Mit 115 Jahren ist die Bayerische Rundschau schon hochbetagt, doch sie will frisch und modern bleiben und auch in Zukunft ganz nah bei ihren Lesern sein.
Als Ekkefried Caspar Baumann im Jahr 1902 die Bayerische Rundschau auf den Markt brachte, hatte er sie als "Tageszeitung für die Interessen der schaffenden Stände in Stadt und Land" konzipiert. Der Plan, Leser in ganz Bayern zu erreichen, ging nicht auf, doch in der Region waren der Zeitungsgründer und seine Nachfahren dafür umso erfolgreicher. Den Eigentümern wie den Redakteuren war in den vergangenen Jahren immer daran gelegen, nicht nur über alles Wissenswerte in
Kulmbach Stadt und Land zu berichten, sondern auch etwas zu bewegen, positive Entwicklungen zu fördern und wo nötig auch kritisch ihre Stimme zu erheben. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das wurde bei der Festveranstaltung am Mittwochabend im Mönchshof-Bräuhaus deutlich.
Der 115. ist kein runder, aber doch ein besonderer Geburtstag in einer Zeit großer Umbrüche in der Medienlandschaft. Die Zeitungsverlage müssen sich dem Wettbewerb mit den vielfältigen neuen digitalen Medien stellen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, betonte Walter Schweinsberg, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, in seiner Festrede vor zahlreichen geladenen Ehrengästen. Als Heimatzeitung sei die Bayerische Rundschau den Menschen in der Region in besonderer Weise verbunden. "Doch die Welt verändert sich rasant, und die ersten in der Kette der Veränderungen sind die Medien", sagte er. Die Mediengruppe Oberfranken stelle sich diesem Wandel - mit ihren Zeitungstiteln ebenso wie mit einer Vielzahl digitaler und gedruckter Medien. Dazu gehöre das überaus erfolgreiche Online-Informationsportal
infranken.de, die Nachrichtenapp, das E-Paper für Menschen, die ihre Zeitung lieber digital haben möchten, das monatliche Heft "Landmadla" für moderne Fränkinnen und die touristische App "Hello Bamberg".
"Es tut sich was, und das gilt auch für die Zeitung", sagte Walter Schweinsberg. Die Bayerische Rundschau bezeichnete er als Qualitätsprodukt, auf das die Mediengruppe sehr stolz sei: "Auch wenn der Absatz gedruckter Tageszeitungen zurückgeht, sehen wir darin nicht das Ende lokaler Qualitätsmedien, sondern eine Herausforderung, den Wandel aktiv mitzugestalten. Unsere Journalisten setzen auf fundierte Informationen zu allen relevanten Themen, die über vielfältige Kanäle verteilt werden - nicht mehr nur über die gedruckte Zeitung."
Mit wenigen Klicks zu jeder Information gelangen zu können, sei einerseits ein Fortschritt, andererseits in Zeiten von "Fake News" auch bedenklich. "Die Tageszeitungen und ihre Internet-Angebote werden von den meisten Menschen als glaubwürdig eingeschätzt, bei den jüngeren Zielgruppen allerdings leider zunehmend weniger." Auch hier seien die Zeitungen der Mediengruppe aktiv mit dem erfolgreichen Schulprojekt "Klartext". "Wir verteilen jährlich 15 000 Zeitungen an Schulklassen aller Jahrgangsstufen und möchten damit erreichen, dass Schüler lernen, wie wertvoll es ist, über Nachrichten mit hohem Wahrheitsgehalt verfügen zu können."
Als regionales Familienunternehmen fühle sich die Mediengruppe Oberfranken stark mit der Heimat verbunden, die den Journalisten die täglichen Themen liefert: "Wir erzählen Geschichten und wecken Emotionen, informieren, unterhalten und entwickeln Services, um unseren Lesern und Anzeigenkunden Produkte mit hohem Nutzen zu bieten. Das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken, und wir sind überzeugt, dass wir die bisherige Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortführen können."
Deutschland habe eine große Verlegertradition, und das gelte auch für Kulmbach, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) in seinem Grußwort. Er erinnerte an die Leistungen des Firmengründers Ekkefried Caspar Baumann, seiner Tochter Hilde Uhlemann und seines Enkels Horst Uhlemann, der "ein Meinungsmacher in unserer Stadt" gewesen sei. Die Übergabe des Medienhauses Baumann an den Fränkischen Tag vor knapp 15 Jahren sei eine kluge Entscheidung gewesen.
"Zur Bayerischen Rundschau habe ich eine sehr emotionale Bindung", sagte Schramm. Es liege durchaus in der Natur der Sache, dass sich Politiker nicht über alles freuen, was in der Zeitung stehe. Doch der OB schätzt seine Heimatzeitung, möchte die morgendliche Lektüre nicht missen und erkennt gewisse Parallelen im Alltag von Politikern und Journalisten: "Geschwindigkeit ist heute das Wichtigste. Die Nachricht muss sofort raus, oft bleibt keine Zeit, um zu überlegen, abzuwägen, Hintergrundgespräche zu führen. Das ist für beide Seiten oft nicht einfach."
Das Zeitungsjubiläum war für den Oberbürgermeister Anlass, der Geschäftsführung der Mediengruppe zu danken - für die Investitionen am Stadtort Kulmbach und das Vertrauen in die Mitarbeiter. Sein Dank galt auch der Redaktion unter der Führung von Alexander Müller und dessen ebenfalls anwesenden Vorgängern Christian Holhut und Thomas Lange: "Vieles konnte in den vergangenen Jahrzehnten nur mit Unterstützung der Bayerischen Rundschau durchgesetzt werden. Die öffentliche Meinung spielt bei politischen Entscheidungen eine große Rolle. Wenn die Zeitung dahintersteht, hat das Gewicht."
Von einer stolzen Geschichte, großen Herausforderungen und großer Verantwortung sprach Landrat Klaus Peter Söllner (FW). "Sie haben diese Verantwortung immer wahrgenommen. Die Menschen betrachten die Bayerische Rundschau als ihre Zeitung, ihre wichtigste Informationsquelle. Das ist eine große Leistung." Die BR sei heute wie damals eine starke Stimme für die Interessen des Landkreises. "Durch ihre Berichterstattung und Meinungsbildung hat sie viel Positives für die Region bewirkt." Söllner schloss sich deshalb dem Dank des Oberbürgermeisters an: "Die Mediengruppe hat die digitale Transformation angenommen und in Aktionen umgesetzt, und die Redaktion hat die richtige Mischung gefunden aus Storytelling, Analyse wichtiger Themen und heimatnaher Berichterstattung über all die Dinge, die den Menschen bei uns wichtig sind."