Welche Gebäude der früheren Kulmbacher Spinnerei müssen erhalten werden? Eine Frage, die den Mainleuser Gemeinderat bewegt.
Bürgermeister Robert Bosch (CSU) spricht von einem Jahrhundertprojekt. Als solches bezeichnet er die Entwicklung der Industriebrache der Kulmbacher Spinnerei, eines riesigen, 140 000 Quadratmeter großen Areals, das auf 60 000 Quadratmetern bebaut ist.
Der Architektenwettbewerb
Doch welche Gebäude sind erhaltenswert, sollen in das Revitalisierungskonzept einbezogen werden? Eine Frage, die der Markt Mainleus klären muss, um für einen Architektenwettbewerb den teilnehmenden Büros eine Orientierung zu bieten. Es ist eine diffizile Frage, die der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montag auch noch nicht beantworten konnte.
Der Vorschlag der Verwaltung sieht vor, das Konsum- und Verwaltungsgebäude, den "Staubturm" sowie das Eingangsportal der Weberei inklusive Fassade zu erhalten. Zur Disposition werden die Fortführung der Fassade der Weberei sowie das Kesselhausgebäude gestellt.
Ein Vorschlag, der sich weitgehend an der Gebäude-Zustandsbewertung des Architekturbüros Schröbel aus dem Jahre 2015 orientiert und laut Robert Bosch Vor- und Nachteile hat. Ein Nachteil: Der historischen Werterhaltung wird dem Bürgermeister zufolge weniger Wert eingeräumt. Anders sei das beim von Sebastian Türk erarbeiteten CSU-Vorschlag, "der den Nerv vieler trifft, die sich mit der Spinnerei identifizieren".
"Mainleuser erwarten das"
Türk machte deutlich, dass die identitätsstiftenden Gebäudeteile erhalten werden müssten. "Wir haben gemerkt, wie sehr die Mainleuser an der Spinnerei hängen und dass sie erwarten, dass das kulturelle Erbe gewürdigt wird", sagte der Gemeinderat. Türk machte deutlich, dass das auch die Kreisheimatpfleger sowie die Geschichts- und Heimatfreunde so sehen.
Das will die CSU
Eine Fläche von 6500 Quadratmetern ist laut Türk unbedingt erhaltenswert. Weberei (Ausstellungsfläche "Mainleus Moto"), Kesselhaus, Staubturm sowie das Konsum- und Verwaltungsgebäude dürften nicht abgebrochen werden, möglichst auch die Bauwollhalle nicht. Es sei der Minimalvorschlag, mit dem die Geschichte der Spinnerei auf jeden Fall gewürdigt werden müsse. Die Identität würde so gewahrt, und es bliebe dennoch viel Raum für eine Nachnutzung, betonte Türk, der mitteilte, dass die zu erhaltenden Gebäudeteile gerade mal 4,5 Prozent der Gesamtfläche des Spinnereiareals ausmachen.
Das von Sebastian Türk erarbeitete Konzept fand nicht nur bei der CSU Zustimmung. "Wir schließen uns der CSU-Fraktion an", sagte Markus Oppelt von den Freien Wählern. Dass der Vorschlag der Verwaltung "entschieden zu wenig ist", stellte ABL-Fraktionssprecher Erich Schiffelholz fest. Es müsse das Ziel sein, Gebäudeteile, die für Produktionsprozesse wichtig waren, "der Nachwelt auf irgendeine Weise zu erhalten". "Unser Vorschlag geht nicht so weit wie der der CSU", sagte für die SPD Michael Marx. Man müsse immer die Unterhaltskosten im Blick haben, so der Fraktionssprecher, der weiter feststellte: "Wir sind für alles offen, wenn der Plan gut ist und das Konzept steht."
Entscheidung im September
Die Entscheidung darüber, was erhaltenswert ist, will der Gemeinderat nun in seiner Sitzung am 18. September treffen. Wie Bürgermeister Bosch bekanntgab, soll auch das Gespräch mit Vertretern der Regierung gesucht werden, die sich mit dem Vorschlag der Verwaltung nicht anfreunden könnten und mehr historische Gebäude als erhaltenswert erachten.
Geplant war am Montag auch, die Verwaltung zu beauftragen, im Rahmen der Städtebauförderung baldmöglichst einen Zuwendungsantrag für die nicht mehr verwendbaren Gebäudeteile und deren Entsorgung zu stellen. Ein Punkt, der auch auf September vertagt wurde.