzerei Müller über 150 Appartements für Senioren und Studenten schaffen will, ist ebenfalls (noch) nichts geworden. Möglicherweise wird das Projekt im Frühjahr in Angriff genommen.

Es laufen Gespräche

Auch das anfangs angedachte Studentenwohnheim auf dem früheren Güterbahnhofsgelände lässt sich wohl nicht realisieren, zumal keiner weiß, wann und ob der Campus auf dem Areal errichtet wird. Wie Susanne Strebin, Koordinatorin der Uni-Fakultät, mitteilt, laufen Gespräche des Studentenwerks mit der Stadt Kulmbach. Es werde nach einem alternativen Grundstück Ausschau gehalten. Es gebe Pläne, mit dem Bau einer Wohnanlage schon im kommenden Jahr zu beginnen. Um schleunigst Wohnraum zu generieren, hat die Uni nun aber einen Aufruf an private Vermieter gestartet, die Ein-Zimmer-Appartements, WG- und familientaugliche Wohnungen oder Zimmer zur Untermiete zur Verfügung stellen können. 13 Appartements und 7 WG-Plätze seien in der Folge auf der Homepage des Studentenwerks Oberfranken gleich eingestellt worden, sagt Monika Zenkel, die dort Leiterin der Wohnheimverwaltung ist.

Die Wohnanlage ist belegt

Dass die Nachfrage nach Unterkünften groß ist, weiß Wolfgang Döring, der von nicht wenigen belächelt worden war, als er 2019 mit einem Kompagnon an der Alten Ziegelei in Metzdorf (früheres VfB-Areal) für 3,5 Millionen Euro ein Studentenwohnheim gebaut hat. 51 Appartements wurden geschaffen, die 23 Quadratmeter groß sind, über ein Bad mit Dusche sowie ein separates Zimmer verfügen. "Anfangs war die Hälfte der Wohnungen belegt, zuletzt waren es zwei Drittel", sagt Döring. Und jetzt: "Ab dem nächsten Semester sind wir voll belegt. Wir haben fast täglich weitere Anfragen, die wir aber leider nicht bedienen können."

Heim für Studenten aus vielen Ländern

Ob bei den 150 bis 200 Studenten, die im Herbst in Kulmbach erwartet werden, die Nachfrage gedeckt werden kann? Der Bayreuther hat seine Zweifel. Es gebe kein ausreichendes Angebot. "Zumal es es oft Studenten sind, die aus armen Ländern kommen und sich kein teures Appartement leisten können. Da legt die ganze Familie Geld zusammen, damit die jungen Leute studieren können." In Metzdorf wohnen Nigerianer, Nepalesen und Chinesen neben Studenten aus Sri Lanka, die - weil das Projekt bezuschusst wurde - einschließlich der Nebenkosten "nur" 324 Euro Miete zahlen. "90 Prozent kommen aus dem Ausland", sagt Döring, der von einer besonderen Situation spricht: "Weil die Leute aus aller Welt kommen, sind es keine Wochenend-Heimfahrer. Für sie ist Kulmbach Studien- und fester Wohnort."

Döring hat sich selbst schon Gedanken gemacht, wie er kurzfristig weiteren Wohnraum schaffen könnte. "Eventuell in Altbauten. Denn bis in Kulmbach ein weiteres Studentenwohnheim bezogen werden kann, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen."

Das sagt die Stadt

Dass sich die Situation zuspitzen könnte, wenn die Zahl der Studenten wie erwartet Jahr für Jahr steigt, fürchtet auch Bürgermeister Frank Wilzok (CSU). Die Situation auf dem Wohnungsmarkt sei in Kulmbach ohnehin schon angespannt. "Es gibt auch bei der Städtebau lange Wartelisten von Leuten, die eine Wohnung suchen", so Wilzok. Die Stadt versuche daher, innerstädtische Brachflächen als Baugebiete auszuweisen. "Wo wir es versuchen, funktioniert es aber leider nicht", erklärt Wilzok, der hier auch das Vorhaben am Pörbitscher Platz im Blick hat. Dort sollte auch für Studenten geförderter Wohnraum entstehen - der Stadtrat hat den Plänen einer Erlanger Baugesellschaft vor kurzem jedoch eine Absage erteilt.