Stadtsteinacher züchtet Mini-Papageien im Felsenkeller

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Farbenfrohes Spektakel im Felsenkeller unter der Stadtmauer: die Papageienzucht von Michael Kraus. Fotos: Sonja Adam
Farbenfrohes Spektakel im Felsenkeller unter der Stadtmauer: die Papageienzucht von Michael Kraus. Fotos: Sonja Adam
Foto: Sonja Adam
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Michael Kraus macht seine Papageien handzahm. Foto: Sonja Adam
Michael Kraus macht seine Papageien handzahm. Foto: Sonja Adam
 
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Der Stadtsteinacher Michael Kraus züchtet in einem Felsenkeller, direkt unterhalb der Stadtmauer, kleine afrikanische Mini-Papageien. Und diese Papageien sind so farbenprächtig und perfekt, dass sie unlängst sogar zu den Schönsten Europas gekürt worden sind.

Auch im Winter, wenn die Vögel normalerweise weitgehend stumm sind, ist mitten in Stadtsteinach fröhliches Tirilieren zu hören. Leise, unaufdringlich - doch ausnehmend fröhlich.

Die Geräusche kommen aus einem Gartenhaus, das direkt an die Stadtmauer angebaut ist. Nur wenige Insider wissen, was sich hinter dem gemütlichen Gartenhäuschen verbirgt: das Reich von Michael Kraus. Denn dort züchtet der Stadtsteinacher, der als Küchenleiter des Hauses Fischbachtal des Deutschen Ordens in Kronach arbeitet und auch im Vogelzucht- und Schutzverein Kronach offiziell Mitglied ist, seine Mini-Papageien.

Es handelt sich dabei um afrikanische Liebesvögel, auch Unzertrennliche oder Rosenköpfchen genannt. Wissenschaftlich korrekt nennen sich die Liebesvögel Agapornis.

60 Vögel Mindestbestand

Doch für Michael Kraus sind die Vögel - er hat verschiedene Agapornis-Mutationen und die Wildform der Tarantapapageien, ebenfalls eine Art aus der Gattung der Unzertrennlichen - nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft. Insgesamt hat er derzeit rund sechzig Vögel. "Aber das ist mein Mindestbestand", erklärt der 43-jährige Stadtsteinacher.

Er hält die Vögel nicht einfach in Käfigen, wie andere Züchter. Nur als Jungvögel bleiben die Mini-Papageien, die es in verschiedenen Grün-, Gelb- und Aquatönen gibt und die alle eine auffällige Kopfzeichnung haben, in Käfigen. "Ich halte sie so zwischen sechzig und 100 Tagen in den Käfigen. In dieser Zeit gewöhnen sie sich an die Menschen."

Und dann werden die Jungvögel ein Jahr in einem Doppelkäfig in Gruppen gehalten. Denn die Unzertrennlichen brauchen Gesellschaft. Ihren Namen haben die Vögel übrigens von der Tatsache, dass die Vögel, wenn sie einen Partner gefunden haben, ihr Leben lang zusammenbleiben.

Jeden Tag fängt Michael Kraus seine Unzertrennlichen mit einem Kescher. Er nimmt sie in die Hand und lernt den Vögeln, dass sie mit ihren kräftigen Papageienschnäbeln nicht zwicken dürfen. So werden die Vögel ruhig. Und vor allem lassen sie sich anschauen, ohne dass sie in Aufregung geraten. "Das ist die Vorbereitung für die Ausstellungen", erklärt Kraus. Nach den Ausstellungen werden die Vögel dann im Felsenkeller frei gelassen und können dort fliegen und sich in echten Felsen festkrallen.

Großer technischer Aufwand

Michael Kraus hat in dem Felsenkeller mit viel technischem Aufwand ein echtes Vogelparadies geschaffen. Die Vögel werden mit künstlichem Tageslicht, das genau auf die Bedürfnisse der afrikanischen Minipapageien abgestimmt ist, bestrahlt. Und auch Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Keller werden mit Hilfe von modernster Technik reguliert. "Die Temperatur sollte so zwischen 15 und 20 Grad liegen, die Luftfeuchtigkeit sollte achtzig Prozent betragen", erklärt Kraus.

Der 43-jährige Stadtsteinacher hat mit seinen Vögeln schon viele Titel eingeheimst. Jüngst wurde er sogar Europa-Champion. "Auf diesen Titel bin ich natürlich stolz. Denn ich habe erst 1996 mit der Zucht angefangen. Meine ersten Erfolge hatte ich 2003 - da wurde ich fränkischer Meister", erzählt Kraus. Doch dann ging alles Schlag auf Schlag: Die afrikanischen Minipapageien aus dem Stadtsteinacher Felsenkeller wurden bereits 2004 Bayerischer Meister. Inzwischen hat Kraus vier Bayerische Meistertitel, zwei Deutsche Meistertitel und drei Europa-Championate vorzuweisen. Sein großer Traum ist jetzt die Weltmeisterschaft.

"Aber die Vögel, die gewinnen, sind eigentlich nicht meine Lieblinge", kennt Kraus die Anforderungen der Jurys genau. "Die Vögel müssen sein wie ein Tropfen", schwärmt Kraus. Die Zeichnung muss farbenprächtig und einheitlich sein. "Aber ich mag die große, baffigen, also ein bisschen struppigen Vögel. Gewinner sind die etwas kleineren, mit ganz glattem Gefieder und sehr klaren Farben", erklärt er.


Babyshampoo hilft

Natürlich bereitet der passionierte Papageienfan seine Vögel auch auf die Ausstellungen vor. Sie werden zwei oder drei Wochen vor der Ausstellung mit Babyshampoo gebadet. Und dann werden sie täglich mit Wasser benetzt, denn dann pflegen sie ihr Gefieder besonders akribisch, die Farben erstrahlen regelrecht.

Jeden zweiten Tag verbringt Michael Kraus mindestens eine Stunde bei seinen Vögeln. "Ich habe, als ich angefangen habe, auch schon mal einen Vogel von einem Weltmeister gekauft, der 1000 Mark gekostet hat. Jetzt habe ich keine 08/15 Vögel, sondern kleine Besonderheiten", erklärt Kraus. Er verkauft selbst an Züchter und an Zoohandlungen.

In den nächsten Monaten steht schon wieder die Brutsaison bevor. Dann werden die Vögel, die zueinander passen, gezielt verpaart und zum Brüten animiert. "Aber jedes Paar hat nur zwei Bruten, egal, ob was rauskommt oder nicht. Mehr gibt es nicht", sagt Michael Kraus. Und vielleicht ist ja schon bald der Weltmeister der Zukunft dabei...