Stadtsteinacher Campingplatz droht das Aus

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Campingplatzbetreiber Harry Hofmann (links) plaudert zwar noch locker mit seinen niederländischen Gästen Martin und Diny van Loosbroek, doch 2017 läuft sein Vertrag für das Gelände in Stadtsteinach aus. Und er möchte ihn nicht verlängern. Fotos: Sonja Adam
Campingplatzbetreiber Harry Hofmann (links) plaudert zwar noch locker mit seinen niederländischen Gästen Martin und Diny van Loosbroek, doch 2017 läuft sein Vertrag für das Gelände in Stadtsteinach aus. Und er möchte ihn nicht verlängern. Fotos: Sonja Adam
Der Entwurf für die Planfeststellung
Der Entwurf für die Planfeststellung
 
Das Staatliche Bauamt hat teilweise Lärmschutz und Entwässerungseinrichtungen vorgesehen.
Das Staatliche Bauamt hat teilweise Lärmschutz und Entwässerungseinrichtungen vorgesehen.
 
Die Umgehung würde direkt durch den idyllischen Salem-Kräutergarten führen.
Die Umgehung würde direkt durch den idyllischen Salem-Kräutergarten führen.
 
Die Brücke am Hochofen wird so hoch wie sein Haus, moniert Ethelbert Kremer (links) im Gespräch mit Knud Espig.
Die Brücke am Hochofen wird so hoch wie sein Haus, moniert Ethelbert Kremer (links) im Gespräch mit Knud Espig.
 
Knud Espig von Pro Stadtsteinach hat ebenfalls schon Eingaben zum geplanten Umgehungsverlauf gemacht.
Knud Espig von Pro Stadtsteinach hat ebenfalls schon Eingaben zum geplanten Umgehungsverlauf gemacht.
 
Geschäftsführer Heiko Weiß hat schon Eingaben gemacht. Von der Planung ist er "schockiert".
Geschäftsführer Heiko Weiß hat schon Eingaben gemacht. Von der Planung ist er "schockiert".
 
 

Die geplante Ortsumgehung spaltet Stadtsteinach in zwei Lager. Harry Hofmann, der den Campingplatz betreibt, hat den Kampf gegen das Projekt bereits aufgegeben: Er will seinen Pachtvertrag nicht verlängern. Das Kurhaus Salem befürchtet massive Umsatzeinbußen.

Nach den Planungen soll die Umgehung in der Ziegelhütte Richtung Firma Röttgen führen und dann am Campingplatz vorbei. Dort verläuft die Trasse erhöht, ein Lärmschutz sei nicht geplant, wie Berthold Hübner vom Staatlichen Bauamt Bayreuth erläutert. Weiter geht es über eine 8,82 Meter hohe Brücke am Hochofen. Dort ist Ethelbert Kremer unmittelbar betroffen. In nur 20 Metern Entfernung führt die neue Straße an seinem Haus vorbei. "Es hat einmal jemand bei mir angerufen, wie viele Fenster ich habe. Das sind 42, und seitdem habe ich nichts mehr gehört", schimpft Kremer über die Planung. Er befürchtet erhebliche Lärmbelastungen. Doch über diese Situation ist das Staatliche Bauamt informiert.
Denn die Brücke ist mit einer 1,30 Meter hohen Wand ausgestattet, die dafür sorgt, dass die gesetzlich vorgegebenen Lärmwerte unterschritten werden.

Die Umgehung durchquert dann das Steinachtal. Beim Lindenhof Salem ist ein sieben Meter tiefer Einschnitt geplant. "Ich habe mir von der Verwaltung die Planungen geben lassen. So können wird das nicht auf sich beruhen lassen", sagt Geschäftsführer Heiko Weiß.

Tatsächlich führt die Umgehung direkt an der Kureinrichtung vorbei. "Mit unserem Konzept nicht vereinbar", so Weiß klipp und klar. Umsatzeinbußen sind dabei noch das Geringste, was Salem befürchtet. "Zu uns kommen Menschen aus ganz Deutschland, weil sie absolute Ruhe wollen und die Natur genießen möchten. Die Umgehung würde alles zunichte machen."

Durch den Kräutergarten
Vom Gästehaus bis zur Straße wären es exakt 51 Meter. Allerdings ist noch eine zehn bis 18 Meter breite Böschung eingeplant. Als Lärmschutz hat Heiko Weiß von einer Mauer gehört. "Aber es wäre sicher nicht optimal, wenn unsere Gäste dann auf eine Mauer schauen - und die ist nur 35 Meter weg vom Gästehaus. Ich bin über die Planungen schockiert", sagt Weiß, demzufolge die Umgehung direkt durch den idyllischen Salem-Kräutergarten führen würde.

Tatsächlich wird die geplante Mauer bei Salem drei Meter hoch und 230 Meter lang, erklärt Berthold Hübner die Details. Es sei bereits berücksichtigt, dass Salem Kurgäste beherbergt. "Für ein Kurgebiet gelten verringerte Werte." Im Detail bedeutet das: Tagsüber darf die Lärmbelastung 57 Dezibel nicht überschreiten, nachts sind 47 Dezibel die Höchstgrenze. In Wohngebieten liegen diese Werte um zwei Dezibel höher.

Auch der Campingplatz wäre von der Umgehung schwer betroffen. Dessen Pächter Harry Hofmann (59) ist sich sicher: "Mein Vertrag läuft 2017 aus, und ich werden ihn sicher nicht verlängern. Ich habe andere Pläne." Wenn die Stadt ein Interesse an dem Campingplatz habe, müsse sie Weitblick beweisen und dürfe die Umgehung nicht zulassen", so Hofmann.

Knud Espig von Pro Stadtsteinach hat das 936 Seiten starke Planwerk bereits von Anfang bis zum Ende durchgearbeitet und ist klar gegen die Umgehung. "Der Verlauf der jetzigen B 303 kann als Lebensader von Stadtsteinach bezeichnet werden. Umfragen haben ergeben, dass alle Geschäfte und die Gaststätten bei einer Sperrung bis zu 50 Prozent Einbußen hinnehmen müssen", sagt Espig. "Wenn wir die Umgehung bekommen, schneiden wir unsere Lebensader ab." Deshalb forderte Pro Stadtsteinach - um eine Entlastung vom Schwerverkehr auf andere Art und Weise zu bekommen - weiterhin eine Sperrung der B 303 für Lkw und eine Beschränkung auf Tempo 30.

Espig führt auch negative Auswirkungen in anderen Kommunen auf die Ortsumgehungen zurück: 50 leer stehende Gebäude in Wallenfels, kein Einzelhandelsgeschäft in Rugendorf. "Wir befürchten auch in Stadtsteinach die Schließung von Geschäften und der Tankstelle." Langfristig sehe er sogar die Bemühungen der Stadt, sich als Mittelzentrum einstufen zu lassen, in Gefahr.

Am Montag Sondersitzung
Am kommenden Montag findet um 19 Uhr im Feuerwehrhaus eine Sondersitzung des Stadtsteinacher Stadtrats zum Thema statt. Dabei werden sicherlich noch viele Detailfragen geklärt. Natürlich, versichert Berthold Hübner, versuch das Staatliche Bauamt die Belastungen der Bürger durch reflektierende und schalldichte Brückengeländer sowie durch absorbierende Wände und Wälle so gering wie möglich zu halten.