Fast zwei Jahre lang wurde geplant und verworfen, diskutiert und prozessiert. Nun ist eine Entscheidung gefallen: Die Verbandsversammlung des Klinikums Kulmbach hat sich am Montag einstimmig darauf geeinigt, unterhalb der Albert-Schweitzer-Straße ein dreigeschossiges Parkhaus mit ungefähr 140 Stellplätzen zu errichten.
Debatten hatte es in der Vergangenheit viele gegeben. Dass im Umfeld des Klinikums Parkplätze fehlen, stand dabei immer außer Zweifel. Das Krankenhaus, vor gut 50 Jahren an einem sonnigen Hang hoch über der Blaich gebaut, ist seither stetig gewachsen. Längst reichen die Stellplätze im bestehenden Parkhaus und entlang der Zufahrt nicht mehr aus. Im Zweckverband herrschte schon vor zwei Jahren Einigkeit darüber, dass ein neues Parkhaus entstehen soll.
Die Standort-Frage freilich gestaltete sich schwieriger als von den Verbandsräten erwartet. Ein erster Entwurf, für den der Kulmbacher Stadtrat sogar schon die Baugenehmigung erteilt hatte, wurde hinfällig, nachdem Anwohner der Albrecht-Dürer-Straße geklagt hatten - und das Verwaltungsgericht Bayreuth der Klage statt gab.
Während in den letzten Monaten das Thema Parkhaus immer wieder die Bevölkerung beschäftigte - auch auf inFranken.de und auf der Facebook-Seite der Bayerischen Rundschau war leidenschaftlich diskutiert worden - leistete die Verbandsversammlung im Hintergrund intensive Arbeit: In Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro AMP Parking aus Karlsruhe wurden zahlreiche Standorte geprüft und eine Reihe von Varianten entwickelt.
Noch fünf Varianten im Rennen
In einer Sondersitzung im März hätte eigentlich schon eine Entscheidung fallen sollen. Wenige Tage zuvor meldete sich die Kulmbacher Landtagsabgeordnete Inge Aures, von Beruf Architektin, mit einem weiteren, eigenen Konzept zu Wort - und auch das wollte man noch eingehend prüfen.
Fünf Entwürfe waren zu Beginn der Sitzung am Montag dann noch im Rennen, auch der Aures-Entwurf. Der freilich liegt zu nah an den Personalwohnungen und an der Fachschule für Krankenpflege, was Schulträger und Personalrat im Vorfeld noch einmal schriftlich zu bedenken gegeben hatten.
Zudem würde ein Parkhaus zwischen Personalwohnungen und Wendeschleife dem Klinikum eine wichtige Entwicklungsfläche nehmen: Platz für Erweiterungsbauten ist am steilen Hang schließlich rar. Aus eben jenem Grund hatte letztlich auch eine ursprünglich von Landrat Klaus Peter Söllner in die Diskussion eingebrachte Lösung keine Chance: Das Gelände nördlich des Klinikums-Komplexes ist ebenfalls Entwicklungsfläche, die man sich nicht "verbauen" will.
Tiefgarage wäre zu teuer
Schnell aus dem Rennen war auch der Vorschlag einer Tiefgarage unter dem Hubschrauber-Landeplatz. Die wäre zu teuer. Zu riskant erschien der Verbandsversammlung der Versuch, das ursprünglich geplante Parkhaus am Hang unter der Wendeschleife einfach nach Norden zu verschieben: Hier sah man wohl nach wie vor eine Beeinträchtigung der Anwohner.
Blieb letztlich die so genannte Variante K: Ein Parkhaus, das sich unterhalb der Albert-Schweitzer-Straße von den Wohnhäusern des Klinikums bis zur Wendeschleife zieht. Rund 140 Stellplätze könnten dort entstehen. Die Entwürfe sehen vor, das Bauwerk gut ins Gelände einzufügen und zudem ansprechend mit Holz zu verkleiden und begrünen. Rund 3,26 Millionen Euro veranschlagt die AMP Parking für das Parkhaus - etwa 23..100 Euro je Stellplatz.
Neue Klage angedroht
"Eine gute Lösung", wie Landrat Klaus Peter Söllner, der Vorsitzende der Verbandsversammlung, die Entscheidung kommentierte. "Wir müssen bei der Standortwahl die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Besucher berücksichtigen, die ein Recht auf vernünftige Parkmöglichkeiten haben. Wir müssen dem Klinikum aber auch Entwicklungsmöglichkeiten offen halten. Wir müssen das Gerichtsurteil zugunsten der Anwohner akzeptieren. Und wir müssen die Kosten im Blick behalten."
Eine gute Entscheidung, meinen auch die Mitglieder der Verbandsversammlung, die am Montag keine neue Debatte mehr führten.
"Keine gute Lösung" meinen hingegen die Anwohner, die die Sitzung verfolgten. Carlo Beyer, dem das Gremium ein für Zuhörer sonst nicht übliches Rederecht zubilligte, kritisierte, dass auch dieser Entwurf das Wohngebiet massiv beeinträchtige und unzumutbar sei: "Wir werden gegen diesen Entwurf auf jeden Fall gerichtlich vorgehen. Ich sehe unsere Aussichten als sehr gut an, zumal wir die Sache im letzten Jahr zu unseren Gunsten entscheiden konnten und damit vom Gericht eine Steilvorlage bekommen haben."
Die lange Geschichte des Parkhauses
Mai 2011 Das Vorhaben, ein zweites Parkhaus für das Klinikum zu bauen, alarmiert Anwohner der Anwohner aus der Albrecht-Dürer-Straße.
Oktober 2011 Die Verbandsversammlung beschließt den Bau des Parkhauses am Hang unterhalb des Wendehammers. Mehrere Alternativen werden verworfen.
November 2011 Die Anwohner appellieren an den Kulmbacher Stadtrat, die Baugenehmigung für das Projekt nicht zu erteilen. Der Stadtrat stimmt allerdings mehrheitlich zu.
Mai 2012 Das Verwaltungsgericht Bayreuth gibt der Klage von Anwohnerin Irina Trukenbrod statt und kassiert die Parkhaus-Pläne.
Juli 2012 Der Zweckverband akzeptiert das Urteil und verzichtet auf einen Marsch durch die Instanzen.
November 2012 Das Parkhaus wird wieder zum Thema. Die Nachbarn kündigen an, gegen eine Änderung des Bebauungsplans erneut zu klagen.
Dezember 2012 Die öffentliche Diskussion um ein Parkhaus nimmt Fahrt auf: Besucher und Patienten klagen, darüber, dass Stellplätze fehlen.
Februar 2013 Oberbürgermeister Henry Schramm startet eine Unterschriftenaktion für mehr Parkplätze.
März 2013 MdL Inge Aures präsentiert einen eigenen Entwurf für ein Parkhaus. In einer Sondersitzung des Zweckverbandes werden verschiedene Varianten vorgestellt. Eine Entscheidung fällt noch nicht.
15. April 2012 Die Verbandsversammlung einigt sich einstimmig auf die Variante K unterhalb der Albert-Schweitzer-Straße, für die nun detaillierte Pläne erarbeitet werden sollen und bei der Stadt ein Bauantrag gestellt wird.
....fplgte man den Vorschlag von Inge Aures nicht? Wenn ich mich nicht täusche, hätte der Vorschlag von Frau Aures mehr als doppelt so viele Stellplätze gebracht und der Standort wäre von der Lage her viel passender und sinnvoller gewesen. Ich kann den Unmut von Herrn Beyer durchaus verstehen. Den Anliegern wird quasi wieder ein Betonklotz vor die Nase gesetzt.
....fplgte man den Vorschlag von Inge Aures nicht? Wenn ich mich nicht täusche, hätte der Vorschlag von Frau Aures mehr als doppelt so viele Stellplätze gebracht und der Standort wäre von der Lage her viel passender und sinnvoller gewesen. Ich kann den Unmut von Herrn Beyer durchaus verstehen. Den Anliegern wird quasi wieder ein Betonklotz vor die Nase gesetzt.