Wie gut sind die Fußball-Vereine bei Verletzungen gewappnet?

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Dass ausgebildete Rettungssanitäter bei einem Fußballspiel für Notfälle zur Verfügung stehen, ist eher die Ausnahme. Beim entscheidenden Bayernliga-Aufstiegsspiel zwischen dem TSV Neudrossenfeld und dem ASV Hollfeld war dies das Glück von Philipp Schmidt, der sich schwer am Knie verletzte und sofort professionell versorgt werden konnte. Fotos: Peter Mularczyk
Dass ausgebildete Rettungssanitäter bei einem Fußballspiel für Notfälle zur Verfügung stehen, ist eher die Ausnahme. Beim entscheidenden Bayernliga-Aufstiegsspiel zwischen dem TSV Neudrossenfeld und dem ASV Hollfeld war dies das Glück von Philipp Schmidt, der sich schwer am Knie verletzte und sofort professionell versorgt werden konnte. Fotos: Peter Mularczyk
Der in Bayreuth stationierte Rettungshubschrauber Christoph 20 des ADAC holt einen verletzten Fußballer ab.
Der in Bayreuth stationierte Rettungshubschrauber Christoph 20 des ADAC holt einen verletzten Fußballer ab.
 

Wenn sich Fußballer verletzen, ist eine gute und schnelle Erstversorgung wichtig. Doch sind die Vereine für Notfälle wirklich gewappnet? Und wozu sind sie verpflichtet?

Helle Aufregung herrscht Ende September 2012 beim Fußball-Kreisklassen-Derby zwischen dem ATS Kulmbach und dem FC Kirchleus (3:0). Nach einem Foul krümmt sich ein Kirchleuser Kicker mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Hans Limmer, Anhänger des FC Kirchleus, macht sich vergeblich auf die Suche nach einer Trage, um den Verletzten vom Spielfeld zu befördern. "Man sagte mir, ich solle doch eine von den zwei verrosten Schubkarren nehmen, eine Decke hineinlegen, damit könne ich den verletzten Spieler transportieren", empörte sich Limmer hinterher. Dabei sei doch eine Tragebahre Pflicht auf den Fußballplätzen, meint er.

BFV macht keine Vorschriften

Doch ist das wirklich so? Gruppenspielleiter Gerd Rieß (Weidenberg) klärt auf: "Nein, zwingend vorgeschrieben ist eine Tragebahre nicht, in der Spielordnung des Bayerischen Fußballverbandes steht davon nichts drin.
Aber es wäre schon wünschenswert, dass eine Trage vor Ort ist."

Tatsächlich existiert auch beim ATS Kulmbach eine Trage, doch war sie bei besagtem Derby nicht sofort am Spielfeldrand verfügbar, sondern im Schiedsrichterraum im Sportheim verwahrt. ATS-Spielleiter Peter Schwarzmeier verwehrt sich gegen die Vorwürfe, man habe eine Schubkarre angeboten. "Das war sicherlich keiner von uns Offiziellen." Im Übrigen habe er sofort von der ATS-Gaststätte aus einen Krankenwagen bestellt, mit dem der an den Bändern im Fuß verletzte Kirchleuser Fußballer auch sogleich abtransportiert wurde. Mehr könne man nicht tun, so Schwarzmeier.

Doch wie sieht es generell mit der sanitätsdienstlichen Betreuung bei Fußballspielen aus? Wie gut sind die Vereine der Region für Notfälle gewappnet? Vorschriften diesbezüglich macht der BFV auch hier nicht. Gruppenspielleiter Gerd Rieß sagt: "Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn jeder Verein einen ausgebildeten Sanitäter bei Fußballspielen vor Ort hätte. Aber was wäre, wenn der Verband das den Vereinen zwingend vorschreiben würde? Da wäre der Aufschrei sicherlich riesengroß. Denn Sanitäter machen das nicht umsonst."

Beim Bezirksligisten VfB Kulmbach war das mal so. "Früher hatten wir bei den Heimspielen immer zwei Sanitäter da, die sich ehrenamtlich zur Verfügung gestellt haben", erinnert sich 2. Vorsitzender Sylvio Pachali. Doch die Zeiten sind vorbei. Immerhin steht bei den VfB-Spielen noch eine ausgebildete Krankenschwester mit einem Sanitätskoffer Gewehr bei Fuß. Eine Trage gibt es natürlich auch, doch die muss - wenn benötigt - wie beim ATS erst aus dem Sportheim geholt werden.
Beim ATS Kulmbach sitzt ebenfalls zumeist eine ausgebildete Physiotherapeutin und Krankenschwester auf der Bank, wie Peter Schwarzmeier erklärt.

Der BSC leistet sich Hilfsdienst

Einer der wenigen, wenn nicht der einzige Verein im Raum Landkreis Kulmbach, der sich mit den Maltesern einen professionellen Hilfsdienst für seine Fußballspiele leistet, ist der BSC Kulmbach. "Solange ich mich erinnern kann, hatten wir immer einen Sanitätsdienst", sagt 2. Vorsitzender Jürgen Hoffmann, der die Tradition gerne fortsetzt. "Wir sind froh, dass wird die Malteser haben. Sie kosten uns 18 Euro pro Heimspiel. Da würden wir am verkehrten Ende sparen."

Frank Wilzok, Rettungsdienstleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, rät den Vereinen, mindestens einen in Erste Hilfe ausgebildeten Betreuer bei den Spielen vor Ort zu haben. "Es gibt auch Angebote, wo sich die Vereinsmitarbeiter weiterbilden können." Denn Wilzok weiß, dass es auch Helfer gibt, die es vielleicht gut meinen, "aber mit dem Eisspray mehr kaputt machen". Deshalb sollten sich die Vereine regelmäßig einen Fachmann holen, der ihren Übungsleitern und Betreuern etwas über Sportverletzungen erklärt. Ansprechpartner sind alle bekannten Organisationen, die Erste-Hilfe-Kurse anbieten, oder das WKS-Notfalltraining in Kulmbach.